(ots) - Trübe Aussichten für das Private Banking in
Deutschland
Viele Institute aktuell im kritischen Ergebnisbereich /
Simulationen bis 2020 ergeben deutliche Verschärfung der Situation /
Schnelle Anpassung der Geschäftsmodelle an digital verwöhnte Kunden
unerlässlich
Das Private Banking in Deutschland wandelt sich immer mehr vom
Hoffnungsträger zum Sorgenkind. Obwohl in diesem Geschäftsfeld
mittelfristig von jährlichen Wachstumsraten zwischen 2% bis 6%
ausgegangen werden kann, erzielt die Mehrzahl der von zeb in der
aktuellen Private-Banking-Studie beobachteten deutschen Institute
gegenwärtig eine Marge im kritischen Ergebnisbereich. Simulationen
zeigen, dass sich diese Situation bis zum Jahr 2020 selbst unter
günstigen Bedingungen deutlich verschärfen dürfte. Ohne
gegensteuernde Maßnahmen werden dann lediglich noch 3 von 16 aktuell
untersuchten Instituten Ergebnisse im gesunden Bereich von mehr als
20 Basispunkten erwirtschaften. Für die Studie hatte zeb deutsche
Institute mit möglichst reinen Private-Banking-Geschäftsmodellen
analysiert, die insgesamt 320 Mrd. Euro Assets under Management (AuM)
verwalten. Das umfasst ca. 70% des insgesamt 460 Mrd. Euro
umfassenden deutschen Privatbanken Marktes.
Axel Sarnitz, Partner bei zeb, erläutert: "Das Private Banking in
Deutschland befindet sich in einer Sackgasse. Aus unserer Sicht ist
eine grundsätzliche, strategische Anpassung der Geschäftsmodelle
dringend erforderlich. Dies kann nur gelingen, wenn das gesamte
Business- und Operating-Model schnell, konsequent und durchgehend an
die Anforderungen der digital verwöhnten Kunden angepasst wird.
Klassische Kostensenkungsmaßnahmen oder reine Maßnahmen zur
Stabilisierung der Ertragsbasis reichen hier bei weitem nicht mehr
aus."
Private Banking mit grundsätzlich attraktiven Wachstumsraten
Der Private-Banking-Markt gehört zu den am stärksten wachsenden
Sektoren des deutschen Privatkundengeschäfts und umfasst Kunden mit
einem liquiden Vermögen ab 500.000 Euro. Bis zum Jahr 2020 werden in
diesem Segment Wachstumsraten von jährlich 2% bis 6% erwartet.
Dominiert wird der Markt von deutschen Großbanken, deutschen und
ausländischen Privatbanken sowie Regionalbanken. Diese sind in der
Fläche breit vertreten und profitieren von ihrem soliden Ruf sowie
ihrer breiten Basis im Retailgeschäft und den darin beinhaltenen
Potentialen. Der zunehmende Fokus der Regionalbanken auf das Private
Banking - untermauert durch zahlreiche zentrale Aktivitäten - hat den
Wettbewerb in diesem Geschäftsfeld in den letzten Jahren spürbar
verschärft.
2015 belief sich das Vermögen von Private-Banking-Kunden auf ca.
3,4 Billionen Euro (Prognose bis 2020: 4,1 Billionen Euro). Das
bankenseitige Ertragspotenzial ist von 2009 bis 2014 von 9,9 Mrd.
Euro um 16% auf 11,5 Mrd. Euro gestiegen. Im vergangenen Jahr 2015
konnte ein Anstieg von 11,0 Mrd. Euro auf 11,5 Mrd. Euro erzielt
werden, wobei das Wachstum primär aus einer Volumenkomponente durch
die günstige Marktentwicklung der relevanten Asset-Klassen (+0,4 Mrd.
Euro) resultierte.
Fehlende Wetterfestigkeit der Geschäftsmodelle
Die von zeb untersuchten Banken erwirtschafteten im Jahr 2014
kumulierte Erlöse von ca. 2,0 Mrd. Euro bei Kosten von 1,6 Mrd. Euro
und wiesen eine durchschnittliche Cost-Income-Ratio von ca. 80% auf.
