(ots) - Trotz eines schwächeren Investmentmarktes hat
sich in Deutschland das Neugeschäftsvolumen für die gewerbliche
Immobilienfinanzierung im ersten Halbjahr leicht erhöht: im
Jahresvergleich legte es um 11 % auf 22,8 Mrd. Euro zu. In seinem
gerade erschienenen Neugeschäftsreport im Bereich Finanzierung
gewerblicher Immobilien in Deutschland sieht JLL dies als
Nachlaufeffekt zum investiven Rekordergebnis im gewerblichen
Immobilienbereich des letzten Jahres. Dies entspricht der
wahrnehmbaren Strategie insbesondere institutioneller Investoren, die
Refinanzierung einer Investition erst zeitlich versetzt nach einer
vollständigen Kaufpreisbelegung durch Eigenkapital vorzunehmen.
Zur qualitativen Beurteilung der Immobilienfinanzierung hat JLL
sowohl die tatsächlich realisierten Neugeschäftszahlen auch
Planzahlen für die Neugeschäftsvergabe sowie Kreditbestände
analysiert. Dabei machen die im Report analysierten 14 Banken mit
Neugeschäft knapp 70 % des Neugeschäftsvolumens im deutschen Markt
aus.
Zwei Banken zeichnen ein Drittel des Neugeschäftsvolumens
Im Gegensatz zur ersten Jahreshälfte 2015 haben bis dato zwei
Institute die 3-Mrd.-Marke überschritten: Die HypoVereinsbank - in
deren Zahlen als Sondereffekt eine kurzfristige Brückenfinanzierung
mit einem Volumen von rund 900 Mio. Euro enthalten ist - sowie die DG
Hyp. Mit zusammen 6,8 Mrd. Euro kommen beide auf allein fast ein
Drittel des gesamten Neugeschäfts in den ersten sechs Monaten.
Deutliche Steigerungen verzeichneten aber auch Institute mit
geringeren Neugeschäftsvolumina. Die größten Wachstumsraten
verbuchten Institute mit einem Neugeschäftsvolumen unter 1 Mrd. Euro:
die Aareal Bank mit einer Steigerung um 300 %, und die Postbank mit
einem Plus von 200 %. Aber auch die Berliner Sparkasse erzielte ein
deutliches Wachstum mit einer Steigerung um 85%.
Kreditgenehmigungen zeigen Fokussierung der Banken auf leicht
abbildbare Kreditstrukturen
Da das Neugeschäft größer war als die planmäßigen Kredittilgungen
und Rückzahlungen, sind die Kreditbestände in den Büchern bei neun
der 14 analysierten Banken leicht angestiegen. Drei weisen reduzierte
Kreditbücher auf. Über das größte Kreditbuch verfügt unverändert die
Helaba. Im Jahresvergleich konnte sie das Volumen sogar noch einmal
um 5 % auf nunmehr 35,8 Mrd. Euro erhöhen. Die Aareal Bank liegt
trotz Abbaus der Kreditbestände um 8 % (u.a. im Wege des Abbaus
nicht-strategischer Portfolien) weiterhin an zweiter Stelle mit 30,3
Mrd. Euro. Die DekaBank verzeichnete mit einem Anstieg um 21 % den
höchsten prozentualen Aufbau.
Grundsätzlich ist die Bereitschaft zur Kreditvergabe bei der
Mehrheit der Institute positiv zu werten. Gleichwohl sehen wir in den
konkreten Kreditgenehmigungen einen Trend zur Ausbildung eines
Mainstreams. Der betrifft die Auswahlkriterien der finanzierenden
Banken. Im Umfeld weiter ansteigender regulatorischer Anforderungen
an die Berechnung des zugrunde zu legenden Eigenkapitals tendieren
viele Banken zu einer Fokussierung der Kreditvergabe auf technisch
leicht abbildbare Kreditstrukturen. Eine hohe Komplexität, das
Abweichen von Standardprämissen in Bezug auf Markt, Standort oder
Gebäudefaktoren sowie hohe Beleihungsausläufe bleiben in der Mehrzahl
der Fälle verwehrt. Der Anstieg der Kreditbestände insgesamt kann
damit in erster Linie dem hohen Transaktionsvolumen im Investmentjahr
2015 zugeordnet werden.
Vorsichtiger Ausblick bei starkem Wettbewerb um gute Risiken
Die Neugeschäftsprognosen für das Gesamtjahr werden auf Basis
eines tendenziell schwächeren zweiten Halbjahres als nur noch
vorsichtig optimistisch eingestuft werden. Dabei spiegelt sich der
Brexit in den marktbeeinflussenden Faktoren für die Kreditvergabe in
Deutschland nur unmerklich wieder. Als unverändert intensiv gestaltet
sich der Wettbewerb um die besten Kreditrisiken in der gewerblichen
Immobilienfinanzierung. Daher bleiben die Margen in diesem Segment
weiter unter Druck und der Finanzierungsmarkt kreditnehmerfreundlich.
Vor dem Hintergrund der Null- bzw. Negativzinsära betonten mehrere
Banken, ihre konservative Strategie bzw. risikoadjustierten
Kreditstandards bewusst beizubehalten. Der Ausblick auf die weiter
steigenden Anforderungen der Regulatorik unterstreicht diese
strategische Positionierung. Die Banken halten anders als zu Zeiten
der letzten Hochphase die Grenzen zwischen vertretbaren
Fremdfinanzierungs- und Eigenkapitalrisiken in
Immobilientransaktionen überwiegend trennscharf ein. Außergewöhnliche
Objektspezifika, die zu Wert- oder Cash-Flow-Risiken führen können,
sind daher konsequenterweise aus Eigenkapital zu zahlen.
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Dorothea Koch, Tel. 069 2003 1007, dorothea.koch(at)eu.jll.com