(ots) - Den ersten Teil der hohen Erwartungen erfüllt
Kasper Rorsted tadellos. Auf dem Weg zu mehr Profitabilität von
Adidas verliert der neue Vorstandsvorsitzende keine Zeit. Sein erster
Ansatzpunkt ist die größte Schwachstelle des Konzerns: Reebok.
Vorgänger Herbert Hainer hatte zuletzt Quartal für Quartal
Umsatzzuwächse der vor zehn Jahren erworbenen Marke bejubelt. Doch
für Rorsted ist das Glas auch mit wohlwollender Sichtweise halb leer:
Seit drei Jahren zeigt die Wachstumskurve von Reebok im Heimatmarkt
USA nach unten. Und die Rentabilität hinkt weit hinter den Zahlen der
Marke Adidas zurück.
Rorsted beweist sich in Herzogenaurach gleich zu Beginn als
Sportsmann. Er fördert Reebok mit einem neuem Zuschnitt der Aufgaben,
der der Tochterfirma mehr Freiheit lässt und mehr Verantwortung gibt.
Gleichzeitig fordert er mehr Leistung. Das olympische Motto "Dabei
sein ist alles" gilt für ihn im Adidas-Konzern nicht. Nur die Besten
dürfen in der Mannschaft bleiben. Damit gibt Rorsted Hainers
Bekenntnis zu Reebok zwar nicht auf. Aber der Däne knüpft es an klare
Bedingungen.
Der zweite Teil der hohen Erwartungen, die die Adidas-Aktionäre an
Rorsted richten, ist der weitaus schwierigere: Gelingt es ihm nach
der raschen Ankündigung auch tatsächlich in absehbarer Zeit, Reebok
und die gesamte Adidas-Gruppe profitabler zu machen? Der Blick auf
den herben Kursverlust der Aktie am Donnerstag ließe viel Skepsis
vermuten.
Doch der steile Kursanstieg seit 14 Monaten relativiert das Ganze.
Gewinnmitnahmen erscheinen verständlich und vernünftig. Mit einem
Kurs-Gewinn-Verhältnis von gut 30 liegt Adidas noch immer weit vor
Nike mit knapp 22. Hainer hat es verstanden, sein Abschiedsjahr auf
Hochglanz zu polieren. Mehrmals erhöhte er die Prognosen. Ihm
verschaffte es eine große Genugtuung, all die Kritiker - die er zu
seinem Abschied als Deppen schmähte - nach dem Schreckensjahr 2014
zum Schweigen gebracht zu haben.
Rorsted geht seine Aufgabe weniger emotional und damit
professioneller an. Er stimmt die Aktionäre auf eine Rückkehr zu
geringerem Wachstum nach einem Ausnahmejahr ein. Und er will
investieren, um Lücken im Konzern zu schließen, - zum Beispiel mit
neuen Ideen rund um das Thema Digitalisierung.
Mit seinem ersten Auftritt ist ihm so noch etwas anderes schnell
gelungen: Rorsted hat die hochfliegenden Erwartungen eingefangen und
klargemacht, dass er nicht zaubern kann.
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