(ots) -
- Öffentliche Fördermaßnahmen prägen Automobilmarkt: Spanien nach
Ende der Abwrackprämie vor Rückschlag 2017
- China fördert heimische Hersteller, die Marktanteile gewinnen, vor
allem durch Verkäufe im Hinterland
- Deutsche Automobilindustrie profitiert von Wachstum in den USA und
im Mittel- und Oberklassesegment in China
- Auf dem Bremspedal: Großbritannien spürt 2017 Folgen des
Brexit-Referendums, Brasilien und Russland weiter in der Krise,
Indien und Türkei schwächeln
Öffentliche "Stoßdämpfer" in Form von Subventionen,
Steuersenkungen und Marktanreizen sind maßgebliche Treiber der
globalen Automobilindustrie zusammen mit Zukunftstrends der Branche,
insbesondere die Entwicklung autonomer Fahrzeuge. Zu diesem Schluss
kommt der weltweit führende Kreditversicherer Euler Hermes in seiner
aktuellen Studie "Public bumpers for the automotive market".
Insbesondere in den USA, Großbritannien, China und Spanien stützen
die staatlichen Programme die Verkaufszahlen.
Öffentliche Anreize Fluch und Segen: Spanien 2016 dank Prämie top,
für 2017 Einbruch erwartet
"Die öffentliche Ankurbelung der Automobilverkäufe ist Fluch und
Segen zugleich", sagte Ludovic Subran, Chefökonom der Euler Hermes
Gruppe. "So lange die Förderprogramme in Kraft sind, profitieren die
Autobauer von den Maßnahmen - fallen sie allerdings weg, sehen sie
sich zumindest kurzfristig mit einem Einbruch der Absatzzahlen
konfrontiert, wie beispielsweise in Japan mit Erhöhung der
Mehrwertsteuer. Auch Spanien steht nach Ende der dortigen
Abwrackprämie zum Jahresende für 2017 eine ähnliche Entwicklung ins
Haus. Nach einem erwarteten 11% Plus bei den verkauften Autos im
laufenden Jahr rechnen wir 2017 stattdessen mit einem Rückgang um
10%."
China: Staatliche Steueranreize - chinesische Hersteller
profitieren und steigern Marktanteil
Auch in China prägen öffentliche Entscheidungen und Anreize den
Automobilmarkt. 2015 halbierte die chinesische Regierung die Steuer
auf Abgasemissionen für Einstiegs- und Mittelklassewagen von 10% auf
5%. Ein Wachstum bei den Absatzzahlen in China von voraussichtlich 8%
auf 23 Millionen verkaufte Fahrzeuge in 2016 ist die Folge.
"Gewinner dieser Steueranreize waren eindeutig die chinesischen
Hersteller", sagte Subran. Sie dominieren das Einstiegssegment und
konnten durch die Förderung ihren Marktanteil auf nunmehr 43% in 2016
verbessern. Ihr Erfolg ist jedoch nicht nur preisbedingt. Sie haben
auch in anderen Bereichen stark aufgeholt und ihr Produktangebot
schnell erneuert und sich auf Crossover-Fahrzeuge (CUV)* und das
SUV-Einstiegssegment spezialisiert, die sich beide in China mit +50%
und +18% bei den verkauften Fahrzeugen großer Beliebtheit und
Nachfrage erfreuen."
Diese Subventionen werden wohl über 2016 hinaus verlängert werden.
Sollte dies nicht der Fall sein, stünde den Absatzzahlen in China
2017 ein Rückschlag bevor, zwischen -5 und -10%.
China: Wachstum getrieben durch Hinterland - in Ballungsräumen
zunehmende Einschränkungen
"Die Automobilbranche ist für die chinesische Regierung ein
strategischer Sektor", sagte Subran. "Insofern gilt es als sicher,
dass die Förderprogramme weiterlaufen werden, um die strategische
Weiterentwicklung nicht zu gefährden. Wir erwarten daher für 2017
einen Zuwachs bei den verkauften Fahrzeugen um rund 5% auf dann 24
Mio. Fahrzeuge. Das Wachstum kommt dabei vor allem aus dem
chinesischen Hinterland, wo sukzessive die Kaufkraft mit langsam
steigenden Einkünften wächst. In den großen Ballungsräumen hingegen
herrscht bereits heute eine starke Luftverschmutzung, was vermehrt zu
Einschränkungen im Verkehr und bei der Zulassung von Fahrzeugen
führt."
