(ots) -
Berufstätige, die an einer Demenz erkranken, benötigen andere
Unterstützung als ältere Menschen mit Demenz. Darauf macht die
Arbeitsgruppe "Jüngere Menschen in der frühen Phase der Demenz" der
Landesinitiative Demenz-Service Nordrhein-Westfalen aufmerksam.
Die Krankheit begann schleichend: Am Anfang konnte sich der
Bankangestellte, nennen wir ihn Günther H., nicht mehr so gut
konzentrieren. Der 51-Jährige wurde langsamer, manche Worte fielen
ihm auch nicht mehr so schnell ein. Die Kollegen am Arbeitsplatz
begannen zu tuscheln. Wegen einer depressiven Verstimmung wurde er
schließlich krankgeschrieben. Doch bis die endgültige Diagnose
feststand, dauerte es: Der heutige Frührentner und Hausmann hat eine
Demenz.
Dement ist nicht gleich "alt". Dass eine Demenzerkrankung nur im
höheren Alter auftritt, ist ein weit verbreiteter Irrtum. Sie kann
auch Menschen treffen, die noch im Berufsleben stehen oder sogar noch
mit ihren schulpflichtigen Kindern zusammen leben. Nach Angaben der
Deutschen Alzheimer Gesellschaft leben in Deutschland rund 24.000
Menschen, die noch nicht 65 Jahre alt und doch schon an Demenz
erkrankt sind. Ihre Bedürfnisse und ihre Lebenssituationen
unterscheiden sich von denen älterer Menschen, die an einer Demenz
erkrankt sind. Darauf macht die Arbeitsgruppe "Jüngere Menschen in
der frühen Phase der Demenz" der Landesinitiative Demenz-Service
Nordrhein-Westfalen aufmerksam.
Die bestehenden Pflege- und Betreuungsangebote für Demenzkranke
"entsprechen in der Regel nicht den Bedürfnissen von jüngeren
Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen", sagt Gerlinde
Strunk-Richter von der Informations- und Koordinierungsstelle der
Landesinitiative Demenz-Service NRW im Kuratorium Deutsche
Altershilfe. Junge Betroffene äußerten häufig, dass sie sich in
Settings mit einer überwiegend hochaltrigen Klientel fehl am Platz
und unwohl fühlten. "Austausch und Aktivitäten mit Gleichaltrigen
sind der Wunsch jüngerer Menschen mit Demenz, betont Gerlinde
Strunk-Richter.
In Nordrhein-Westfalen gibt es derzeit in 31 Städten 44
Gruppenangebote für jüngere Menschen mit beginnender Demenz. Bei 22
von ihnen handelt es sich um Selbsthilfegruppen. "Die Tendenz ist
steigend, es könnten jedoch noch mehr werden, vor allem im ländlichen
Raum", sagt Gerlinde Strunk-Richter. In den Gruppen können die
jüngeren Demenzbetroffenen ihre Erfahrungen austauchen und sich mit
Tipps gegenseitig unterstützen. Selbsthilfegruppen können so dazu
beitragen, dass sich Menschen mit Demenz sicherer fühlen, ihr
Selbstwertgefühl gestärkt wird und sie mehr Abwechslung im Alltag
erleben.
Jüngere Menschen mit Demenz sind meist berufstätig, haben
minderjährige Kinder oder ihre Kinder befinden sich in der
Ausbildung. Sie leben in einer Partnerschaft, für die die beginnende
Demenzerkrankung eine enorme Herausforderung sein kann. Sie haben
vielfältige finanzielle und soziale Verpflichtungen. Das ist bei
älteren Menschen mit Demenz oft nicht mehr der Fall. "Zu der
Belastung, unheilbar erkrankt zu sein, kommt auch die Angst um den
Arbeitsplatz und die finanziellen Auswirkungen", betont die
KDA-Expertin. Es ergeben sich Fragen wie beispielsweise: Wie geht man
in einer Partnerschaft mit diesen Herausforderungen um? Wie erklärt
man Kindern, warum der Vater oder die Mutter sich so verändert? Wo
gibt es passende Unterstützungsangebote für die Familien? Wie kann
die Ausbildung der Kinder gesichert werden? Wie kann der Ausstieg aus
dem Beruf gestaltet werden? Und wie kann soziale Ausgrenzung in der
Nachbarschaft und Freundeskreisen vermieden werden?
Unterstützt werden die Aktivitäten der Landesinitiative
Demenz-Service Nordrhein-Westfalen inhaltlich und finanziell vom
Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes
Nordrhein-Westfalen und der Landesverbände der Pflegekassen.
Informationen und Kontaktdaten sind im Angebotsüberblick auf der
Website der Landesinitiative Demenz-Service NRW zu finden:
www.demenz-service-nrw.de
Ansprechpartnerin:
Simone Helck: presse(at)kda.de
www.demenz-service-nrw.de