(ots) - Gerke: Probleme der Deutschen Bank könnten
Gewinn zu Peanuts werden lassen
Experte warnt vor Ãœberbewertung der positiven Quartalsbilanz
Osnabrück. Der Bankenexperte Wolfgang Gerke hat davor gewarnt, den
überraschenden Gewinn der Deutschen Bank im dritten Quartal zu
positiv zu bewerten. Es sei zwar gut, dass der Branchenprimus
"endlich einmal ein positives Signal in den Markt senden kann", sagte
der Präsident des Bayerischen Finanz Zentrums der "Neuen Osnabrücker
Zeitung" (Freitag). Allerdings könnten die "Probleme, die noch auf
die Bank zukommen, den Gewinn zu Peanuts werden lassen".
Am Donnerstagmorgen hatte die Deutsche Bank mitgeteilt, dass sie
von Juli bis Ende September einen Nettogewinn von 278 Millionen Euro
erzielt habe - vor allem aufgrund gesunkener Rechtskosten und eines
gut laufenden Anleihegeschäfts. Am Investmentbanking müsse das
Institut festhalten, forderte Gerke. Im Vergleich etwa zu
südeuropäischen Geldhäusern habe die Bank aus Frankfurt den
"Riesenvorteil", in einem wirtschaftlich starken Land ansässig zu
sein. In der Begleitung von Großkunden beim internationalen Geschäft
sieht Gerke eine wichtige Chance für die Zukunft der Deutschen Bank.
"Nicht verstanden" habe er hingegen, dass die Postbank als
geplante Privatkundensparte zunächst gekauft wurde und jetzt wieder
verkauft werden solle. "Diese Hü-hott-Politik hat Kunden und
Mitarbeiter abgeschreckt und bewiesen, dass die Bankmanager zu wenig
Verständnis für dieses Geschäftsmodell haben", sagte Gerke. Dies sei
ein Armutszeugnis für einen nationalen Branchenführer.
Ob die Deutsche Bank vom Staat gerettet werden müsse, hänge "stark
von den Amerikanern ab", sagte Gerke angesichts der Strafforderung
von allein 14 Milliarden Euro, die in den USA wegen krummer
Hypothekengeschäfte gegen das deutsche Geldhaus erhoben wird. Der
Finanzwissenschaftler sprach sich dafür aus, dass die Bundesregierung
dagegen in Washington intervenieren müsse. Falls dies nicht helfe,
müsse es eine Zwangsverstaatlichung der Deutschen Bank mit
Beteiligung der Steuerzahler als Aktionäre geben. Ein Bail-Out der
Deutschen Bank wäre nach seiner Ansicht schlimmer als die Pleite der
US-Großbank Lehman Brothers 2008, weil das Frankfurter Institut wie
kein anderes "im weltweiten Derivategeschäft vernetzt" sei.
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