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Roland Berger-Studie: Wettlauf um das vernetzte Auto - App-basierte Nachrüstlösungen (Dongles) für das "Connected Car" setzen Automobilhersteller unter Druck (FOTO)

ID: 1396715

(ots) -
- Integrierte Systeme der Automobilhersteller (OEM) sind teuer und
oft nicht auf Kunden zugeschnitten
- Durch den Einsatz von Dongle-Lösungen können bereits heute mehr als
90 Prozent der PKWs in Deutschland vernetzt werden
- Bis 2020 sind europaweit über 90 Millionen Autos mit Dongle
ausgestattet - branchenfremde Anbieter sichern sich wichtige
Marktanteile
- Automobilhersteller sollten eigene Nachrüstlösungen entwickeln, um
künftig wettbewerbsfähig zu bleiben

Vernetzte Mobilität ist das große Zukunftsthema der
Automobilbranche. OEM bieten heute bereits verschiedene im Fahrzeug
integrierte Lösungen an, die allerdings oft an den eigentlichen
Kundenbedürfnissen vorbeigehen und aufgrund hoher Forschungs- und
Entwicklungskosten sehr teuer sind. So setzen sich vernetze Lösungen
im Fahrzeugbestand nur langsam durch - vor allem im Volumensegment.
Daher drängen immer mehr branchenfremde Anbieter wie IT- und
Versicherungskonzerne, Zulieferer und Startups in den Markt und
bieten kostengünstige Adapter (Dongle) als Nachrüstlösungen an, die
einfach und schnell im Fahrzeug angeschlossen und beispielsweise mit
Smartphones verbunden werden können. In ihrer neuen Studie "Connected
Car - App based dongle solutions as shortcut towards connectivity"
erläutern die Experten von Roland Berger, was Automobilhersteller und
Anbieter aus anderen Branchen tun müssen, um künftig mit vernetzter
Mobilität profitabel wachsen zu können.

"Ein Dongle wird einfach auf die standardisierte Schnittstelle für
die Fahrzeugdiagnose (OBD II) gesteckt. Diesen Anschluss besitzen
heute schon fast 94 Prozent aller Fahrzeuge in Deutschland", erklärt
Jan-Philipp Hasenberg, Partner von Roland Berger. Und App-basierte
Dongle-Lösungen, die Fahrzeugdaten für verschiedene Services an ein
Smartphone senden, sind für viele Autofahrer mittlerweile schon ein




ständiger Begleiter. 2016 gibt es in Deutschland erstmals mehr
Smartphone-Nutzer (47 Millionen) als Autos auf der Straße (45
Millionen). Das Potenzial von App-basierten Dongle-Lösungen für die
Fahrzeug-Fahrer-Kommunikation ist also sehr groß.

Bis 2020 europaweit 90 Millionen Dongle im Einsatz

"Wir erwarten, dass bis 2020 in ganz Europa mehr als 90 Millionen
Autos über Nachrüstlösungen verfügen werden", sagt Philipp Grosse
Kleimann, Partner von Roland Berger. "Dagegen werden nur etwa 70
Millionen Fahrzeuge mit integrierten Systemen ab Werk ausgestattet
sein.

Bereits jetzt hinken die Automobilhersteller bei der Vernetzung
ihrer Fahrzeuge hinterher. Obwohl Kunden einen hohen Mehrwert in
online-basierten Anwendungen sehen, war 2015 gerade mal ein Drittel
der Neuwagen mit entsprechenden integrierten Lösungen ausgestattet.
Laut den Ergebnissen der Roland Berger-Studie sind über 80 Prozent
der Autofahrer bereit, einen Aufpreis für zusätzliche
Dienstleistungen wie Parkplatzsuche, Fahrzeugfinder oder
automatischen Notruf zu zahlen. Allerdings liegt die
Zahlungsbereitschaft der Kunden gerade mal bei rund 50 Euro pro Jahr.
"Die Hersteller verlangen zum Teil mehrere Tausend Euro für die
Vernetzung des Fahrzeugs ab Werk, dazu kommt noch die jährliche
Nutzungsgebühr", sagt Jan-Philipp Hasenberg. "Das ist weit mehr, als
die Autofahrer heute bereit sind zu bezahlen." Aber Dongle-Anbieter
aus anderen Branchen bieten ihre Adapter für unter 100 Euro an - mit
ähnlich komfortablen Lösungen und Services.

