PresseKat - Logistikbranche in der Zwickmühle - zwischen dem Druck der Digitalisierung und der Angst, die Daten

Logistikbranche in der Zwickmühle - zwischen dem Druck der Digitalisierung und der Angst, die Datenhoheit zu verlieren

ID: 1417505

(ots) -

- Studie von Roland Berger: 95 Prozent der befragten Logistiker sind
überzeugt, dass die Digitalisierung die Branche verändern wird
- Größtes wahrgenommenes Risiko: Verlust von wichtigen Daten
- Mangelnde Kenntnisse über die Digitalisierung (69%) und schwache
interne Unterstützung (54%) erschweren die digitale Transformation
- Buchungsplattformen gewinnen an Bedeutung und verändern
traditionelles Geschäftsmodell von Transportunternehmen
- Vier Geschäftsmodelle werden sich voraussichtlich in der
Logistikbranche etablieren

Die Digitalisierung beschäftigt derzeit alle Branchen. Einige
Industrien, wie etwa der Handel, haben sich hierdurch bereits stark
verändert. Auch die Logistikbranche wird von diesen Veränderungen
betroffen sein. In ihrer umfassenden Studie "2016 logistics study on
digital business models" untersuchen die Roland Berger-Experten,
welche digitalen Geschäftsmodelle in der Zukunft möglich sind und
welche Maßnahmen Unternehmen ergreifen sollten. Befragt wurden
hierfür 300 Logistikunternehmen und -dienstleister in 19 Ländern.

Ãœber eines sind sich fast alle Studienteilnehmer (95%) einig: Die
Digitalisierung wird die Logistikbranche teilweise oder sogar
vollständig verändern. Ein Prozess, der sicherlich Vorteile, aber
auch Risiken mit sich bringen wird. So glaubt rund die Hälfte, dass
die Digitalisierung von Daten und Prozessen die Datensicherheit
gefährden kann. "Die größte Sorge ist, dass in der Zusammenarbeit mit
Wettbewerbern oder IT-Unternehmen sensible Daten verloren gehen
könnten", sagt Klaus van Marwyk, Partner von Roland Berger. Darüber
hinaus befürchten vor allem Spediteure, dass sie Wettbewerbsvorteile
einbüßen, wenn sie im Rahmen der Digitalisierung mit Wettbewerbern
kooperieren müssen.

Wenn es um die Umsetzung von Maßnahmen geht, fehlt es nach Ansicht




der Befragten intern in erster Linie an fachlichem Know-how im
Digitalbereich (69%) und an der Unterstützung seitens der
Geschäftsführung oder der Mitarbeiter (54%). Trotz aller
Befürchtungen ist die Branche aber optimistisch: Nur etwa ein Drittel
der Befragten glaubt, dass ihr Geschäftsmodell komplett vom Markt
verschwinden wird. Darin liegt nach Ansicht der Experten von Roland
Berger aber eine Gefahr, denn in anderen Branchen zeigt sich bereits
heute, dass dies durchaus passieren kann.

Vier Geschäftsmodelle prägen die Zukunft

Denn die Branche leidet unter dem starken Kostendruck ihrer
Auftraggeber. Hinzu kommt, dass 70-80 Prozent des Geschäftsvolumens
der Spediteure Standardgeschäft ist. "Hier liegen die Bruttomargen
bei etwa 20 Prozent, worin aus Sicht der Auftraggeber ein
Kostensenkungspotenzial liegt. Logistikunternehmen müssen daher
selbst die Digitalisierung vorantreiben, sonst gefährden sie ihre
Zukunftsfähigkeit", warnt Sascha Treppte, Co-Autor der Studie. Einige
digitale Geschäftsmodelle in der Logistik existieren bereits, und
weitere werden folgen. Nach Ansicht der Roland Berger-Experten wird
es künftig voraussichtlich vier Gruppen von Marktteilnehmern geben:

1. Buchungs- und Optimierungsplattformen werden das traditionelle
Geschäftsmodell von Transportunternehmen stark verändern. Mit
Online-Plattformen können einfache Transporte künftig viel
effizienter und kostengünstiger abgewickelt werden. "Durch die
direkte Vernetzung der Kunden mit Logistikdienstleistern werden die
Abwicklung und die Transportkapazität optimiert; die Frachtkosten
sinken", sagt Klaus van Marwyk." Um gemeinsam als neutraler
Plattformanbieter agieren zu können, sollten Logistikunternehmen
daher Kooperationsmodelle prüfen.

