(ots) -
Arbeitsverdichtung, demographischer Wandel und Digitalisierung
sind die dringlichsten Themen, wenn es um den Arbeitsschutz der
Zukunft geht. Zu diesem Fazit kommt eine groß angelegte Befragung des
Instituts für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen
Unfallversicherung (IFA) von 400 Arbeitsschutzfachleuten. Ein
weiteres Ergebnis: Auch nicht arbeitsbezogene Gesundheitsthemen wie
falsche Ernährung und bewegungsarmes Freizeitverhalten betreffen die
Arbeitsfähigkeit der Erwerbstätigen erheblich und fordern den
Arbeitsschutz künftig heraus.
Die Arbeitswelt verändert sich immer schneller. Menschen und
Prozesse sind global vernetzt. Der internationale Wettbewerb erhöht
den Druck auf die Unternehmen und der Altersdurchschnitt der
Erwerbsbevölkerung steigt. Was bedeuten diese Rahmenbedingungen für
die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten? Gibt es neue Quellen
für Unfälle und Gesundheitsgefährdungen?
Um neue Risiken frühzeitig zu erkennen, hat die gesetzliche
Unfallversicherung ein so genanntes Risikoobservatorium beim IFA
eingerichtet. Es basiert auf einer Befragung von 400
Aufsichtspersonen der Berufsgenossenschaften und Unfallkassen. Diese
speziell ausgebildeten Fachleute sind in Sachen Arbeitsschutz in
Betrieben und Einrichtungen unterwegs und kennen die Bedingungen der
Arbeitswelt. "Wir wollen mit Hilfe dieses Instruments aktiv werden,
bevor uns Arbeitsunfälle, Berufskrankheiten und gesundheitliche
Beschwerden unmissverständlich zu verstehen geben, dass es da ein
neues Problem gibt", sagt Professor Dietmar Reinert, Projektleiter
und Direktor des IFA. Seien die Folgen des Wandels ermittelt, könnten
auch entsprechende Prioritäten in der Prävention gesetzt werden.
Für die aktuelle Auswertung haben die Aufsichtspersonen 93
Entwicklungen und deren Relevanz für Sicherheit und Gesundheit bei
der Arbeit bewertet. Die anschließende Auswertung im IFA wurde durch
Literaturrecherchen zu Risiken und praktischen Schutzmaßnahmen
ergänzt. "Nun wissen wir zum ersten Mal verbindlich und
wissenschaftlich fundiert, welche Themen allen
Unfallversicherungsträgern gleichermaßen unter den Nägeln brennen und
damit das Gros der Beschäftigten betreffen", sagt Dr. Joachim Breuer,
Hauptgeschäftsführer der DGUV. Dass Themen wie Arbeitsverdichtung,
alternde Belegschaften und zunehmende Digitalisierung genannt wurden,
sei keine große Überraschung. "Dass wir aber unter den Top 10 alte
Bekannte wie Lärm haben, durchaus. Und dass unsere Mitglieder auch
Handlungsbedarf in Bereichen sehen, auf die die Unfallversicherung
keinen direkten Einfluss hat, nämlich Ernährung und
Freizeitverhalten."
Die zehn Top-Trends, die Sicherheit und Gesundheit der
Beschäftigten besonders beeinträchtigen können, und die dafür vom IFA
empfohlenen Präventionsmaßnahmen bilden die Grundlage für konkrete
DGUV-Aktionen. Projektchef Reinert: "Wir haben beispielsweise bereits
eine Reihe von Forschungsthemen aus dem Risikoobservatorium in unsere
Forschungsförderung eingebracht, wie die Verbesserung des
Arbeitsschutzes an mobilen Arbeitsplätzen, wie man bei der Büroarbeit
zu mehr Bewegung kommen kann oder wo sich Datenbrillen sinnvoll und
ergonomisch bei der Arbeit nutzen lassen." Auch bei Aus- und
Weiterbildungsmaßnahmen werde man sich an den Ergebnissen
orientieren.
Die Ergebnisse des Risikoobservatoriums sind online verfügbar:
http://www.dguv.de/webcode/d1159702
Hintergrund:
Das Risikoobservatorium (RO) der Deutschen Gesetzlichen
Unfallversicherung (DGUV) ist ein Instrument zur frühzeitigen
Ermittlung von Präventionsschwerpunkten. Es liefert Ergebnisse für
die nähere Zukunft (Fünfjahres-Horizont). Es ist ein Projekt des
Institutes für Arbeitsschutz der DGUV (IFA), das die Methodik
entwickelt hat und das Observatorium betreibt.
Das RO basiert auf einer alle fünf Jahre stattfindenden Befragung
von 400 Aufsichtspersonen der Berufsgenossenschaften und
Unfallkassen. Sie bewerten 93 Entwicklungen auf einer Skala von 1 bis
7: Einzuschätzen ist die Relevanz der Entwicklungen für Sicherheit
und Gesundheit der Beschäftigten.
Die Liste der Entwicklungen hat das IFA im Rahmen einer
internationalen Literaturrecherche ermittelt. Die befragten
Aufsichtspersonen konnten außerdem besondere Risiken benennen, die
sich aus den Entwicklungen ergeben und Vorschläge zur Prävention
machen. Diese Freitextkommentare dienten dem Projektteam als
Grundlage für eine vertiefende Literaturrecherche.
Die Antworten der Aufsichtspersonen wurden zweifach ausgewertet:
Zum einen für jede Berufsgenossenschaft und das Kollektiv der
Unfallkassen individuell, zum anderen übergreifend für die gesamte
Unfallversicherung.
Um sicherzugehen, dass die Einschätzung der Aufsichtspersonen
nicht signifikant von der betrieblicher Arbeitsschutzfachleute
abweicht, hat das IFA eine Evaluation durchgeführt. Dabei wurden 700
Fachkräfte für Arbeitssicherheit über die Online-Plattform
www.sifa-community.de befragt. Drei Viertel aller Befragten
bestätigten die Beobachtungen der Aufsichtspersonen. Bei einem
Viertel gab es geringe, aber nicht signifikante Unterschiede in der
Risikoeinschätzung.
Pressekontakt:
Stefan Boltz
Pressesprecher
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung
030-288763768
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