In Shanghai und Peking können neue Autos erst nach einer Verlosung
erworben werden - es sei denn, es handelt sich um ein
Elektrofahrzeug. Diese werden mit bis zu 15.000 Euro vom Staat
gefördert (nimmt man Förderinstrumente von Zentralregierung und
lokalen Behörden in Anspruch). Voraussetzung ist jedoch auch hier,
dass es sich um ein Elektroauto eines einheimischen Herstellers
handelt.
Deutsche Autobauer: China weiterhin Lokomotive des globalen
Wachstums Für die deutsche Automobilindustrie ist der chinesische
Markt (8%) nach den USA (15%) und Großbritannien (13%) der
drittwichtigste Exportmarkt. Insgesamt 80% der 5,8 Millionen in
Deutschland produzierten Fahrzeuge gehen ins Ausland. In China sind
sie - trotz leicht sinkender Marktanteile - auch weiterhin gut
positioniert.
"Die deutschen Autobauer sind vor allem in den Ballungszentren und
bei Mittel- und Oberklassefahrzeugen sehr gut positioniert", sagte
Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und
der Schweiz. "Im Einstiegssegment, das derzeit überproportional
wächst, dominieren hingegen einheimische Marken. Trotzdem ist der
Markt weiterhin im globalen Vergleich eine Lokomotive des Wachstums
und deutsche Konzerne profitieren weiterhin davon. Sorgen machen in
China nur die langen Zahlungsziele und die steigenden Insolvenzen.
Wir erwarten 2016 insgesamt rund 20% mehr Pleiten im Reich der Mitte
und die Zahlungsmoral hat sich in den letzten Jahren im ganzen Land
erheblich verschlechtert. Traditionell bezahlen Unternehmen in der
Automobilindustrie besonders spät."
Deutsche Autobauer stehen gut da, nicht zuletzt dank Absatzrekord
in den USA
Die deutsche Automobilindustrie steht insgesamt gut da und
profitiert auch von einem auf Rekordniveau wachsenden US-Markt,
getrieben durch niedrige Ölpreise und günstige
Finanzierungsmöglichkeiten.
"Der Abgasskandal hatte auf die deutschen Autobauer insgesamt
keine merklichen negativen Auswirkungen", sagte Van het Hof.
"Trotzdem oder gerade deshalb setzen sie verstärkt auf
umweltfreundliche Technologien wie beispielsweise aufladbare
Hybridmotoren, um vor allem auch den Ausstoß der großen Limousinen
oder SUVs zu reduzieren. Auch diverse Elektromobilprojekte helfen, um
das 'grüne Label' der deutschen Automobilindustrie weiterhin zu
wahren. Autonome Fahrzeuge und vernetze 'Smart Cars' sind ebenfalls
Trends, auf die die Hersteller für die Zukunft setzen. Ihre Karten
sind dabei recht gut, da sie im globalen Vergleich relativ hohe
Margen erzielen und traditionell in Forschung und Entwicklung
investieren."
Europas Automobilmärkte top - Großbritannien durch Brexit 2017
Flop
Auch Europas Absatzzahlen können sich mit einem Plus von 5,5% auf
insgesamt 15 Millionen neue Fahrzeuge in 2016 sehen lassen und die
Aussichten sind auch für 2017 fast überall gut. Fehlzündungen
erwarten die Euler Hermes Volkswirte 2017 allerdings für den
spanischen und den britischen Markt. Ersterer durch das Ende der
staatlichen Abwrackprämie und Letzterer in Folge des Brexit-Votums.
Rund 9% dürfte der Fahrzeugabsatz im Inselstaat zurückgehen.
"Großbritannien ist der zweitwichtigste Exportmarkt der deutschen
Autobauer", sagte Van het Hof. "Das Premiumsegment sollte zwar
problemlos Preise erhöhen können, aber eine Rezession und ein
Absatzrückgang dürften sie dennoch zu spüren bekommen."
Auf dem Bremspedal: Brasilien und Russland weiter in Krise, Indien
und Türkei schwächeln Die aufstrebenden Automobilmärkte enttäuschen
hingegen auch weiterhin. In Brasilien kommen nach einem Rückgang um
ein Viertel im vergangenen Jahr weitere -19% bei den Neuzulassungen
2016 hinzu. In Russland sind es -11% (nach -36% in 2015). Auch Indien
und die Türkei stehen auf dem Bremspedal. In Indien werden 2016
flache 1% mehr Neuwagen verkauft, in der Türkei sind es sogar 1%
weniger als noch 2015. Bei den aktuellen Entwicklungen im Land
erwarten die Euler Hermes Volkswirte keine schnelle Besserung.