2. Frachtführer und Terminalbetreiber werden weiterhin
entscheidender Teil der Wertschöpfungskette sein. Sie werden
zukünftig Größenvorteile und neueste Technologien nutzen müssen, um
Auslastung und Kosten zu optimieren. Sie sollten zudem spezielle
Frachtpakete schnüren, um nicht nur von den Aufträgen der
Buchungsplattformen abhängig zu sein. So können vor allem Firmen mit
einfachen Logistikketten, z.B. im Shuttle-Verkehr, die
Buchungsgebühren der Plattformen einsparen. Denkbar ist auch der
Aufbau einer eigenen Online-Plattform in Kooperation mit anderen
Frachtführern und Terminalbetreibern.

3. Supply Chain-Spezialisten werden auch weiterhin komplexe
Lieferprozesse, die ein industriespezifisches Know-how erfordern,
abwickeln. Um die immer komplexeren Lieferketten effizienter und
transparenter zu gestalten, müssen auch solche spezialisierten
Nischenanbieter ihre Prozesse stärker automatisieren. Eine große
Herausforderung: Denn sie müssen einerseits innovativ sein und
Technologiesprünge mitgehen, andererseits müssen sie preislich
wettbewerbsfähig bleiben. Kooperationen mit digitalen Service
Providern könnten hier sinnvoll sein.

4. Service Provider stellen Softwareprodukte und Lösungen für die
Sammlung und systematische Auswertung großer Datenmengen sowie
weitere digitale Dienstleistungen zur Verfügung. Das Angebot reicht
von Online-Bezahlsystemen über GPS-Trackingsysteme bis hin zu
automatisierter Zollabwicklung. "Service Provider sind das Kernstück
der digitalen Logistik. Mit ihren innovativen Produkten wird die
digitale Abwicklung von Geschäften überhaupt erst möglich", erklärt
Roland Berger-Berater Treppte.

Digitale Agenda und Maßnahmen festlegen

Noch ist unklar, wer die verschiedenen Rollen künftig einnehmen
wird. Die Entscheidung, als Frachtführer, Terminalbetreiber oder
Supply Chain-Spezialist zu fungieren, hängt vor allem vom heutigen
Geschäftsmodell und der Marktpositionierung ab. Um die Chancen des
digitalen Wandels für sich zu nutzen, sollten Logistikfirmen daher
schnell einen digitalen Fahrplan entwickeln. Dabei sollten sie im
ersten Schritt ihren potenziellen Umsatz- und Gewinnverlust durch
neue digitale Geschäftsmodelle ermitteln. Entsprechend sollten dann
die künftige strategische Ausrichtung festgelegt und die passenden
Maßnahmen definiert werden. Darüber hinaus muss im Sinne einer
digitalen Transformation ein Umdenken sowohl beim Management von
IT-Projekten als auch in den Unternehmen selbst stattfinden.
Besonders wichtig ist dabei, die Positionierung gegenüber den
Online-Plattformen klar zu definieren und gegebenenfalls
Kooperationspartner für den Aufbau einer Plattform zu suchen.

Zudem sollte vor dem Hintergrund eines potenziellen Margenverlusts
ein unternehmensweites Performance-Programm in die Wege geleitet und
ein solider Businessplan entwickelt werden. Finanzierungspartner
sollten ebenfalls frühzeitig in den Prozess einbezogen werden. "Denn
nur wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen und die Chancen der
Digitalisierung begreifen, kann die digitale Transformation
erfolgreich vorangetrieben werden. Dazu gehört auch, für neue Trends
und Technologien, die das Geschäft beeinflussen, offen zu sein",
erläutert Klaus van Marwyk.

Die Studie können Sie herunterladen unter:
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Datum: 27.10.2016 - 10:31 Uhr
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