(ots) - Die amerikanischen Präsidentschaftswahlen am 8.
November werden von vielen Beobachtern als kritisch auch für
Wirtschaft und Konjunktur in den USA angesehen. In jedem Fall sind
aber für die ersten Tage und Wochen, vielleicht sogar Monate nach den
Wahlen deutliche Reaktionen an den globalen Kapitalmärkten zu
erwarten. Je nachdem, ob die demokratische Favoritin Hillary Clinton
oder ihr republikanischer Widersacher Donald Trump die Wahl gewinnt,
wird Anlegern von Analysten geraten, sich deutlich unterschiedlich zu
positionieren. Es gibt Sektoren und Asset-Klassen, die profitieren
oder unter dem Wahlausgang leiden würden. Trotz des Vorsprungs
Clintons in den Umfragen ist der Wahlausgang aufgrund der
Besonderheiten des US-Wahlrechts übrigens noch völlig offen.
Was Donald Trump betrifft, so fällt auf, dass sich dieser - um es
positiv zu formulieren - weniger programmatisch festlegt als andere
US-Politiker. Trumps aktuelle Statements sind also nicht
notwendigerweise klare Hinweise auf seine mögliche Politik als
Präsident. Zudem dürfte es sich bei Trump um einen der wenigen
US-Präsidenten handeln, die gleich von Anfang an über keine Mehrheit
im Kongress verfügen. Das republikanische Establishment stellt sich
nach wie vor gegen ihn, was seine Möglichkeiten stark einschränkt.
Gegen Globalisierung
Ein Kernpunkt, von dem Trump nicht so schnell abrücken dürfte, ist
die bei seinen Wählern starke Resonanz erzeugende Positionierung
gegen Globalisierung und Immigration. Dies könnte auf einen
regelrechten Wirtschaftskrieg mit China und anderen Schwellenländern
hinauslaufen, was die Aussichten für Assets aus den Emerging Markets
deutlich verschlechtern dürfte. So fungiert jetzt bereits der
mexikanische Peso als ein empfindliches Barometer für die
Wahlaussichten Trumps. Klare Verlierer einer Präsidentschaft Trumps
könnten zudem Branchen wie die Landwirtschaft, das Baugewerbe sowie
die Freizeit- und Hotelindustrie sein, die in hohem Maße auf die
billige Arbeitskraft legaler und illegaler Einwanderer angewiesen
sind.
Anklang beim republikanischen Establishment dürften Trumps Pläne
für weitere Steuersenkungen und Deregulierungen finden. Da allerdings
die Steuersenkungen der Vergangenheit wegen ihrer Fokussierung auf
die höchsten Einkommensgruppen nicht in der Lage waren, die
US-Konjunktur nennenswert anzukurbeln, ist dies auch für eine Ära
Trump nicht zu erwarten - zumal sogar eine höhere Steuerbelastung für
die untersten Einkommensgruppen nicht auszuschließen ist. Dies dürfte
ein klar negativer Faktor für konsumnahe Aktien sein. Eine anhaltende
Schwäche der US-Konjunktur würde zudem amerikanische Aktien auch auf
längere Sicht gegenüber Dividendentiteln aus anderen Teilen der Welt
weniger attraktiv erscheinen lassen.
Was Hillary Clinton betrifft, so sind erhebliche Zweifel
angebracht, ob diese als Präsidentin ihre Wahlkampfversprechen wie
eine Anhebung des Mindestlohns, mehr Ausgaben für Bildung,
Infrastruktur und Gesundheit sowie Steuererhöhungen im hohen
Einkommenssegment durchsetzen kann und will. Was die Schwerpunkte
ihrer Politik betrifft, so ist es aufschlussreich, sich anzuschauen,
aus welchen Branchen die höchsten Zuwendungen im Wahlkampf kommen. So
ist nicht zu erwarten, dass Clinton der Finanzbranche (80 Mill.
Dollar Zuwendungen im Wahlkampf) ernsthaft zu Leibe rückt, was
US-Bankentitel besser aussehen lassen sollte als beispielsweise
europäische Wettbewerber. Der Gunst der Administration dürften sich
auch die Technologiebranche (39 Mill. Dollar) und der
Gesundheitssektor abseits von Big Pharma (22 Mill. Dollar) sicher
sein.
Höhere Ausgaben
Unter allen Branchen am US-Aktienmarkt ist bereits jetzt ein
klarer Gewinner auszumachen: die Rüstungsindustrie - auch wenn diese
bisher weder Trump noch Clinton finanziell stark unterstützt hat. So
hat Trump versprochen, die Rüstungsausgaben um fast 1 Bill. Dollar
anzuheben. Hillary Clinton wiederum hat sich in ihrer politischen
Karriere stets auf der Seite der Falken positioniert. Unter Clinton
werden die USA daher ihre militärischen Aktivitäten in aller Welt
deutlich ausbauen, mit entsprechendem Bedarf an Rüstungsmaterial.
Zudem werden die USA in den kommenden Jahren weitere extrem teure
Rüstungsprojekte schultern müssen, um die technologische Führerschaft
in Bereichen wie Kampfpanzer, Kampfflugzeuge sowie Flug- und
Raketenabwehr nicht an Russland zu verlieren.
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