(ots) - Es war kurz nach High Noon am Mittwoch, als man
glauben mochte, über dem bei wolkenlosem Himmel weithin sichtbaren
Turm der Commerzbank am Frankfurter Kaiserplatz steige weißer Rauch
auf. Und hörten wir nicht die Gloriosa im Kaiserdom St. Bartholomäus
läuten und den Kardinalprotodiakon verkünden: "Habemus Papam"?
Okay, vielleicht haben wir da etwas durcheinandergebracht. Das mit
dem weißen Rauch muss eine optische Täuschung gewesen sein, es geht
auch nicht um den Papst, sondern nur um einen
Aufsichtsratsvorsitzenden, und der soll den Aktionären erst per Mai
2018 zur Wahl in das Kontrollorgan vorgeschlagen werden - bis dahin
kann viel passieren in Zeiten, in denen auch mal ganz locker über
theoretische Möglichkeiten geplaudert wird. Aber so viel steht fest:
Päpste sind bei Bedarf schneller gefunden als Vorsitzende von
Aufsichtsrat und Vorstand der Commerzbank.
Vier Monate hat es gedauert, bis mit Martin Zielke der Nachfolger
von Martin Blessing als CEO gekürt war. Und Klaus-Peter Müller hatte
bereits im Februar verlauten lassen, er klebe ungeachtet seines bis
2018 laufenden Mandats nicht am Stuhl des Aufsichtsratsvorsitzenden,
sollte ein geeigneter Kandidat früher darauf Platz nehmen wollen und
können. Doch erst jetzt ist man mit dem früheren Risikovorstand
Stefan Schmittmann fündig geworden.
An der fachlichen wie menschlichen Eignung des 59-Jährigen für das
Amt besteht kein Zweifel, sieht man mal von einer gewissen
Bankmüdigkeit ab, die bei seinem - wie Blessings Nichtverlängerung -
für den Aufsichtsrat überraschenden vorzeitigen Abgang offenbar
wurde. Doch er soll ja nicht auf die operative Ebene zurück. Insofern
ist da kein Widerspruch. Gleichwohl fällt wiederholt auf, dass die
Besetzung von Spitzenpositionen bei den Gelben ein überaus zähes
Geschäft ist. Liegt es an der Bank? An den Kandidaten? Am Geld? Würde
unsereiner bei einem interessanten Job so lange hingehalten, kämen
Selbstzweifel auf. Und würden wir einen Arbeitgeber derart zappeln
lassen, müsste der an uns zweifeln.
Wenn alles so kommt wie nun eingetütet, wird es für Schmittmann
nicht die geringste Aufgabe sein, die Commerzbank mit der Corporate
Governance zu versöhnen. Da gibt es Defizite. Jetzt hat man gar das
Geburtsdatum des fast 72-jährigen Müller aus seinem Lebenslauf auf
der Homepage entfernt. Es ist trotzdem bekannt, dass "KPM" 2018 mit
73 ein Jahr später abdanken wird, als es die Geschäftsordnung des
Aufsichtsrats vorsieht. Aber das gilt ja nur "in der Regel" und als
Soll-Bestimmung. Also alles in Ordnung.
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