(ots) -
Die verschärfte Regulierung reduziert die Eigenkapitalrendite im
Kapitalmarktgeschäft teils drastisch
- Neue Regelwerke erhöhen den Kapitalbedarf noch einmal um ein
Drittel
- Erträge sinken auf breiter Front und bringen Banken zusätzlich
in Zugzwang
- Fünf strategische Stellhebel helfen Kreditinstituten
gegenzusteuern
Die weltweit verschärfte Regulierung reduziert die
Eigenkapitalrenditen der Banken im bislang hochprofitablen
Kapitalmarktgeschäft zum Teil dramatisch. In einzelnen Produktgruppen
sinkt die Rendite auf weniger als 5 Prozent und damit weit unter die
Eigenkapitalkosten. Dies hat eine Analyse der internationalen
Managementberatung Bain & Company im Rahmen der Studie "Mehr Regeln,
weniger Rendite: Wie Banken im Kapitalmarktgeschäft gegensteuern"
ergeben. Ohne Gegenmaßnahmen führt die verschärfte Regulierung dazu,
dass die Eigenkapitalrendite beispielsweise bei Währungen auf 4 bis 7
Prozent fällt - von derzeit 10 bis 15 Prozent. Bei Rohstoffen sind es
5 bis 7 Prozent nach bislang 15 bis 20 Prozent. In den traditionell
besonders ertragsstarken Bereichen, dem Handel mit Anleihen und
Aktien, kommt es ebenfalls zu deutlichen Rückgängen.
Der Renditeverfall ist eine Folge der höheren
Eigenkapitalanforderungen und Mindestliquiditätsquoten, von
niedrigeren Verschuldungsquoten und Einschränkungen bei der
kurzfristigen Refinanzierung. So müssen die Institute gerade bei
Anleihen-, Rohstoff-, Währungs- und Aktiengeschäften teilweise
erheblich mehr Eigenkapital als bisher vorhalten. "Seit 2008 hat sich
der Kapitalbedarf verdoppelt", erklärt Robert Grübner, Bain-Partner
und Autor der Studie. "Und ein Ende ist noch nicht in Sicht."
Zusätzliche Regulierungen wie die neuen Vorschriften zum Handelsbuch
(FRTB) werden die Kapitalanforderungen bis 2020 noch einmal um ein
Drittel erhöhen. "Die Banken müssen gegensteuern", betont Grübner.
"Ansonsten drohen ihnen zum Teil erhebliche Verluste bei weiter
zunehmender Kapitalbindung."
Erträge gehen in den ersten drei Monaten 2016 um 23 Prozent zurück
Der Handlungsbedarf ist umso größer, je stärker die Erträge auf
breiter Front sinken. Im ersten Quartal 2016 fielen sie im Vergleich
zum Vorjahreszeitraum weltweit um 23 Prozent auf 54 Milliarden
US-Dollar. Dabei setzte gerade das einst dominierende Rentengeschäft
seine Talfahrt fort. Hier haben sich seit 2009 die Erträge nahezu
halbiert. Doch auch das Investment-Banking - lange erfolgsverwöhnt
und immer noch vergleichsweise renditestark - ist 2016 unter Druck
geraten. Die weltweiten Erträge schrumpften im ersten Quartal
gemessen am Vorjahreszeitraum um 27 Prozent (Abbildung 1).
Der rückläufige Markt und die dauerhaft verschärfte Regulierung
zwingen die Banken zum Handeln. Bain hat fünf Stellhebel für eine
höhere Profitabilität erarbeitet:
1. Strategischer Fokus. Banken müssen sich auf Kunden- und
Produktgruppen konzentrieren, in denen sie über einen belastbaren
Wettbewerbsvorsprung verfügen. Eine solche Fokussierung kann weit
mehr als 50 Prozent des bestehenden Portfolios infrage stellen.
2. Radikale Vereinfachung und Verbesserung der Effizienz. Um die
operative Effizienz zu erhöhen, gilt es für Banken, ihre bestehenden
Betriebsmodelle, Infrastrukturen und Prozesse radikal zu
vereinfachen. Nur so lassen sich die Kosten im erforderlichen Umfang
senken. Bei vielen Instituten sind Einsparungen von 30 bis 50 Prozent
notwendig.
