(ots) -
- Roland Berger-Studie: Chinesischer Chemiemarkt wächst zwischen
2020 und 2025 voraussichtlich um 6 Prozent pro Jahr
- Fünfjahresplan zielt auf Produktion von hochwertigen industriellen
Gütern
- Industriegase sind bis 2020 das am schnellsten wachsende Segment
mit einem Plus von 9 Prozent jährlich
- Petrochemikalien verzeichnen das größte Marktvolumen:
voraussichtlich 203 Milliarden Euro bis 2025
- Spezialchemikalien und Digitalisierung eröffnen internationalen
Unternehmen neue Chancen auf dem chinesischen Markt
China hat sich mit dem 13. Fünfjahresplan neue Leitlinien bis 2020
gesetzt. Die angestrebte Transformation der Wirtschaft, hin zu einer
stärker konsum- und importorientierten Ökonomie, wirkt sich auch auf
die chemische Industrie aus. So wird der Chemiemarkt im Reich der
Mitte voraussichtlich um 6 Prozent pro Jahr zwischen 2020 und 2025
wachsen, wenn China seine angekündigten Reformen umsetzt. Bis 2025
könnte so das Marktvolumen auf 1,3 Billionen Euro steigen - ein
Drittel der weltweiten Erlöse. Das sind die wichtigsten Ergebnisse
der neuen Studie "Keep the dragon flying" von Roland Berger.
"Setzt China die im Fünfjahresplan anvisierten Reformen konsequent
um, wird die chemische Industrie davon profitieren", sagt Frank
Steffen, Partner von Roland Berger. "Denn der Markt im
bevölkerungsreichsten Land der Erde wird auch in den kommenden Jahren
stark wachsen, wenn auch nicht ganz so rasant wie in der letzten
Dekade. Einige der angekündigten Reformen betreffen lokale Anbieter
direkt. Auf globaler Ebene ist jedoch viel wichtiger, wie sich die
neuen Regelungen auf Branchen auswirken, die von den
Chemieunternehmen beliefert werden."
Zentrale Aspekte des Fünfjahresplans betreffen zum Beispiel die
Bauindustrie. Neue Standards in diesem Bereich ziehen auch
Konsequenzen für zahlreiche lokale und internationale Anbieter aus
der Chemiebranche nach sich - darunter Hersteller und Lieferanten von
hochwertigen Kunstoffen, Farben und Beschichtungen oder
Spezialitätenchemikalien.
Zunächst gilt es aber für China auch Herausforderungen wie die
Überkapazitäten in der Chemieproduktion zu meistern. "Hohe
Investitionen in der Vergangenheit haben gerade in der chinesischen
Chemieindustrie zu einem deutlichen Überangebot geführt. So sind die
Produktionskapazitäten für eine ganze Reihe von End- oder
Zwischenprodukten wie Nylon-6, Caprolactam oder Chlor überhaupt nicht
ausgeschöpft", erklärt Steffen.
Industriegase verzeichnen stärksten Anstieg - Petrochemikalien
bleiben umsatzstärkster Sektor
Mit Blick auf die einzelnen Branchensegmente sehen die Roland
Berger-Experten das stärkste Wachstum bei den Industriegasen. Der
Markt klettert jährlich um 9 Prozent im Zeitraum zwischen 2015 und
2020 auf insgesamt 85 Milliarden Euro. "China hat bereits in seiner
Made in China 2025-Strategie das Ziel ausgegeben, zu den führenden
Industrienationen aufzuschließen. Um das zu erreichen sollen der
Maschinenbau und der Elektroniksektor nicht mehr nur Massenware,
sondern verstärkt Spitzentechnologie produzieren. Das fördert die
Nachfrage nach Industriegasen, insbesondere nach hochreinen Gasen",
erläutert Frank Steffen. Auch die Bereiche Farben und Beschichtungen
(8% pro Jahr), Agrochemikalien (7,5% pro Jahr) sowie Geschmacks- und
Duftstoffe (7,5% pro Jahr) können stark zulegen.
Mit einem voraussichtlichen Volumen von 203 Milliarden Euro bis
2025 bleiben Petrochemikalien der umsatzstärkste Sektor dieser
Industrie. "Der Anteil der Petrochemikalien bleibt bei rund 17
Prozent des gesamten Marktvolumens stabil. Dabei fördert China vor
allem die Produktion von Standard- und hochwertigen Polymeren sowie
Synthese-Kautschuken. Diese Stoffe sollen vor allem bei der
Herstellung innovativer und hochqualitativer Produkte zum Einsatz
kommen", erläutert Roland Berger-Partner Steffen.
Auch die Agrarwirtschaft im Reich der Mitte soll sich neue,
effiziente Technologien zunutze machen. Daher sollte der Bereich
Düngemittel (167 Milliarden Euro im Jahr 2025) seinen zweiten Platz
der umsatzstärksten Segmente im Chemiemarkt beibehalten. Der
Umsatzanstieg ist jedoch weniger mengen-, sondern stärker
qualitätsgetrieben. Anbieter können zum Beispiel speziell abgemischte
Präparate bereitstellen, die individuell, exakt an die Beschaffenheit
der jeweiligen Böden und der verwendeten Saatgüter angepasst sind.
Neue Marktchancen für ausländische Anbieter
Obwohl die Analyse der Roland Berger-Experten ein stabiles
Wachstum in China in Aussicht stellt, verlangsamt sich die positive
Entwicklung im Vergleich zu den Boom-Jahren zwischen 2010 und 2015.
Dieses Abflauen kann für Unternehmen in der Chemieindustrie auch zu
einem verschärften Wettbewerb und höheren Preisdruck führen. Gelingt
China die im Fünfjahresplan angestrebte Transformation seiner
Wirtschaft, eröffnen sich aber für internationale Konzerne neue
Chancen. "Die Nachfrage geht weg von Massenware hin zu
Spezialchemikalien wie Pestiziden, Elektronikchemikalien und
Spezialpolymeren. Hier entstehen neue Möglichkeiten für
internationale Anbieter. Um diese Chancen zu nutzen, können
internationale Anbieter etwa Allianzen mit chinesischen Firmen
bilden, die sich schon stark auf dem Markt positioniert haben", so
Steffen.
Darüber hinaus können Firmen auch mit digitalen Innovationen
punkten. "China hat schon im Frühjahr 2015 seinen Aktionsplan
Internet Plus angekündigt. Auch für die chemische Industrie ist
dieser Fokus auf vernetzte Produktion und datengetriebene
Geschäftsmodelle von Interesse", erklärt Frank Steffen. "Die digitale
Transformation bringt den Unternehmen Vorteile bei Produktivität und
Effizienz - wollen Anbieter auf dem umkämpften chinesischen Markt
bestehen, dürfen sie sich diesen Entwicklungen nicht verschließen."
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