(ots) - Das interdisziplinäre Gutachten "Legitimation und
Auftrag des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in Zeiten der Cloud"
ist am Freitag, 4. November 2016, in Berlin vorgestellt worden. Die
Autoren Professor Dieter Dörr, Professor Bernd Holznagel und
Professor Arnold Picot präsentierten das vom ZDF beauftragte
Gutachten in der Vertretung des Landes Rheinland-Pfalz.
Die Studie geht von dem Befund aus, dass sich das Fernsehen im
Zuge der Digitalisierung derzeit substantiell verändert. Es befinde
sich im Ãœbergang zum "Cloud-TV". Mit diesem Begriff bezeichnen die
Wissenschaftler die vierte Generation des Fernsehens nach dem
terrestrischen TV, dem Multikanalfernsehen über Kabel und Satellit
sowie dem digitalen Fernsehen. "Cloud-TV" vereint in einem Angebot
normales Fernsehen, Video on Demand und andere Onlinedienste bis hin
zu Social-Media-Plattformen sowie die Verbreitung über
unterschiedliche Verteilmedien auf eine Vielzahl von Endgeräten.
Abgerundet wird das Angebot durch Empfehlungs- und
Personalisierungsmöglichkeiten auf Basis von BigData-Analysen. Es ist
davon auszugehen, dass vor allem die großen amerikanischen
Internetkonzerne auf diesem Markt eine bedeutende Rolle spielen
werden.
Die Gutachter legen dar, dass der in der Verfassung begründete
Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, zur Meinungsbildung und
Integration der Gesellschaft beizutragen, unverändert fortbesteht.
Mit Blick auf die Unübersichtlichkeit von Informationen im Netz, der
Meinungsrelevanz von linearen und non-linearen Bewegtbildangeboten
und den besonderen ökonomischen Eigenschaften, denen Fernsehen auch
in Zeiten der Cloud unterliegt, sei ein politisch und wirtschaftlich
unabhängiger Rundfunk essentiell, so die Wissenschaftler. Diese
Funktion könne sowohl aus verfassungsrechtlicher als auch aus
ökonomischer Sicht aktuell nur vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk
wahrgenommen werden. An einigen Stellen müssten rundfunkrechtliche
Vorgaben an die veränderten Rahmenbedingungen angepasst werden, um
sicherzustellen, dass ZDF und ARD ihre Aufgaben auch in Zeiten des
"Cloud-TV" weiter erfüllen können. Deshalb sollten Sendungen künftig
länger als heute erlaubt in der Mediathek bleiben können. Außerdem
muss es möglich sein, spezielle Angebote extra für das Netz
herzustellen. Die Gutachter plädieren dafür, mehr Möglichkeiten zum
Austausch und zur Beteiligung des Publikums an Diskussionen
anzubieten.
Im Anschluss an die Präsentation diskutierten ZDF-Intendant Thomas
Bellut, Heike Raab, Staatssekretärin und Beauftragte für Medien im
Vorsitzland der Rundfunkkommission Rheinland-Pfalz, Staatsminister
Rainer Robra, Leiter der Staatskanzlei Sachsen-Anhalt und
Vorsitzender der AG Telemedien der Rundfunkkommission sowie Marlehn
Thieme, Vorsitzende des ZDF-Fernsehrats, über den Auftrag des
öffentlich-rechtlichen Rundfunks in einem sich wandelnden
Medienumfeld.
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