(ots) - In allen Städten Deutschlands sind sie am Start:
Die PS-Protzer! Das Auspuffrohr als Phallussymbol garantiert vor
allem eines: Viel, viel Lärm! Verhaltensforscher in Dublin haben
jetzt festgestellt, dass Lärm auch im Tierreich wichtig ist. Denn
tiefe Frequenzen, Vokaltakt und Volumen von Kehlkopf und Brustkorb
sagen viel über körperliche Kraft und Vitalität aus. So ist es auch
beim Rothirsch. Der kämpferische Nebenbuhler lässt sich durch
Lautstärke schnell beeindrucken und zieht dann den Schwanz ein. Gut
gebrüllt, Rothirsch! "In Deutschland geht es im September in der
Natur ganz schön laut zu: Die Hirschbrunft beginnt", sagt Dr. Andreas
Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung. Hören Sie einfach zu:
www.deutschewildtierstiftung.de/wildtiere/rothirsch#fakten (und dann
auf "Brunftschrei" klicken).
Bei der Brunft geht es sehr archaisch zu: Wer jetzt in den Wald
geht, kriegt ordentlich was zu hören: Es wird georgelt, geröhrt,
geknarzt und geknört. Mit steigendem Testosteronspiegel findet ein
Kräftemessen in den Disziplinen Geweih-Kampf, Schlamm-Suhlen und
Wett-Pinkeln statt. Der Gewinner bekommt die Hirsch-Damen - und zwar
alle. Während die Kühe am Rande des Brunftplatzes auf den Sieger
warten, wälzen sich die Kerle im Schlamm und stimmen Geräusche an,
die mit 75 Dezibel etwa so laut sind wie ein Autoauspuff. Bei
männlichen Säugetieren ist ein kräftiges Organ das beste Mittel, um
beim anderen Geschlecht Aufmerksamkeit zu erregen.
Wer in den nächsten Wochen die Gelegenheit hat, die Brunft des
Rotwilds in freier Wildbahn zu beobachten, wird von der Urgewalt
dieses Rituals begeistert sein. Kinser: "Schließen Sie sich am besten
einer Brunft-Führung an." Alle Orte, an denen Sie mächtige Hirsche
bei der Brunft erleben können, finden Sie im Internet unter:
http://rothirsch.org/erleben/.
Übrigens: Der Stimmapparat beim Mann ist evolutionär betrachtet
ein Sonderfall: Er ist eher auf Sprache als auf Lärm machen
optimiert. Vielleicht sind deshalb Auspuffrohre so wichtig...?
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