(ots) - Die 35-Jährige spricht im Lufthansa Magazin über
ihre jüdischen Wurzeln, die Dreharbeiten zu ihrem Regie-Debüt in
Jerusalem und den Hang zum Perfektionismus
Die Schauspielerin Natalie Portman schwärmt für ihre Geburtsstadt
Jerusalem. "Es ist ein Ort voller Leidenschaft, aus dem so viele
Träume entstanden sind", sagte Portman im Interview mit dem Lufthansa
Magazin (Ausgabe 20/2016, EVT 1. Oktober). "Wenn man dort dreht,
spürt man diese unglaubliche Energie", erinnerte sich die 35-Jährige
an die Dreharbeiten zu ihrem Regie-Debüt "Eine Geschichte von Liebe
und Finsternis". "Israel ist ohnehin ein Land, über das ich viel
nachdenke und spreche. Ich träume sogar davon." Die Atmosphäre könne
aber nur verstehen, wer vor Ort gewesen ist. "Es ist ein gewaltiges
Gefühl, wenn man erstmals vor der Klagemauer steht. Ich stelle mir
vor, wie meine Ahnen vor über 1.000 Jahren am exakt gleichen Fleck
standen und den Kontakt zu einer höheren Macht suchten. Diese
spirituelle Verbindung ist sehr bewegend. Ich habe meine jüdische
Identität immer stark gespürt, egal wo ich gelebt habe."
Ãœber die Vorbereitung auf die Verfilmung des Romans von Amos Oz,
der vor dem Hintergrund der Gründung Israels spielt, verriet Portman:
"Anfangs war es mir wichtig, die jüdische Geschichte und die meiner
Familie zu kennen. Die habe ich von Kindesbeinen an studiert. So habe
ich eine ziemlich starke Sensibilität entwickelt, wenn es um den
Kampf gegen Unterdrückung geht. Außerdem spielt für jüdische Familien
die Ausbildung eine sehr große Rolle. Bei uns bedeutet das: An
allererster Stelle kommt die Schule und nichts als die Schule! Ich
musste immer gute Noten mit nach Hause bringen." Unter dem Gefühl,
etwas zu verpassen, hat Portman dabei nach eigenem Bekunden nicht
gelitten. "Du verpasst etwas, und du gewinnst etwas. Das sehe ich
ganz pragmatisch."
Portman hat an der Harvard University Psychologie studiert, kann
sich aber nicht vorstellen, in diesem Berufsfeld zu arbeiten: "Es
wäre schon merkwürdig. Ich fürchte, ich wäre eine Schauspielerin, die
eine Psychologin darstellt", erklärte sie im Interview mit dem
Lufthansa Magazin. Das Studium habe aber ihre Herangehensweise an
Rollen beeinflusst: "Wenn ich eine Person spiele, überlege ich immer,
welche psychologischen Komplexe sie wohl besitzen mag." Auf die
Frage, ob sie eine Perfektionistin sei, sagte Portman: "Ich denke,
alle Künstler streben nach einer flüchtigen Schönheit, die du nicht
einfangen kannst. Speziell beim Film willst du das Leben darstellen,
aber das ist nun mal ein ziemliches Chaos. Der ideale Film ist
unvollkommen."
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Joachim Haack
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