(ots) - Noch ist nichts entschieden, noch müssen die 15.600
Beschäftigten von Kaiser's Tengelmann um ihre Stellen bangen. Sollte
der sich abzeichnende Kompromiss Wirklichkeit werden, dürfte den
beteiligten Handelsbossen und Verdi ein Platz in den
Geschichtsbüchern der Wirtschaft sicher sein.
Über Jahrzehnte haben sich die Lebensmittelhändler einen
erbitterten Kampf um Preise, Standorte und Marktmacht geliefert.
Viele Unternehmen sind dabei auf der Strecke geblieben. Auch Kaiser's
Tengelmann - zuletzt ein Zwerg unter den Supermarktketten - ist die
Luft ausgegangen. Wenn es den Wettbewerbern nun gelingt, eine
einvernehmliche Lösung für die Mülheimer Kette zu finden, rücken
endlich wieder auch die Menschen in den Fokus, deren Existenz auf dem
Spiel steht.
Dieser Wirtschaftskrimi hat das Zeug zu einem Happy End mit der
hoffentlich bleibenden Botschaft, dass Arbeitsplätze mindestens so
viel wert sind wie kartellrechtliche Regeln. Das Ringen um Kaiser's
Tengelmann hat die einst tiefe Kluft zwischen Edeka und Verdi ein
wenig geebnet. Aus dem zuletzt unwürdigen Geschacher können die
Streithähne zudem die Erkenntnis mitnehmen, dass sie im konstruktiven
Miteinander am Ende mehr erreichen, als Heerscharen von Juristen zu
bezahlen und Entscheidungen aus der eigenen Hand in die von Gerichten
zu geben.
Unter der von Tengelmann-Chef Haub angedrohten Zerschlagung würden
insbesondere die rund 4000 Beschäftigten in NRW leiden. Übernimmt
Edeka, haben die Mitarbeiter in der Mülheimer Zentrale und am
Verwaltungs-, Logistik- und Fleischwerk-Standort Viersen zumindest
eine fünfjährige Perspektive. Auch die Filialen, von denen
hierzulande viele tiefrote Zahlen schreiben, bekommen als Edeka- oder
Netto-Märkte eine neue Chance.
Verdi hat mit Edeka komfortable Tarifverträge ausgehandelt. Kommen
sie zur Anwendung, muss der Handelsriese aber auch Wort halten. Die
Kosten, die Edeka durch die Kaiser's Tengelmann-Ãœbernahme entstehen,
dürfen nicht im übrigen Konzern wieder eingespart werden.
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