(ots) - Hochproblematische Kühlgeräteentsorgung in
Deutschland, Großbritannien und Polen - Deutsche Umwelthilfe und ECOS
verlangen von den EU-Mitgliedstaaten, die hohen europäischen
Entsorgungsstandards EN 50625-2-3 und TS 50625-3-4 gesetzlich
festzulegen - Die unsachgemäße Entsorgung von mehr als 19 Millionen
Kühlgeräten in Europa könnte jährlich bis zu 26 Millionen Tonnen
CO2-Äquivalente verursachen und die europäischen Klimaschutzziele
scheitern lassen
Veraltete Entsorgungsstandards und unsachgemäße Praktiken beim
Recycling alter Kühlgeräte gefährden die europaweit festgelegten
Klimaschutzziele. Darauf weisen die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und
der auf Standardisierung spezialisierte Brüsseler Umweltverband
European Environmental Citizens Organisation for Standardisation
(ECOS) anlässlich des am 7. November beginnenden Klimaschutzgipfels
in Marrakesch hin.
In Europa werden jedes Jahr rund 19 Millionen Kühlgeräte
ausgemustert und entsorgt. Etwa die Hälfte dieser Geräte enthält noch
immer klimaschädliche Kälte- und Treibmittel, wie
Fluorchlorkohlenwasserstoff (FCKW). Gelangen FCKW in die Umwelt,
tragen sie signifikant zur Zerstörung der Ozonschicht und
Klimaerwärmung bei. Nach einer Berechnung von DUH und ECOS enthalten
die jährlich in Europa zur Entsorgung anfallenden Kühlgeräte ein
Treibhauspotenzial von 26,6 Millionen Tonnen CO2. Aus diesem Grund
fordern die beiden Umweltverbände von EU-Mitgliedstaaten die
Kühlgeräte-Entsorgungsstandards EN 50574 und TS 50574-2,
beziehungsweise die in 2017 erscheinenden Normen EN 50625-2-3 und TS
50625-3-4, gesetzlich festzulegen und deren Einhaltung zu überwachen.
Bessere Standards sind vor allem in Deutschland, Großbritannien und
Polen erforderlich, wo die Kühlgeräteentsorgung besonders schlecht
ist. DUH und ECOS veröffentlichen ein neues Hintergrundpapier, das
Lösungen für die Problematik des Kühlgeräterecyclings aufzeigt.
"Um das im vergangenen Jahr in Paris vereinbarte Klimaschutzziel
zu erreichen, müssen die Treibhausgasemissionen faktisch auf null
gesenkt werden. Die schlechte Entsorgungspraxis FCKW-haltiger
Kühlgeräte in einigen EU-Staaten, darunter auch Deutschland, ist
hauptverantwortlich für die Freisetzung von Millionen Tonnen
CO2-Äquivalenten. Durch veraltete Entsorgungsvorschriften und einen
fehlenden Vollzug von Umweltvorschriften werden die
gesamteuropäischen Klimaschutzbemühungen unterlaufen", kritisiert
DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.
Resch verweist auf beispielgebende EU-Länder, wie Frankreich,
Niederlande, Luxemburg, Irland, Österreich und die Schweiz. Sie
setzen europaweite Maßstäbe beim Kühlgeräterecycling, weil sie die
hohen europäischen Entsorgungsstandards EN 50574 und TS 50574-2
gesetzlich festgelegt oder über ihre nationalen Rücknahmesysteme
verbindlich vorgegeben haben. Alle EU-Staaten, die diese Standards
noch nicht verbindlich festgelegt haben, seien aufgefordert endlich
nachzuziehen.
Die im Kühlmittel und der Isolierung enthaltenen FCKW eines
Kühlschranks besitzen ein Treibhauspotential von 2,8 Tonnen CO2. Das
entspricht dem CO2-Ausstoß eines Mittelklasse-Fahrzeugs mit einer
jährlichen Fahrleistung von 15.000 Kilometern. Durch die Vorgabe
kontrollierbarer Entsorgungsstandards beim Kühlgeräterecycling können
ohne großen Aufwand und ohne teure Förderprogramme große Mengen an
CO2 eingespart werden.
"Häufig werden Entsorgungsstandards allein von der Industrie
erarbeitet, was zur Vernachlässigung von Umweltaspekten führen kann.
Nicht so bei den Kühlgeräte-Standards EN 50625-2-3 und TS 50625-3-4,
bei denen sich neben Geräteherstellern, Entsorgern, Auditoren und
Rücknahmesystemen auch ECOS und die DUH eingebracht haben. So ist es
gelungen umweltgerechte Standards zu entwickeln, die bei
vollständiger Einhaltung die Emission von Treibhausgasen aus alten
Kühlgeräten wirksam verhindern", sagt Marjolaine Blondeau, Policy
Officer bei ECOS.
"In Europa müssen die Entsorger von Kühlgeräten endlich zum
Nachweis gezwungen werden, was an behandelten Geräten in die Anlagen
reingeht und wie viel Kälte- und Treibmittel aus den Kühlschränken
und Truhen tatsächlich rausgeholt wird. Nur in Kombination mit
Mindestentnahmemengen können Behörden die Leistungsfähigkeit von
Recyclinganlagen während des ganzen Jahres beurteilen. So lange
Stoffstrombilanzen und Mindestentnahmemengen nicht gesetzlich
verpflichtend sind, hat Europa weiterhin ein großes Problem bei der
Erreichung seiner Klimaschutzziele", sagt Philipp Sommer, Referent
für Kreislaufwirtschaft bei der DUH.
Weitere Informationen: Hintergrundpapier auf Deutsch und Englisch:
http://l.duh.de/g90dk
Projektseite der DUH: http://l.duh.de/19hlv
Projektseite ECOS: http://ecostandard.org/?cat=127
Hintergrund:
Die Europäische Norm EN 50574 ("Anforderungen an die Sammlung,
Logistik und Behandlung von Altgeräten aus dem Haushalt, die
flüchtige Fluorkohlenwasserstoffe oder flüchtige Kohlenwasserstoffe
enthalten") und die zugehörige Technische Spezifikation TS 50574-2
wurde vom Europäischen Komitee für elektrotechnische Normung
(CENELEC) entwickelt, um die aufgrund unterschiedlicher nationaler
Standards entstandenen Hemmnisse abzubauen. Die derzeit bei CENELEC
in der Entwicklung befindliche Norm EN 50625-2-3 und die zugehörige
Technische Spezifikation TS 50625-3-4 basieren auf dem EU-Mandat
M/518 zur Unterstützung der Richtlinie 2012/19/EU über Elektro- und
Elektronik-Altgeräte und greifen die Normen EN 50574 und TS 50574-2
inhaltlich weitestgehend auf. Aus Sicht der Umweltverbände DUH und
ECOS beschreiben diese europäischen Entsorgungsstandards den Stand
der Technik für eine umweltgerechte Kühlgerätebehandlung.
Kontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer DUH
+49 171 3649170, resch(at)duh.de
Philipp Sommer, Referent für Kreislaufwirtschaft DUH
+49 30 2400867-462, sommer(at)duh.de
Marjolaine Blondeau, Policy Officer ECOS
+32 2 89446-58, marjolaine.blondeau(at)ecostandard.org
Pressekontakt:
DUH-Pressestelle:
Daniel Hufeisen, Ann-Kathrin Marggraf, Laura Holzäpfel
030 2400867-20, presse(at)duh.de, www.duh.de
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