(ots) -
Fernsehen und Radio behaupten sich trotz der rasanten Entwicklung
des Internets als meistgenutzte Medien in Deutschland. Sie nehmen
rund zwei Drittel des gesamten Zeitbudgets für Mediennutzung ein. Zu
diesem Ergebnis kommt die elfte Welle der Studie Massenkommunikation,
die 2015 erhoben wurde. Die Studie ist jetzt als Band 22 der
Schriftenreihe Media Perspektiven im Nomos Verlag erschienen. Die
ARD/ZDF-Medienkommission hat das Buch auf ihrer heutigen Sitzung in
Mainz präsentiert. Keine andere Untersuchung beobachtet die
Mediennutzung und -bewertung der Bevölkerung in vergleichbarer
Differenzierung und über eine so lange Zeitspanne von mittlerweile 50
Jahren. Die Studie liefert wertvolle Erkenntnisse für die
medienpolitische und medienwissenschaftliche Diskussion wie auch für
die strategische Positionierung von Medienunternehmen.
Mediennutzung bleibt auf sehr hohem Niveau stabil
Mit insgesamt knapp neuneinhalb Stunden pro Tag (566 Minuten
brutto, d.h. einschließlich Parallelnutzung) bleibt die Mediennutzung
in Deutschland in der Bevölkerung ab 14 Jahren auf sehr hohem Niveau
stabil. Gleiches gilt für die junge Generation der 14- bis
29-Jährigen (561 Minuten), in der die Internetnutzung mittlerweile
eine dominante Rolle spielt.
Internet ist nicht mit klassischen Medien vergleichbar
Mit dem Hinzutreten des Internets im Medienensemble, mit der
zunehmenden Orts- und Zeitunabhängigkeit der Mediennutzung durch
mobile Geräte und Onlineplattformen hat es in den vergangenen 15 bis
20 Jahren große Veränderungen gegeben. Die Nutzung des Internets wird
durch seinen multifunktionalen Charakter geprägt. Auf die
Mediennutzung entfällt dabei rund ein Viertel der Internetzeit.
Deutlich mehr Zeit wird auf nicht-mediale Anwendungen wie
Kommunikation, Spielen, Shopping, Suchanwendungen etc. verwendet.
Funktionen und Images der Medien
Trotz tiefgreifender Veränderungen in Medientechnik und
Verfügbarkeit der Inhalte sind die elementaren Bedürfnisse und
Stimmungslagen, in denen Medien genutzt werden, in den vergangenen 15
bis 20 Jahren erstaunlich konstant geblieben. Während das Fernsehen
als Informations- und Unterhaltungsmedium zahlreiche Nutzungsmotive
bedient und somit (ähnlich wie das Internet) multifunktional ist,
erfüllt das Radio schwerpunktmäßig emotionale Funktionen und ist
somit der ideale Tagesbegleiter. Die Tageszeitung fungiert auch in
den Augen der jungen Zielgruppe nach wie als Informationsmedium. Vor
allem in der jungen Generation hat das Lesen von Tageszeitungen aber
deutlich nachgelassen. Das Internet bedient im Zeitverlauf zunehmend
mehr Nutzungsmotive, hat einen hohen Informations- und Gebrauchswert
und macht vor allem der jungen Zielgruppe Spaß.
Unterschiede in der Beurteilung öffentlich-rechtlicher und
privater TV-Programme
In der aktuellen Befragungswelle zeigte sich erneut, dass für die
Fernsehzuschauer nach wie vor Welten zwischen öffentlich-rechtlichen
und privaten Fernsehprogrammen liegen. Beide Systeme werden als
völlig unterschiedlich und mit jeweils spezifischen Leistungen
wahrgenommen: Dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen werden vor allem
informationsrelevante bzw. journalistische Qualitäten zugeschrieben,
während Unterhaltungsgehalt und Modernität als Stärken privater
Sender gesehen werden. Die Schere zwischen beiden Systemen hat sich
weiter geöffnet: Sämtliche Imagewerte der öffentlich-rechtlichen
TV-Programme sind seit 2010 angestiegen, die der privaten
TV-Programme gesunken. Zum Beispiel nehmen die Zuschauer die
öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramme mit weitem Abstand als
sachlicher, glaubwürdiger, kompetenter und informativer wahr als die
privaten TV-Programme. Die privaten Programme werden als
unterhaltsamer, moderner, lockerer bzw. ungezwungener empfunden.
ARD und ZDF stehen für Glaubwürdigkeit und Relevanz
Der Intendant des Hessischen Rundfunks und Vorsitzende der
ARD/ZDF-Medienkommission, Manfred Krupp, meinte zu den Ergebnissen
der Studie: "Trotz aller Debatten um die Legitimation des
öffentlich-rechtlichen Rundfunks verbinden die Menschen mit unseren
Angeboten vor allem Glaubwürdigkeit und Relevanz. Das ist für uns ein
wichtiger Ansporn. Die klassische Nutzung von Radio und Fernsehen hat
weiterhin einen sehr hohen Stellenwert. Die Studie zeigt uns aber
auch, dass wir mit unseren Angeboten stärker auf unterschiedlichen
Plattformen vertreten sein müssen, um vor allem jüngere Menschen mit
journalistischer Qualität zu erreichen."
"Das Fernsehen bleibt weiterhin Leitmedium. Neun von zehn
Deutschen erwarten, dass Fernsehen auch in zehn Jahren seine
Bedeutung behalten wird. Eine besondere Stärke ist hierbei die
Berichterstattung von Events und großen Ereignissen. Die Menschen
wollen auch in Zukunft klassisches Fernsehen am großen
hochauflösenden Bildschirm in bester Qualität genießen", kommentierte
der ZDF-Intendant und stellvertretende Vorsitzende der
ARD/ZDF-Medienkommission' Thomas Bellut, die Befunde.
Zur Anlage der Studie
Im Auftrag der ARD/ZDF-Medienkommission wurden zwischen Mitte
Januar und Anfang Mai 2015 insgesamt 4300 repräsentativ für die
deutschsprachige Bevölkerung ausgewählte Personen ab 14 Jahren per
Telefon befragt. Ausführendes Institut dieser repräsentativen
Bevölkerungsumfrage war GfK Media and Communication Research,
Wiesbaden. Die Studie Massenkommunikation wird seit 1964/65 etwa alle
fünf Jahre durchgeführt.
Angaben zum Buch:
Manfred Krupp/Christian Breunig (Hrsg.):
Massenkommunikation IX
Eine Langzeitstudie zur Mediennutzung und Medienbewertung 1964-2015
Baden-Baden: Nomos 2016, 376 Seiten, 59 Euro
ISBN: 978-3-8487-3581-5
Weitere Informationen unter www.media-perspektiven.de sowie
http://www.ard-werbung.de/media-perspektiven/publikationen/schriftenr
eihe/alle-baende/
Rückfragen:
Dr. Christian Breunig, Media Perspektiven
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