(ots) - Der Präsident des Deutschen Institutes für
Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin hat die wachsende Ungleichheit in
Deutschland kritisiert. "Soziale Marktwirtschaft bedeutet, jeder hat
eine Chance, jeder kann Eigenverantwortung für sich übernehmen, jeder
kann es zu was bringen. Und das haben wir heute nicht mehr", sagte
Marcel Fratzscher der MDR-Sendung "Exakt - So leben wir!". Die
soziale Marktwirtschaft, so wie sie ursprünglich erdacht und viele
Jahrzehnte gelebt wurde, funktioniere heute nicht mehr so.
Fratzscher sieht Probleme in mehreren Bereichen: Zum Beispiel gehe
die Schere bei den Löhnen immer weiter auseinander. Die unteren 50
Prozent mit geringen Löhnen hätten seit dem Jahr 2000 mit einem
Verfall der Reallöhne und damit der Kaufkraft zu kämpfen. Und: "Bei
den Vermögen gibt es die oberen zehn Prozent, die unglaublich viel
haben, fast zwei Drittel des gesamten Vermögens. Die unteren 40
Prozent haben praktisch überhaupt nichts, kein Nettovermögen."
Deutschland sei damit das Land mit der größten Ungleichheit bei den
privaten Vermögen in der Eurozone.
Außerdem kritisiert der DIW-Chef die noch immer großen sozialen
Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. In Ostdeutschland
würden etwa 40 Prozent der Familien die Hälfte oder mehr ihres
Einkommens durch staatliche Leistung bekommen. "Das bedeutet eine
unglaubliche Abhängigkeit vieler Menschen vom Staat." Das sei genau
das Gegenteil von Eigenständigkeit, Eigenverantwortung sowie der
Möglichkeit, eigene Talente zu entwickeln und Chancen zu nutzen.
Hintergrund
Das datenjournalistische MDR Projekt "Exakt - So leben wir!"
beschäftigt sich mit der wachsenden Schere zwischen arm und reich,
mit der Ãœberalterung der Gesellschaft, dem wachsenden Gegensatz
zwischen Stadt und Land und den Folgen der Digitalisierung unseres
Lebens. Im September, immer mittwochs, immer 20.15 im MDR FERNSEHEN.
1. Folge "Arm gegen Reich?" - 07.09.2016
2. Folge "Jung gegen Alt?" - 14.09.2016
3. Folge "Stadt gegen Land" - 21.09.2016
4. Folge "Online gegen Offline?" - 28.09.2016
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