(ots) - So etwas wie 2015 will man nicht noch einmal
erleben, hat Angela Merkel mit Blick auf die Flüchtlingskrise
unlängst gesagt. Zynismus ist ihr fremd, aber wenn die Kanzlerin nun
plötzlich flötet, dass uns "die Geschicke Afrikas" viel mehr
interessieren müssten, zuckt man: Hätte man sich nicht schon viel
früher für die Geschicke Afrikas interessieren müssen? Ein Kontinent,
dem Europa nicht nur zu Kolonialzeiten übel mitgespielt hat, sondern
fortwährend seinen Wirtschaftswillen aufzwingt.
Hätte man nicht schon lange erkennen können, dass
Entwicklungshilfe oft nur ein Trostpflaster ist und dass Afrika ein
so großes Interesse an der Fluchtvermeidung gar nicht haben muss:
Nicht nur, dass die ärmsten Länder die Ernährung ihrer Bewohner nicht
sichern können - das Geld, das Ausgewanderte ihren Familien schicken,
kurbelt die bescheidene Wirtschaft an.
In Afrika stehen Millionen zur Flucht bereit, wer will es ihnen
verdenken? Mögen Merkels Motive zweifelhaft sein: Ihre Reise ist
wichtig, und man muss wünschen, dass Europa sich ihre Bemühungen
nicht nur ansieht, sondern unterstützt. Es wird teuer. Aber wer
Afrika nicht endlich wirksam vor Ort hilft, der wird einen höheren
Preis zahlen.
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