(ots) - Reporter ohne Grenzen (ROG) ist besorgt über die
schon ein Jahr andauernde Untersuchungshaft des
Investigativjournalisten Jovo Martinovic in Montenegro und fordert
die Justiz des Landes auf, ihm einen fairen Prozess zu ermöglichen.
Martinovic wurde am 22. Oktober 2015 wegen des Verdachts auf
Beteiligung an einem Drogenhändlerring festgenommen. Er berichtete
über das organisierte Verbrechen in den Balkanstaaten und arbeitete
für viele internationale Medien, darunter The Economist und The
Financial Times. Bis heute sitzt er ohne Prozess in Haft, am 27.
Oktober soll das Verfahren gegen ihn beginnen.
"Die seit einem Jahr andauernde Untersuchungshaft von Jovo
Martinovic ist absolut unangemessen", sagte ROG-Geschäftsführer
Christian Mihr. "Der Prozess gegen den Journalisten kann zeigen, ob
der EU-Beitrittskandidat Montenegro die Werte und Grundrechte, für
die die EU steht, auch ernst nimmt."
Zum Zeitpunkt seiner Festnahme arbeitete Martinovic für die
französische Nachrichtenagentur CAPA Presse. Er recherchierte für
einen Dokumentarfilm über Waffenschmuggel von den Balkanstaaten nach
Westeuropa. Der Film wurde von dem französischen Fernsehsender Canal+
ausgestrahlt (http://t1p.de/1icm). Teil seines Jobs war es,
Waffennetzwerke im Untergrund ausfindig zu machen und mit den
Mitgliedern dieser kriminellen Gruppen in den Balkanstaaten in
Kontakt zu stehen (http://t1p.de/x40h).
Aufgrund seiner Kontakte zu Mafiamitgliedern wurde er während
einer Serie von Razzien in kriminellen Vereinigungen durch die
montenegrinischen Behörden festgenommen. Am 8. April 2016, fast ein
halbes Jahr nach seiner Festnahme, reichte die
Sonderstaatsanwaltschaft Anklage ein. Sie wirft Martinovic vor, eine
Straftat begangen zu haben, indem er ein Treffen zwischen einem
Käufer und Verkäufer von Rauschgift unterstützt und dem angeblichen
Bandenchef die Kommunikationsapp Viber auf dem Handy installiert
haben soll.
Martinovic dementiert die Vorwürfe und sagt, sein Kontakt mit dem
Bandenchef habe lediglich im Kontext seiner Arbeit als Journalist
stattgefunden. Die Behörden lehnten zwei Anfragen seines Anwalts ab,
ihn bis zum Prozess auf Kaution freizulassen. Eine Erklärung dafür
gaben sie nicht.
In Montenegro fanden diesen Monat Parlamentswahlen statt. Die
Partei von Ministerpräsident Milo Djukanovic hat die meisten Sitze
gewonnen (http://t1p.de/f4uz). Die Behörden stellten die
Messenger-Dienste Whatsapp und Viber vorübergehend ab. Die Apps
würden "unerwünschte Botschaften" verbreiten. Unter dem Druck der
Opposition stellten die Behörden den Zugang nach einigen Stunden
wieder her (http://t1p.de/d5o4).
Montenegro steht auf der jährlichen Rangliste der Pressefreiheit
von Reporter ohne Grenzen auf Platz 106 von 180 Ländern. Mehr Infos
über Lage der Medien vor Ort finden Sie unter:
www.reporter-ohne-grenzen.de/montenegro.
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