(ots) - Falls es noch eines Beweises bedurfte, dass die
Grenzen zwischen den verschiedenen Geschäftsmodellen in der
Airline-Branche verschwimmen, so ist er nun erbracht. Der
Billigflieger Ryanair geht künftig von Frankfurt/Main aus auf Reisen.
Die Airline verabschiedet sich damit von ihrer Prämisse,
Drehkreuz-Airports wegen der dort erhobenen hohen Gebühren zu meiden.
Angesprochen werden mit Zielen in Spanien und Portugal zunächst
Urlaubsreisende. Da aber das Angebot schnell ausgeweitet werden soll,
dürften bald für Geschäftsreisende attraktive Destinationen folgen.
Damit nähert die Fluglinie sich dem Geschäftsmodell des Wettbewerbers
Easyjet an.
Der Flughafenbetreiber Fraport wiederum lässt der Ankündigung,
sich verstärkt für das Low-Cost-Segment zu öffnen, nun Taten folgen.
Damit wird das reine Hub-Geschäftsmodell aufgeweicht. Der
Strategieschwenk ist aus der Not geboren, denn Netzwerk-Carrier wie
Lufthansa zeigen nicht mehr das Wachstum, das Fraport für seine
Kapazitäten braucht.
Lufthansa, in deren ureigenstem Jagdrevier Ryanair künftig
wildert, kann im Nachhinein froh sein, nicht noch länger mit dem
Aufbau eines eigenen Billigfluggeschäfts gezögert zu haben. Auch die
Absicht, die Tochter Eurowings durch die Ãœbernahme von 40
Air-Berlin-Flugzeugen zu stärken, erscheint nun in neuem Lichte. Zum
einen bietet sich so in größerem Maße die Möglichkeit, auf den
Wettbewerb durch Ryanair zu reagieren. Und außerdem zeigt sich nun
erneut, dass Ryanair jede Gelegenheit nutzt, um im deutschen Markt zu
wachsen. Müsste sich Air Berlin von Strecken trennen oder sie
womöglich ganz aufgeben, wären die Iren bereit, aufreißende Lücken
sofort zu schließen. Da übernimmt Lufthansa diese Aufgabe doch lieber
selbst und erhöht gleichzeitig die Überlebenschancen des Konkurrenten
aus Berlin. Dieser dürfte sich über die Frankfurt-Pläne von Ryanair
übrigens auch nicht freuen, stoßen die Iren doch mit ihren Angeboten
zu Urlaubszielen in ein Geschäft vor, das Air Berlin mit dem neuen
Partner Tuifly im Visier hatte.
Mit dem Start von Ryanair in Frankfurt dürfte das Ende der
Fahnenstange bei den Verschiebungen in der Branche noch nicht
erreicht sein. Es wird darüber spekuliert, dass sich Airlines wie
Lufthansa langfristig auf Langstrecken konzentrieren und ihnen die
Low-Cost-Carrier als "Feeder" für ihre Maschinen dienen werden, also
Passagiere zu den Drehkreuzen bringen. Die Ryanair-Manager sagten
gestern, über eine solche Entwicklung wäre man "happy".
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