(ots) - Radio ist Multichannel mit UKW als Basis
für digitale Investitionen. Die Nachfrage für Radio und Audio über
alle Verbreitungswege und Plattformen bei den Hörern ist ungebrochen
hoch. Die Transformation in der Nutzung, geänderte Voraussetzungen in
der digitalen Vermarktung sowie ein fairer Wettbewerb im dualen
Mediensystem sind die Leitplanken, innerhalb derer tragfähige Modelle
für private Hörfunkanbieter gefunden werden müssen, um einen
vielfältigen Hörfunk zu erhalten. Unter diesen Prämissen beschäftigte
sich die VPRT-Radio-Agenda auf den 30. Medientagen München mit der
Frage, was das Radio zukunftsfest macht und wie die Radioentwicklung
in anderen europäischen Ländern verläuft. So machte das Panel den
Reality-Check für das Radio der Zukunft.
"Radio ist unverzichtbar. Es unterhält und informiert, Radio ist
weit mehr als Musik. Deshalb lohnt es sich, für diese Gattung zu
kämpfen." Mit diesen Worten eröffnete Klaus Schunk,
Geschäftsführer/Programmdirektor von Radio Regenbogen & Vorsitzender
des Fachbereichs Radio und Audiodienste im VPRT, die Diskussion. Er
wies insbesondere darauf hin, dass den ARD-Radios über 600 Millionen
Euro für einen Umstieg auf DAB+ zur Verfügung stünden, während für
die privaten Radios eine Förderung bislang noch nicht gewährleistet
ist. "Ein fairer Wettbewerb von öffentlich-rechtlichen und privaten
Anbietern braucht technisch wie programmlich gleiche
Ausgangsbedingungen für die digitale Transformation," so Schunk
eindringlich.
Dr. Ulrich Liebenow, Betriebsdirektor des MDR und Vorsitzender der
Produktions- und Technik-Kommission (PTKO) von ARD und ZDF, erklärte,
dass für das Radio ein digitaler, hybrider Verbreitungsansatz in
einem sinnvollen Mix wichtig sei und das Radio sich eben nicht auf
einen Verbreitungsweg beschränken könne. "DAB+ ist für die mobile
Nutzung unverzichtbar", so Liebenow zudem.
Albert Malli, Stellvertretender Senderchef Ö3 des Österreichischen
Rundfunks (ORF), zeigte am Beispiel des Senders Ö3 auf, wie
Verbreitung über alle Plattformen, wie beispielsweise Radio Apps und
Bewegtbild, über Satelliten-TV aussehen kann. "Der Nutzer ist mit der
Marke verbunden, die Technologie ist ihm egal", resümierte Malli.
"DAB kann sich nur dann durchsetzen, wenn für alle eine Chance auf
Refinanzierung besteht." Für ihn sei die Verbreitung über Streaming
weitaus attraktiver.
Ein ähnliches Bild zeichnete Leena Puntila, Vorstandsvorsitzende
des finnischen Radioverbandes RadioMedia. Radio sei in Finnland ein
beliebtes und sehr erfolgreiches Medium. DAB+ sei in Finnland bereits
2005 wieder abgeschaltet worden. Die Radioindustrie sehe keinen Sinn
darin, einen einzelnen Verbreitungsweg zu fördern. Stattdessen sei
die Zukunft des Radios "hybrid". Hybrid sei eine Kombination aus
Broadcast und Internet.
In der anschließenden Diskussion positionierte sich Siegfried
Schneider, Vorsitzender der Direktorenkonferenz der
Landesmedienanstalten (DLM) und Präsident der Bayerischen
Landeszentrale für neue Medien (BLM), zu DAB+: "Wir haben in Bayern
die bestmögliche Struktur für die Empfangbarkeit geschaffen." Zudem
biete DAB+ zusätzliche Möglichkeiten, Content anzubieten. Er
appellierte an die privaten Radioanbieter, den Weg mitzugehen: "Die
Privaten werden verlieren, wenn sie bei DAB+ nicht mit dabei sind.
2020 können wir dann Bilanz ziehen und feststellen: 'Fliegt DAB oder
fliegt es nicht?'"
Dagegen plädierte Markus Blume, MdL, Medienpolitischer Sprecher
CSU-Fraktion und Leiter der Arbeitsgruppe Digitalisierung und Medien:
"Wir wollen die Vielfalt der Angebote erhalten und fördern. Daher
planen wir, im nächsten bayerischen Landeshaushalt Mittel bereit zu
stellen, um dies auch für die digital-terrestrische Verbreitung zu
erhalten."
Der Medienwissenschaftler Prof. Hermann Rotermund warnte
eindringlich davor, sich nur auf DAB+ zu fokussieren: "Die
Konzentration auf DAB+ verstellt den Blick auf die digitale
Transformation. DAB+ übersieht, dass es ein Land gibt, in dem es
bereits digitale Verbreitung gibt." In Richtung der
öffentlich-rechtlichen Sender sagte er: "Wenn der
öffentlich-rechtliche Rundfunk relevant sein will, dann muss er auch
darin investieren. Ich halte es für notwendig, eine Debatte zu
führen, wo für die jeweiligen Player ihr Spielfeld ist."
Zum Abschluss wollte Michael Hanfeld, Stellvertretender
Feuilletonchef und Medienredakteur der FAZ, wissen, wie die Zukunft
des Radios aussehe. Einig waren sich alle, dass es gelte, die
Programmvielfalt der Radiobranche zu erhalten - gerade im Hinblick
auf neue Player wie Spotify.
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Der VPRT ist die Interessenvertretung der privaten Rundfunk- und
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Mobileangeboten bereichern seine rund 140 Mitglieder Deutschlands
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das auch in der digitalen Welt so bleibt, müssen die regulatorischen,
technologischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen. Als
Wirtschaftsverband unterstützen wir unsere Unternehmen im Dialog mit
Politik und Marktpartnern beim Erreichen dieses Ziels - national und
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