(ots) - Verbraucher könnten pro Kopf künftig bis zu 450
Euro an Banken- und Versicherungsgebühren im Jahr einsparen, wenn
beispielsweise Versicherungs- oder Kreditverträge mittels
Distributed-Ledger-Technologie (DLT) - auch bekannt als Blockchain -
elektronisch abgewickelt werden. Zu diesem Ergebnis kommt der neue
Smart-Contracts-Report des Digital Transformation Institute (DTI) von
Capgemini. Die Studienautoren prognostizieren, dass solch
intelligente Verträge beginnend mit dem Jahr 2020 im Massenmarkt
breite Akzeptanz finden werden. Bis dahin seien allerdings noch
einige offene Fragen zu klären, darunter das Thema Datenschutz, die
Sicherheit der Blockchain-Technologie allgemein sowie die
regulatorischen Rahmenbedingungen für den Einsatz von Smart
Contracts.
Smart Contracts sind legal bindende Vereinbarungen, die ähnlich
wie traditionelle schriftliche Verträge auf einer Reihe an
zugestimmten Geschäftsbedingungen beruhen. Im Unterschied zu den
physischen Schriftstücken sind sie elektronisch als Software
programmiert und werden mittels der Distributed-Ledger-Technologie,
die ursprünglich durch BitCoin bekannt wurde, auf dezentral geführten
Kontobüchern verwaltet. Diese Struktur befähigt die Vertragsprogramme
dazu, Aktionen wie Zahlungen automatisch auszuführen, sobald die
vereinbarten Vertragsbedingungen erfüllt sind und ohne, dass eine
unabhängige Prüfung oder manuelle Verwaltung notwendig wird.
"Die Gestaltung und Abwicklung von Verträgen ist bis heute noch
nicht vollständig digitalisiert. Deswegen müssen Verbraucher einen
Großteil der finanziellen Last einer noch immer manuellen Abwicklung
tragen. Mittlerweile sind wir aber an einem Punkt angelangt, an dem
die Distributed-Ledger-Technologie das gesamte Vertragswesen
revolutionieren kann, und dies auch tun wird. Die Risiken werden
geringer, die Kosten sinken und die Effizienz wird steigen. Davon
profitiert nicht nur die Industrie, sondern insbesondere Verbraucher
sparen Zeit und Geld durch kostengünstige und reibungslose Prozesse",
so Dr. Stefan Huch, Leiter Payments & Blockchain bei Capgemini
Consulting.
Intelligente Verträge finden in einer Vielzahl an möglichen
Szenarios Einsatz. Der Report "Smart Contracts in Financial Services:
Getting from Hype to Reality" konzentriert sich auf die Potenziale
und Einsatzbereiche in der Finanzindustrie. Branchenführende
Institutionen wie BNP Paribas, Deutsche Bank und Credit Suisse, aber
auch Versicherungskonzerne, wie die Allianz, experimentieren bereits
mit Vertragstechnologien und -systemen basierend auf der
Blockchain-Technologie. Für die folgenden drei Finanzbereiche
identifiziert der Report eine besonders hohe Bedeutung von Smart
Contracts sowohl für Verbraucher als auch für Organisationen:
1) Privatkundengeschäft: Im Privatkundengeschäft profitieren
insbesondere persönliche Darlehen und Hypotheken von der Abwicklung
über intelligente Verträge. Durch sie können papierbasierte Gutachten
und Dokumentationsprozesse abgeschafft, Interaktionszeiten zwischen
den verschiedenen Parteien zur Prüfung von Antragssteller und
Grundstückdetails reduziert sowie Prozesse zum Transfer von
Eigentumsrechten vereinfacht werden. Für Verbraucher ergeben sich
dadurch Einsparpotenziale von durchschnittlich 430 bis 860 Euro,
beziehungsweise von 11 bis 22 Prozent für Hypotheken- und
Kontoführungsgebühren. Unterdessen wird erwartet, dass Banken allein
in den USA und der Europäischen Union durch den niedrigeren
Verwaltungsaufwand zwischen 3 und 10 Milliarden Euro Kosten senken
können.
2) Versicherungswesen: Ein Smart-Contract-System bringt alle
Akteure der Versicherungswertschöpfungskette - Verbraucher,
Versicherer, Schadensfallabwickler und Drittanbieter - auf einer
einzigen Plattform zusammen. Die Verarbeitung von
Versicherungsansprüchen in den Bereichen der Kranken-, KFZ-, Hausrat-
und Reiseversicherung kann bedeutend schneller abgewickelt werden,
wenn die beteiligten Parteien weniger Formulare ausfüllen müssen. Im
Bereich der privaten KFZ-Versicherung beispielsweise errechnet der
Report Einsparpotenziale von weltweit rund 19 Milliarden Euro durch
niedrigere Bearbeitungskosten. Schon die Weitergabe der Hälfte der zu
erwartenden Effizienzgewinne würde Prämieneinsparungen für
Verbraucher von jährlich durchschnittlich bis zu 40 Euro bedeuten.
3) Investmentbanking: Bei Konsortialkrediten beträgt die Dauer der
Gutschrift des Kreditbetrags in der Regel 20 Tage und länger. Smart
Contracts können Verzögerungen in Prozessen wie Dokumentation,
Käufer/Verkäufer Übereinkunft und Abtretungsvereinbarungen reduzieren
und die Dauer des Zahlungszyklus für Unternehmenskunden von 20 auf 6
bis 10 Tage senken. Das könnte zukünftig ein zusätzliches
fünfprozentiges Nachfragewachstum zur Folge haben, umgerechnet 1,8
bis sechs Milliarden Euro, und zu höheren Einkommen bei gleichzeitig
niedrigeren operativen Kosten für die Investmentbanken in den USA und
Europa führen. Außerdem würden sich die regulatorischen
Kapitalanforderungen sowie die mit den verspäteten
Ausgleichszahlungen verbundenen Risiken im Abrechungszeitraum des
anberaumten Darlehens reduzieren.
Die Ergebnisse der Studie basieren auf einer Reihe an
Fokusinterviews und ersten Versuchsläufen mit Industrieexperten,
Startups im Smart-Contract-Bereich und Finanzwissenschaftlern.
Ergänzend fanden auch quantitative webbasierte Analysen im Umfeld der
Smart-Contracts und ihrer zugrundeliegenden Prozesse statt.
Weitere Informationen sowie den vollständigen Report finden Sie
hier:
https://www.de.capgemini-consulting.com/blockchain-smart-contracts
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