3. Neuausrichtung von Organisation, Recruiting und Vergütung. Im
Mittelpunkt stehen die Bedürfnisse neuer Talente und strategisch
bedeutsamer Kunden. Im Rahmen der Vergütung sollte demzufolge nicht
länger das Eingehen kurzfristiger Risiken belohnt werden. Anreize
verdienen vielmehr Leistungsträger, die langfristig im Sinne der
Kunden handeln.
4. Effektives Ressourcenmanagement. Die knappen Ressourcen sollten
für die profitabelsten Kunden- und Produktsegmente eingesetzt werden.
Gleichzeitig müssen Banken ihre Risiko- und Kapitalmodelle ebenso wie
ihre Organisation und Prozesse an die neuen Regelwerke anpassen - mit
dem Ziel, auf diese Weise mehr als die Hälfte der notwendigen
Renditesteigerung zu erreichen.
5. Vernetzung mit Partnern. Banken müssen ihr Betriebsmodell neu
gestalten und mit den passenden Partnern zusammenarbeiten. So lassen
sich Skalenvorteile erzielen und die Digitalisierung beschleunigen.
Solche Kooperationen sind für viele Banken die Alternative zum
Rückzug aus ganzen Geschäftsfeldern.
"Im Zuge der neuen Regulierung können die Banken mit zahlreichen
Kunden, mit denen sie heute handeln, keine profitablen
Geschäftsbeziehungen mehr aufrechterhalten", betont Dr. Jan-Alexander
Huber, Bain-Partner und Co-Autor der Studie. Den Instituten muss es
daher gelingen, mit der richtigen Strategie auch weiterhin die
Kapitalkosten zu verdienen und auskömmliche Renditen zu
erwirtschaften. Schaffen sie dies nicht, sind sie eher früher als
später zum Rückzug aus diesem Markt gezwungen. "Fakt aber ist, dass
Unternehmen und Investoren auch in Zukunft professionelle
Unterstützung bei ihren Kapitalmarktgeschäften brauchen", stellt
Huber fest. "Die Banken müssen deshalb einen Weg finden, wie sie
diesen Bedarf in einem neuen Umfeld effizient und profitabel erfüllen
können."
Ãœber die Studie
Die vorliegende Studie basiert auf einer umfassenden Analyse der
Ertrags- und Ergebnissituation der größeren, im Kapitalmarktgeschäft
tätigen Banken in Europa, Nordamerika und im asiatisch-pazifischen
Raum. Die Bain-Experten haben die öffentlich zugänglichen Daten aus
Geschäftsberichten, Gesetzestexten, Finanzmarktinformationen und
Studien heruntergebrochen bis auf die Ebene der Produktgruppen und
für jedes Geschäftsfeld - vom Anleihen- und Währungshandel über das
Aktiengeschäft bis hin zum klassischen Investment-Banking - die
Auswirkungen der neuen Regulierungsvorschriften untersucht. So kann
die in dieser Form einzigartige Regulierungsmatrix von Bain
aufzeigen, wie beispielsweise höhere Eigenkapitalanforderungen,
höhere Liquiditätsreserven oder niedrigere Verschuldungsgrenzen die
Profitabilität der einzelnen Produktgruppen im Kapitalmarktgeschäft
beeinflussen.
Bain & Company
Bain & Company ist eine der weltweit führenden
Managementberatungen. Wir unterstützen Unternehmen bei wichtigen
Entscheidungen zu Strategie, Operations, Technologie, Organisation,
Private Equity und M&A - und das industrie- wie länderübergreifend.
Gemeinsam mit seinen Kunden arbeitet Bain darauf hin, klare
Wettbewerbsvorteile zu erzielen und damit den Unternehmenswert
nachhaltig zu steigern. Im Zentrum der ergebnisorientierten Beratung
stehen das Kerngeschäft des Kunden und Strategien, aus einem starken
Kern heraus neue Wachstumsfelder zu erschließen. Seit unserer
Gründung im Jahr 1973 lassen wir uns an den Ergebnissen unserer
Beratungsarbeit messen. Bain unterhält 53 Büros in 34 Ländern und
beschäftigt weltweit 6.400 Mitarbeiter, 750 davon im
deutschsprachigen Raum. Weiteres zu Bain unter: www.bain.de.
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