Zusammen erzielten die Banken ein Ergebnis von ca. 0,4 Mrd. Euro, was
einer durchschnittlichen (AuM-gewichteten) Ergebnismarge von 12
Basispunkten entspricht.
Nur 6 von 16 Banken bewegen sich dabei aktuell hinsichtlich ihrer
Ergebnismarge in einem soliden Bereich (größer oder gleich 0 und
kleiner 20 Basispunkte), 10 Banken im kritischen Ergebnisbereich
(größer oder gleich 0 und kleiner 20 Basispunkte) und keine Bank im
negativen Bereich. Der Ergebnistrend von 2010 bis 2014 war mit einer
Compound Annual Growth Rate (CAGR) von ca. 2,2% insbesondere aufgrund
gestiegener Kosten in diesem Zeitraum deutlich rückläufig. Auf Basis
des Bankensamples hat zeb die Auswirkungen von drei Szenarien auf die
Ergebnislage der Institute für das Jahr 2020 simuliert. Allen
Szenarien liegt ein einmaliger Einbruch der Erträge durch die
Implikationen von MiFiD II um 10% zu Grunde. Annahme ist jeweils,
dass keine gegensteuernden Maßnahmen durch das Management eingeleitet
werden:
- Szenario "Current trend": Fortsetzung der aktuellen
makroökonomischen und geschäftsfeld-spezifischen Trends
- Szenario "Challenging": Leichte Eintrübung des makroökonomischen
Umfelds und des Geschäftsumfelds im Private Banking
- Szenario "Crisis": Akutes Krisenszenario mit deutlicher Eintrübung
des makroökonomischen Umfelds durch externe Schocks (z.B. Brexit,
negative makroökonomische Entwicklung in China) sowie ungünstiges
Private Banking-Umfeld
Die Simulation ergab, dass der Effekt auf die Ergebnismargen in
allen Fällen als erheblich bezeichnet werden kann:
- Szenario "Current trend": 3 Institute im gesunden Ergebnisbereich,
7 Institute im kritischen und 6 Institute im unprofitablen Bereich
(durchschnittliche Ergebnismarge: 2 Basispunkte)
- Szenario "Challenging": 3 Institute im kritischen und
13 Institute im unprofitablen Bereich (durchschnittliche
Ergebnismarge: -9 Basispunkte)
- Szenario "Crisis": alle 16 Institute im unprofitablen Bereich
(durchschnittliche Ergebnismarge: -24 Basispunkte)
Im Durchschnitt erwirtschaftet damit das Private Banking in keinem
der simulierten Szenarien für 2020 noch Geld, d.h. das Geschäftsfeld
wäre selbst in einem eher günstigen Umfeld ohne Gegensteuern des
Managements nicht mehr überlebensfähig.
Markus Bräckle, Senior Manager bei zeb, bemerkt abschließend: "Im
Fokus der bisherigen Private-Banking-Geschäftsmodelle steht das
Wertpapiergeschäft. Hier liegen unserer Erfahrung nach die größten
Optimierungspotenziale, da mit ihm aktuell ca. 70% bis 90% der
Erträge generiert werden. Aber auch eine deutlich stärkere
Fokussierung auf die in der Zielgruppe wichtige Assetklasse
"Immobilie" sowie eine konsequente Digitalisierung weiter Bereiche
des bestehenden Geschäftsmodells sind erforderlich, um das Private
Banking in Deutschland zukunftsfähig zu gestalten.
zeb ist eine auf den Finanzdienstleistungssektor spezialisierte
Strategie- und Managementberatung. Das Unternehmen unterhält 15
Standorte in Deutschland, Dänemark, Italien, Luxemburg, Norwegen,
Österreich, Polen, Russland, Schweden, der Schweiz und der Ukraine.
Mit mehr als 900 Mitarbeitern und rund 180 Millionen Euro Umsatz in
2015 ist zeb die Nummer 1 in Deutschland und eine der führenden
europäischen Beratungsgesellschaften für Banken, Sparkassen,
Versicherer und andere Finanzinstitute.
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