(ots) - Niemand möchte ein Langweiler sein. Schon gar nicht
möchte man zu einer Gruppe von Langweilern gehören. Vor dem
Hintergrund der politischen Auseinandersetzung im US-Wahlkampf
allerdings können wir sogar stolz darauf sein, zu einer ganzen Nation
von Langweilern zu gehören - zumindest im Hinblick auf die
politischen Umgangsformen.
Wenn ein Horst Seehofer eine Angela Merkel auf einem CSU-Parteitag
ein paar Minuten lang wie ein dummes Schulmädchen aussehen lässt,
dann sind wir schon entsetzt ob dieser Flegelhaftigkeit unter
politischen Freunden. Man stelle sich vor, Seehofer hätte Merkel bei
der Gelegenheit auch noch als schwache und nutzlose Kanzlerin
abgemeiert. Der bayerische Boden hätte sich geöffnet und Seehofer
wäre augenblicklich von einem Strudel bundesweiter Empörung
verschluckt worden. Ganz zu schweigen vom Umgang mit dem politischen
Gegner! Sich über die gesundheitliche Verfassung eines Kandidaten
lustig zu machen oder auf die (angeblichen) sexuellen Eskapaden des
Ehepartners hinzuweisen - das würde in der gepflegten politischen
Landschaft Deutschlands wie die Zündung einer Atombombe wirken und
den Angreifer pulverisieren.
Die USA mögen uns in manchen Dingen voraus sein. Nicht selten
setzen sie Trends. In diesem Fall wäre es gut, wenn wir uns die
politische (Un-) Kultur der USA nicht zu eigen machten und das eine
oder andere Tabu ein Tabu bliebe. Könnte man sich, verglichen mit
Trump, in die langweiligen Merkels, Seehofers und Gabriels nicht
geradezu verlieben? Naja. Zumindest schämen müssen wir uns für sie
nicht.
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