PresseKat - NABU legt neues Modell für EU-Agrarförderung vor

NABU legt neues Modell für EU-Agrarförderung vor

ID: 1421213

(ots) - Der NABU fordert aufgrund der anhaltend schlechten
Umweltbilanz der EU-Landwirtschaftspolitik drastische Änderungen bei
der künftigen Agrarförderung. Dazu stellte der Umweltverband am
heutigen Montag eine beim Institut für Agrarökologie und
Biodiversität (IFAB) Mannheim in Auftrag gegebene Studie vor. Diese
berechnet erstmals anhand eines konkreten Modells, wie die
Agrarsubventionen in Zukunft so verteilt werden können, dass
Landwirte und Umwelt gleichermaßen profitieren. Kern der Studie ist
ein Modell, das die derzeitige ineffiziente "Gießkannenförderung"
durch Prämien für nachhaltiges Wirtschaften und Naturschutzleistungen
ersetzt.

"Die Agrarpolitik der EU versagt, trotz wiederholter
Reformversuche, seit Jahren auf ganzer Linie", sagte NABU-Präsident
Olaf Tschimpke bei der Vorstellung der Studie in Berlin. "Bislang
werden die öffentlichen Gelder überwiegend ineffizient und im
Ergebnis umweltschädlich verteilt. Dem Steuerzahler fällt diese
Agrarpolitik sogar doppelt zur Last, denn die Schäden an Boden,
Wasser und Natur müssen kostspielig behoben werden."

Angesichts der enormen Steuermittel, die Jahr für Jahr in den
Agrarsektor fließen, und der negativen Folgen für Mensch und Natur,
sei eine grundlegende Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik überfällig.
Insgesamt gehen derzeit 40 Prozent des EU-Haushalts in die
Landwirtschaft, das sind 112 Euro pro EU-Bürger und Jahr. Die
EU-Förderung besteht zum größten Teil aus pauschalen Flächenprämien
ohne konkrete Gegenleistung - in Deutschland sind das pro Hektar rund
300 Euro. "Nur durch mächtigen Lobby-Einfluss auf die Politik ist es
zu erklären, dass heute immer noch 60 Milliarden Euro pro Jahr mit
sehr geringem Nutzen für die Allgemeinheit verteilt werden. Diese
Agrarpolitik hält weder das Höfesterben auf, noch wird sie dem Klima-




und Naturschutz gerecht", so Tschimpke.

Das neue von den Agrarökologen und -ökonomen entwickelte Modell
würde Natur und Landwirten künftig gleichermaßen nutzen: Bei gleich
bleibender Fördersumme könnten drei Viertel der deutschen Agrarfläche
besonders naturverträglich bewirtschaftet werden. Gleichzeitig würden
auch die Einkommen der teilnehmenden Betriebe steigen.

Dazu sieht das Modell folgende Änderungen vor: Statt, wie bisher,
bedingungslos und pauschal Direktzahlungen an die
Landwirtschaftsbetriebe auszugeben, sollte dieses "Gießkannenprinzip"
durch eine neue Prämie ersetzt werden, die an konkrete
Nachhaltigkeitskriterien geknüpft ist. Zusammen mit gezielten
Zahlungen für bestimmte Umweltleistungen und -maßnahmen würde dies zu
einem ökonomisch attraktiven Anreiz für die Landwirte führen, der
weit über den Ausgleich von Einkommensverlusten hinausgeht.

Anhand konkreter Berechnungen zeigt die Studie, dass Betriebe, die
in Zukunft mindestens zehn Prozent ihres Ackerlands oder 20 Prozent
ihres Grünlands als ökologisch hochwertige Flächen bewirtschaften,
finanziell mindestens genauso gut oder besser gestellt sein werden
als bisher. Das Plus beträgt meist fünf bis zehn Prozent im
Gesamtbetriebsergebnis, zum Teil auch darüber, wobei Ertragseinbußen
durch die geringere Produktion bereits berücksichtigt sind. Dadurch
entstehen wichtige Perspektiven gerade für Betriebe auf weniger
ertragreichen Standorten.

"Es ist wichtig, dass weiterhin EU-Gelder bei Bauern und
Waldbesitzern ankommen. Diese Gelder müssen aber denjenigen unter
ihnen zu Gute kommen, die wirklich Mehrwert für die Gesellschaft
erbringen, und zwar über die gesetzlichen Verpflichtungen hinaus", so
Dr. Rainer Oppermann, Autor der Studie. "Unsere Berechnungen zeigen,
dass dies möglich und für viele Landwirte rentabel ist."

Betriebe, die nur die Mindeststandards der Umweltgesetze einhalten
wollen, könnten dies künftig auch tun - erhalten dann aber kein Geld
mehr vom Steuerzahler. Durch diese Umstellung kann die Agrarförderung
gegenüber der bisherigen Praxis wesentlich umwelt- und
naturfreundlicher und gegenüber Landwirten wie Steuerzahlern weitaus
fairer gestaltet werden.

Ausführliche Studie und Kurzzusammenfassung:
www.NABU.de/agrarreform2021

Infografik und Pressefotos:

www.NABU.de/presse/fotos/#Landwirtschaft



Pressekontakt:
Konstantin Kreiser, NABU-Leiter EU-Naturschutzpolitik,
Mobil +49 (0)172.4179730, E-Mail: Konstantin.Kreiser(at)NABU.de

Angelika Lischka, NABU-Referentin für Landwirtschaft und Naturschutz,
Tel +49 (0)30.284984-1627, E-Mail: Angelika.Lischka(at)NABU.de

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Datum: 07.11.2016 - 11:00 Uhr
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