(ots) - Die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt und
ständige Erreichbarkeit im Beruf belasten das Familienleben und
wirken sich negativ auf die Gesundheit aus. Das geht aus einer Studie
der Universität St. Gallen hervor, die heute in Berlin vorgestellt
wurde. Für die Studie mit dem Titel "Auswirkungen der Digitalisierung
der Arbeit auf die Gesundheit von Beschäftigten" wurden mehr als
8.000 deutsche Arbeitnehmer im Juli und August dieses Jahres befragt.
Die Untersuchung entstand im Auftrag der BARMER GEK in Kooperation
mit BILD am SONNTAG. Als Projektpartner ist die Deutsche Telekom
dabei.
Anlässlich der Präsentation der Studie sagte Andrea Nahles (SPD),
Bundesministerin für Arbeit und Soziales: "Der digitale Wandel stellt
uns vor neue Herausforderungen. Wenn wir zu guten, langfristig
tragfähigen Lösungen kommen wollen, müssen Arbeitgeber und
Arbeitnehmer diese gemeinsam gestalten. Mit Optimismus und Zuversicht
kommen wir da weiter, als wenn wir in Angststarre verfallen: Es gilt,
neue Flexibilitätskompromisse zu verhandeln, die sowohl den
Anforderungen der digitalen Arbeitswelt wie auch den familiären und
gesundheitlichen Bedürfnissen der Beschäftigten Rechnung tragen.
Dieses wichtige Thema treibe ich im Dialogprozess Arbeiten 4.0 weiter
voran."
"Die Digitalisierung ist voll in der Erwerbsbevölkerung
angekommen", sagte Studienleiter Prof. Dr. Stephan Böhm bei der
Präsentation am 27. September 2016 im Axel-Springer-Haus. Die
Unterschiede zwischen einzelnen Berufen und Branchen fielen dabei
eher gering aus. Spitzenreiter beim sogenannten
Digitalisierungs-Score sind laut Studie IT- und
naturwissenschaftliche Berufe mit 62 Prozent. Schlusslicht sind
Reinigungsberufe mit immerhin noch 37 Prozent.
Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER GEK,
fordert Unternehmen auf, gesundheitlichen Risiken der Digitalisierung
rechtzeitig entgegenzuwirken: "Digitalisierung des Arbeitslebens
bietet nicht nur Chancen, falsch betrieben führt sie zu
gesundheitlichen Risiken. Dem sollten Unternehmen in ihrem
betrieblichen Gesundheitsmanagement früh entgegensteuern."
Nach Angaben von Studienleiter Prof. Böhm geht die Digitalisierung
der Arbeitswelt mit einer Reihe von Herausforderungen einher,
darunter Einschlafschwierigkeiten, Kopf- und Rückenschmerzen sowie
emotionaler Erschöpfung: "Außerdem hängen 18 Prozent aller Konflikte
zwischen Arbeit und Familie mit der Digitalisierung zusammen."
Insgesamt 23 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich durch ihre
Arbeit ausgebrannt fühlten.
Dennoch steht die Mehrheit der Befragten der Digitalisierung
optimistisch gegenüber. Zwischen 51 Prozent in der Gruppe der über
60-Jährigen und 65 Prozent bei den 18- bis 29-Jährigen äußerten sich
positiv über den digitalen Wandel. Marion Horn, Chefredakteurin BILD
am SONNTAG: "Die Studie widerlegt, dass die Digitalisierung
ausschließlich bei jüngeren Erwerbstätigen ein Thema ist. Der
digitale Wandel ist in allen Altersschichten und Berufsgruppen
angekommen. Erfreulich ist aber, dass so viele der Befragten die
Entwicklung mit Zuversicht sehen."
Anhand des gesammelten und ausgewerteten Datenmaterials konnten
die Wissenschaftler Verhaltensweisen und Rahmenbedingungen ausfindig
machen, die diesen unerwünschten Begleiterscheinungen entgegenwirken:
"Flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorte, Sport, Verzicht auf
Diensthandy und Dienstcomputer in der Freizeit und eine gute
Beziehung zur Führungskraft gehen einher mit verringerten Arbeits-
und Familienkonflikten sowie weniger emotionaler Erschöpfung", so
Böhm.
Vor allem Führungskräfte und jüngere Berufstätige verspüren laut
Studie einen überdurchschnittlichen Digitalisierungsdruck. Die Angst
vor Arbeitsplatzverlust durch Technik nimmt mit zunehmendem Alter ab:
Während in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen 27 Prozent der
Befragten diese Sorge umtreibt, sind es bei den über 60-Jährigen noch
12 Prozent.
Dr. Christian P. Illek, Vorstand Personal Deutsche Telekom AG:
"Dieses Ergebnis bestätigt mich in meiner Auffassung, dass die
Digitalisierung vor allem eine Frage der Haltung ist: Die Menschen
wissen, dass wir die zunehmende Digitalisierung nicht aufhalten
können. Wir werden diesen Prozess in unserem Sinne aktiv und
umsichtig gestalten. Und dort, wo es Ängste und Sorgen gibt, müssen
wir die Menschen begleiten und die Chancen der Digitalisierung
überzeugend darstellen."
Ãœber die Studie:
Die Studie "Auswirkungen der Digitalisierung der Arbeit auf die
Gesundheit von Beschäftigten" des Center for Disability and
Integration der Universität St. Gallen basiert auf einer Umfrage des
Marktforschungsunternehmens GfK. Dabei waren im Juli und August
dieses Jahres insgesamt 8019 Teilnehmer befragt worden, darunter
Auszubildende, Freiberufler, Beamte, Arbeiter und leitende
Angestellte aus verschiedenen Altersgruppen. Die Studie entstand im
Rahmen von "Deutschland bewegt sich" (Twitter-Hashtag: #dbs16): Seit
2003 hat die Gesundheitsinitiative von BARMER GEK und BILD am SONNTAG
rund 34 Millionen Menschen mit zahlreichen Veranstaltungen und
Aktionen deutschlandweit in Bewegung gebracht. Die Studienergebnisse
sind repräsentativ für die rund 33,3 Millionen Berufstätigen in
Deutschland, die während ihrer Arbeitszeit mit Computern arbeiten
oder Mobiltelefone nutzen.
Pressekontakt:
Center for Disability and Integration der Universität St. Gallen
(CDI-HSG)
Prof. Dr. Stephan Alexander Böhm
Tel.: 0041 (0) 71 224-3181 / E-Mail: stephan.boehm(at)unisg.ch
Barmer GEK
Sunna Gieseke
Tel.: 0800 33 20 60 44-3020 / E-Mail: sunna.gieseke(at)barmer-gek.de
BILD am SONNTAG
Alexander Hauk
Tel.: 030 2591-77644 / E-Mail: alexander.hauk(at)axelspringer.de
Deutsche Telekom AG
Christian Schwolow
Tel.: 0171 7878200 / E-Mail: medien(at)telekom.de
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