"Mittelfristig haben diese Märkte aber großes Potenzial", sagte
Subran. "Auch Brasilien und Russland sind langfristig weiterhin sehr
interessant. Allerdings brauchen die Autobauer eine entsprechende
Finanzstärke und Flexibilität bei der Fertigung, um sich auf die
große Volatilität dort adäquat einzustellen."
* Crossover Utility Vehicles (CUVs) sind eine Kombination aus
normalen PKWs und SUVs
Die vollständige Euler Hermes Studie "Public bumpers for the
automotive market" (Englisch) finden Sie hier: http://ots.de/Zkg3k
Infografik: Aufstrebende Märkte im Überblick
Marokko: Gibt Gas
Ägypten: Im Rückwärtsgang
Saudi-Arabien: Rückgang parallel zu den Ölpreisen
Iran: Jeder will ein Stück vom Kuchen - wenn es dann losgeht
Indonesien: Zurück zu einem stabilerem Umfeld
Thailand: Auf dem Weg der Erholung
Vietnam: Von asiatischen Autobauern dominiert
Philippinen: Großes Potenzial für ein Land mit 110 Millionen
Einwohnern
Kolumbien: Es fehlt an Dynamik
Peru: Markt verzehnfacht in 10 Jahren
Chile: Erholung in 2017
Argentinien: Wieder im Vorwärtsgang
Ãœber Euler Hermes
Euler Hermes ist weltweiter Marktführer im
Kreditversicherungsgeschäft und anerkannter Spezialist in den
Bereichen Kaution, Garantien und Inkasso. Das Unternehmen verfügt
über mehr als 100 Jahre Erfahrung und bietet seinen Kunden umfassende
Finanzdienstleistungen an, um sie im Liquiditäts- und
Forderungsmanagement zu unterstützen. Über das unternehmenseigene
Monitoringsystem verfolgt und analysiert Euler Hermes täglich die
Insolvenzentwicklung kleiner, mittlerer und multinationaler
Unternehmen. Insgesamt umfassen die Expertenanalysen Märkte, auf die
92% des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) entfallen. Das
Unternehmen mit Hauptsitz in Paris ist in mehr als 50 Ländern
vertreten und beschäftigt über 6.000 Mitarbeiter. Euler Hermes ist
eine Tochtergesellschaft der Allianz und ist an der Euronext Paris
notiert (ELE.PA). Das Unternehmen wird von Standard & Poor's und
Dagong Europe mit einem Rating von AA- bewertet. 2015 wies das
Unternehmen einen konsolidierten Umsatz von EUR 2,6 Milliarden aus
und versicherte weltweit Geschäftstransaktionen im Wert von EUR 890
Milliarden.
Euler Hermes beschäftigt in Deutschland rund 1.400 Mitarbeiter, am
Hauptsitz in Hamburg sowie in weiteren Niederlassungen in
Deutschland.
Weitere Informationen auf www.eulerhermes.de, LinkedIn oder
Twitter (at)eulerhermes
Die Einschätzungen stehen wie immer unter den nachfolgend
angegebenen Vorbehalten. Vorbehalt bei Zukunftsaussagen: So weit wir
hierin Prognosen oder Erwartungen äußern oder unsere Aussagen die
Zukunft betreffen, können diese Aussagen mit bekannten und
unbekannten Risiken und Ungewissheiten verbunden sein. Die
tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können daher wesentlich
von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Neben weiteren
hier nicht aufgeführten Gründen ergeben sich eventuell Abweichungen
aus Veränderungen der allgemeinen wirtschaftlichen Lage und der
Wettbewerbssituation, vor allem in Allianz Kerngeschäftsfeldern und
-märkten, aus Akquisitionen sowie der anschließenden Integration von
Unternehmen und aus Restrukturierungsmaßnahmen. Abweichungen
resultieren ferner aus dem Ausmaß oder der Häufigkeit von
Versicherungsfällen, Stornoraten, Sterblichkeits- und Krankheitsraten
beziehungsweise -tendenzen, und insbesondere im Bankbereich aus dem
Ausfall von Kreditnehmern. Auch die Entwicklungen der Finanzmärkte
und der Wechselkurse, sowie nationale und internationale
Gesetzesänderungen, insbesondere hinsichtlich steuerlicher
Regelungen, können einen Einfluss ausüben. Terroranschläge und deren
Folgen können die Wahrscheinlichkeit und das Ausmaß von Abweichungen
erhöhen. Die Gesellschaft übernimmt keine Verpflichtung, die hierin
enthaltenen Aussagen zu aktualisieren.
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Pressesprecherin
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