(ots) - Die Wilderei auf afrikanische Nashörner nimmt seit
Jahren dramatisch zu. Mit 1.342 erlegten Tieren in nur einem Jahr
erreichte sie 2015 einen traurigen Höhepunkt. Auf dem Schwarzmarkt in
China und Vietnam werden für ein Kilogramm Rhinozeros-Horn nach
aktuellen Schätzungen derzeit bis zu 100.000 US-Dollar bezahlt -
damit ist es wertvoller als Gold. Im Vorfeld der CITES-Konferenz in
Johannesburg ist die Diskussion um eine Freigabe des Handels mit
Nashorn-Horn aufgeflammt. Swaziland möchte seine Lagerbestände und
durch Enthornung gewonnenes Nashorn-Horn an asiatische Kunden
verkaufen. Eine neue Studie der NABU International
Naturschutzstiftung zeigt: Selbst die weltweite Nashorn-Population
von knapp 30.000 Tieren würde nicht annähernd ausreichen, um die
enorme Nachfrage an Rhinozeros-Horn zu befriedigen.
Die meisten Nashörner, etwa 20.000, leben übrigens im
CITES-Gastgeberland Südafrika. Bei der Konferenz wird auch darüber
entschieden, wie Arten vor dem Aussterben gerettet werden können. Für
den NABU ist das Aufheben eines Handelsverbots der falsche Weg.
"Den Markt mit legalem Horn zu fluten, um durch den Preisverfall
den Anreiz für Wilderer und Händler zu reduzieren, ist eines der
Hauptargumente der Handelsbefürworter. Aus unserer Studie geht jedoch
klar hervor: Ein solches Szenario ist nicht realistisch. Eine
Freigabe des internationalen Handels mit Nashorn-Horn würde im
Gegenteil dafür sorgen, dass die Nashorn-Wilderei weiter eskaliert
und somit den Todesstoß für die Nashörner weltweit bedeuten",
erklärte Barbara Maas, Artenschutzexpertin der NABU International
Naturschutzstiftung und Autorin der Studie.
Die Studie untersucht unterschiedliche Angebot- und
Nachfrage-Szenarios und zeigt die Diskrepanz zwischen tatsächlich
verfügbarem Horn und der Nachfrage in den beiden größten
Verbrauchermärkten Vietnam und China auf. Als Basis für die
Berechnungen dienten, neben der in der Traditionellen Chinesischen
Medizin (TCM) empfohlenen Dosis für eine Einzelbehandlung mit
Nashornpulver, der potenzielle Markt an erwachsene Konsumenten in
Vietnam und China sowie die geschätzten 141 Tonnen Horn, die von
allen in Freiheit lebenden Nashörnern theoretisch "geerntet" werden
könnten. Die Analyse zeigt: Schon eine einzige Standard-Dosis von
drei, fünf oder 50 Gramm Nashornpulver, die von lediglich 3,8
Prozent, 1,3 Prozent oder 0,2 Prozent der chinesischen und
vietnamesischen Erwachsenen eingenommen wird, würde das gesamte,
weltweit zur Verfügung stehende Horn aufbrauchen. "Egal, welches
Szenario wir durchgerechnet haben - die Ergebnisse zeigen eindeutig:
Eine 'Marktüberflutung' ist völlig illusorisch - schon bei einer
einzigen Nashorn-Pulver-Dosis versagt das Argument", erklärte Maas.
Um die drohende Ausrottung der letzten Nashörner zu verhindern,
fordert NABU International nationale und internationale stark
kontrollierte Handelsverbote sowie gezielte Kampagnen zur Reduzierung
der Nachfrage in Abnehmerländern wie Vietnam und China. Dazu
unterstützt die Stiftung eine Initiative der International Buddhist
Confederation in Vietnam, dem weltweit größten Abnehmerland für
Nashorn-Horn.
Nashorn besteht, ebenso wie menschliche Nägel oder Haare, aus
Keratin und wird in der TCM schon seit tausenden Jahren gegen eine
Reihe von Beschwerden eingesetzt. In extrem hohen Dosen wirkt Nashorn
leicht fiebersenkend - jedoch weniger effektiv als Aspirin. Seit
einigen Jahren geht in Vietnam und China zudem das Gerücht um, dass
Nashorn-Pulver gegen Krebs hilft. Obwohl es hierfür weder in der TCM,
noch in der konventionellen Medizin Hinweise gibt, ist der Verbrauch
von Nashorn-Pulver seither sprunghaft angestiegen. Zudem dient
Nashorn-Horn in China und Vietnam als Statussymbol und Wertanlage.
"Seit 1977 besteht ein internationales Handelsverbot mit
Nashorn-Horn. Dennoch ist der Markt riesig und wird von weltweit
operierenden Verbrecherkartellen und in Südafrika von korrupten
Naturschutzinsidern und Vollzugsbeamten bedient, deren professionelle
Ausrüstung denen der Wildhüter meist deutlich überlegen ist. So
werden selbst Nashörner in gut gesicherten Schutzgebieten wie dem
Kruger Nationalpark immer wieder getötet. Ein regulierter Handel ist
genauso wenig möglich, wie das Überfluten des Marktes mit 'nachhaltig
geerntetem' Nashorn", sagte Maas.
Kostenlose Pressebilder:
www.nabu.de/presse/pressebilder/fotos-international.html#nashorn
Link zur Studie: https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/int
ernationalerartenschutz/160922-nabu-nashornstudie.pdf
CITES-Webseite des NABU: www.NABU.de/cites
NABU-Blog zur CITES-Konferenz:
https://blogs.nabu.de/naturschaetze-retten/category/weltweit/
Pressekontakt:
Dr. Barbara Maas
Leiterin internationaler Artenschutz der NABU International
Naturschutzstiftung
Tel. +44 (0)7970 9877 42
E-Mail: barbara.maas(at)NABU.de