(ots) -
Lamya Kaddor, Islamwissenschaftlerin, Autorin und bekannteste
liberale Muslimin Deutschlands, redet nicht mehr mit überzeugten
Radikalen. "Das habe ich oft genug probiert", sagt sie in der
neuen Ausgabe des Magazins BRIGITTE, die ab heute im Handel
erhältlich ist. "Es bringt nichts. Man sollte solche Menschen
besser ausgrenzen, um damit ein entsprechendes Signal zu
setzen."
Kaddor, 38, wurde in Deutschland geboren, ihre Eltern stammen aus
Syrien. Sie unterrichtet Religion an einer Hauptschule in Dinslaken.
Sie ist daran gewöhnt, von Islamisten als Ungläubige und von
Islamgegnern als Islamistin beschimpft zu werden. Auf ihrem Handy hat
sie einen eigenen Ordner für Hassmails. Die Hetze setze ihr zuweilen
zu: "Ich habe zwei Kinder. Und es ist ja auch nicht so, dass man mich
auf der Straße nicht erkennen würde." Aber sie habe inzwischen auch
ein dickes Fell. "Man gewöhnt sich ja an diesen Sprachduktus und ist
nicht mehr schockiert, wenn man zum 50. Mal liest: Ey, Lamya, du
Nutte!"
Manchmal denke sie, sie brauche eine Auszeit. "Diese Aggressivität
desillusioniert total." Doch man müsse sich klarmachen: "Die
eigentliche Trennlinie verläuft dieser Tage nicht zwischen Deutschen
und Flüchtlingen oder zwischen Christen und Muslimen. Sie verläuft
zwischen denen, die Demokratie und Vielfalt wollen und finden, dass
beides zu Deutschland gehört wie Schwarzbrot - und denen, die es
bekämpfen."
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