Automobilhersteller brauchen eigene Dongle-Lösung

"Viele Marktteilnehmer versuchen schon heute, sich über die
Nachrüstlösungen an die Kundenschnittstelle zu setzen", erklärt
Grosse Kleimann. "So können Versicherungskunden gesteuert und
Autofahrer auf einen Servicebedarf ihres Fahrzeugs gezielt aufmerksam
gemacht werden."

Die Automobilhersteller müssen daher schnell reagieren und ihre
Denkweise verändern, wenn sie nicht den Anschluss verlieren wollen.
Denn: "Mittelfristig werden sich die Anbieter auf dem Markt
durchsetzen, die mehr Kunden für ihre Konnektivitätslösung überzeugen
konnten", so Grosse Kleimann. "Erreicht ein Anbieter die kritische
Masse, wird sich ein Lock-in-Effekt einstellen und das System so zum
Marktstandard werden. Doch noch ist völlig offen, aus welcher Branche
diese Anbieter kommen werden."

Automobilhersteller und Anbieter von Dongle-Lösungen: zwei
unterschiedliche Strategien

Für Automobilhersteller und branchenfremde Anbieter von
Dongle-Lösungen empfehlen die Experten von Roland Berger daher
unterschiedliche Strategien.

Automobilhersteller: Um eine schnellere Marktdurchdringung zu
erreichen, sollten sich OEM überlegen, ob sie allein die kritische
Masse erreichen können oder ob Partnerschaften notwendig sind, um
gemeinsam eine eigene Nachrüstlösung zu entwickeln. So können sie
ihre Kundenbasis erweitern; dank neuer Kundendaten können sie
außerdem weitere Produkte und Dienstleistungen anbieten, die den
Kundenwünschen besser entsprechen. "Nur wenn die Hersteller die
App-basierten Dongle-Lösungen als Zwischenlösung zum vernetzten
Fahrzeug verstehen und nutzen, lässt sich damit langfristig ein
eigenes geschlossenes Ökosystem auf dem Markt durchsetzen", erklärt
Jan-Philipp Hasenberg.

Drittanbieter: IT- und Versicherungskonzerne, Zulieferer und
Startups sollten auf branchenübergreifende Kooperationen setzen.
Mithilfe einer offenen Plattform für neue digitale Technologien
können Innovationen so zügiger und kosteneffizienter umgesetzt
werden. Der Fokus sollte auf App-basierten Dongle-Lösungen liegen, da
sie durch die einfache Verfüg- und Bedienbarkeit für Kunden in allen
Preissegmenten interessant sind. Für Drittanbieter ist es wichtig,
dass ihre Lösungen durch das richtige Serviceangebot zum Standard für
Endkunden werden.

Sowohl OEM als auch Drittanbieter können das offene Rennen um die
profitable Vernetzung von Fahrzeugen für sich entscheiden. "Wenn es
den branchenfremden Anbietern gelingt, ein standardisiertes
Datenformat und eine einheitliche und branchenübergreifende Plattform
zu etablieren, stehen ihre Chancen sehr gut", so Grosse Kleimann.
"Ansonsten werden Automobilhersteller diesen Markt beherrschen.
Allerdings sollten die Marktteilnehmer auch bedenken, dass der Kunde
nicht immer an eine einzige Marke gebunden ist."

Die Studie können Sie herunterladen unter:
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