(ots) - Der NABU begrüßt die weiterhin positive Entwicklung
der Wölfe in Deutschland. Wie das bundesweite Wolfs-Beratungszentrum
und das Bundesamt für Naturschutz am heutigen Freitag in Berlin
mitteilten, lebten bis Ende April 2016 insgesamt 46 Rudel und 15
Paare in Deutschland. Das sind rund 22 Prozent mehr als im Vorjahr.
Gleichzeitig mahnte der NABU an, Ressourcen zu schaffen, um die
steigende Zahl illegaler Tötungen von Wölfen aufzuklären und den Wolf
weiterhin konsequent zu schützen.
"Deutschland schreibt mit der eigenständigen Rückkehr des Wolfes
seit dem Jahr 2000 eine echte Erfolgsgeschichte des Naturschutzes.
Die Populationen entwickeln sich gut und perspektivisch rechnen wir
damit, dass Wölfe in allen Flächenbundesländern vorkommen werden",
sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.
Gleichzeitig betonte Miller, dass es wichtig sei, potenzielle
Konflikte im Zusammenleben von Mensch und Wolf frühzeitig zu erkennen
und Lösungen für Betroffene anzubieten. "Mehr als 15 Jahre mit dem
Wolf in Deutschland zeigen uns, dass der Wolf keine finstere
Bedrohung in dunklen Wäldern ist, wie es uns in den Märchen
überliefert wird. Aber er bleibt ein Wildtier, an dessen Rückkehr wir
uns erst gewöhnen müssen", so der NABU-Bundesgeschäftsführer.
"Insbesondere für die Nutztierhalter ergeben sich grundlegende
Veränderungen, die gemeinsam angegangen werden sollten."
Der NABU begrüßte, dass das Wolfsberatungszentrum erstmals auch
einheitliche Empfehlungen und Hilfestellungen für die Länder zum
Umgang mit auffälligen Wölfen erarbeitet. Nach Ansicht des NABU muss
es künftig vor allem darum gehen, kritische Fälle von Vornherein zu
vermeiden. Mit entscheidend sei dabei der Umgang des Menschen mit dem
Wolf. "Wölfe sind von Natur aus weder scheu noch auffällig. Das
sollten wir immer im Kopf behalten. Durch Fehlverhalten von Menschen,
wie etwa Fütterungen, kann es aber dazu kommen, dass einzelne Tiere
auffällig werden. Die effektivste Methode, kritische Situationen von
Beginn an zu vermeiden, ist, Wölfe als echte Wildtiere zu behandeln
und respektvollen Abstand zu wahren", sagte Miller.
In der Bevölkerung stößt die Rückkehr des Wolfes grundsätzlich auf
breite Unterstützung, wie eine repräsentative forsa-Umfrage im
Auftrag des NABU zeigte. Demnach finden es 80 Prozent der Befragten
erfreulich, dass der Wolf unsere Landschaft wieder bereichert. 78
Prozent stimmten zu, dass Wölfe auch dann hier leben sollten, wenn es
teilweise zu Problemen kommt.
"Die neuen Bestandszahlen sind ein positives Signal, dass wir mit
unseren Schutzbemühungen auf einem guten Weg sind und zu einem
gesicherten Überleben des Wolfes in Deutschland kommen können. Dazu
müssen wir seinen hohen Schutzstatus aber weiterhin aufrecht erhalten
und neuen Wolfsbeständen, auch in weiteren Bundesländern, den Weg
ebnen", so Miller. Der NABU-Bundesgeschäftsführer appellierte an alle
Bundesländer, sich auf die Rückkehr des Wolfes vorzubereiten. So hat
sich zum Beispiel der Ausgleich von Schäden für getötete Nutztiere
als ein wichtiges Mittel für die Akzeptanz des Wolfes erwiesen. Als
ein Vorbild für gutes Wolfsmanagement nannte der
NABU-Bundesgeschäftsführer Sachsen, das sich als erstes Bundesland
auf den Rückkehrer einstellen musste.
Die Zahl illegaler Wolfs-Tötungen liegt mit mindestens 19 toten
Tiere seit dem Jahr 2000 weiter hoch. Hinzu kommt eine hohe Zahl
unentdeckter Übergriffe. "Diese Straftäter haben in Deutschland
leider zu leichtes Spiel. Es gibt zu wenige auf Umweltkriminalität
spezialisierte Beamte bei Polizei und Justiz. Bis heute wurde kein
einziger Schütze durch polizeiliche Ermittlungen identifiziert. Wir
fordern eine Stärkung der Behörden, bessere Ermittlungsarbeit und
eine konsequente Verurteilung der Täter. In Afrika und Asien kämpfen
wir gegen Wilderei, aber gleichzeitig tun wir so, als wäre das
illegale Töten eines Wolfes in Deutschland ein Bagatelldelikt", so
Miller. Auch der Straßenverkehr bleibt weiterhin ein hohes Risiko für
den Wolf: Bis August 2016 wurden mehr als 100 Tiere tot auf
Deutschlands Straßen gefunden.
Der NABU begrüßte die Arbeit des neu eingerichteten
Wolfs-Beratungszentrums des Bundes, das Daten zum Wolf bundesweit
sammelt und die Länder gezielt mit Informationen und bei Bedarf mit
Experten unterstützt. Die Einrichtung einer solchen bundesweit
tätigen Stelle hatte der NABU lange Zeit gefordert. "Dem Wolf sind
Landesgrenzen einerlei. Daher sind bundeseinheitliche Maßstäbe der
Schlüssel zum Erfolg für das Zusammenleben von Mensch, Wolf und
Nutztieren in Deutschland", sagte NABU-Wolfsexperte Markus Bathen.
Auch auf EU-Ebene müsse die Kooperation der Mitgliedsstaaten zum Wolf
perspektivisch verbessert werden.
Seit dem Jahr 2000 setzt sich der NABU für die Rückkehr des Wolfes
nach Deutschland ein. Mit mehreren Hundert ehrenamtlichen
Wolfsbotschaftern klärt er in Deutschland über das Wildtier auf. In
diesem Jahr hat der NABU erstmals auch einen Journalisten-Wettbewerb
ins Leben gerufen, mit dem er besonders ausgewogene und fundierte
Beiträge zum Wolf auszeichnet. Die Preisverleihung findet am 13.
Oktober in Berlin statt.
Video-Statements von NABU-Wolfsexperte Markus Bathen zu den neuen
Wolfs-Zahlen über die NABU-Pressestelle erhältlich.
Kostenfreie Pressefotos zum Wolf:
www.NABU.de/presse/pressebilder/#wolf
Die wichtigsten Fragen zum Wolf im Video:
https://youtu.be/c_qLbZI-Y2A
Mehr zum Wolf: www.NABU.de/wolf
Pressekontakt:
Markus Bathen, NABU-Wolfsexperte, Mobil +49 (0)172-6453537, E-Mail:
markus.bathen(at)NABU.de