(ots) -
Hessens Kinder fühlen sich in ihren Familien wohl. Zwei Drittel
sehen sich in der eigenen Zukunft selbst als Eltern. Das sind einige
der Ergebnisse aus dem aktuellen LBS-Kinderbarometer Deutschland 2016
- Länderbericht Hessen. Die Landesbausparkasse (LBS)
Hessen-Thüringen, das PROSOZ-Institut für Sozialforschung PROKIDS,
die Hessenstiftung - Familie hat Zukunft und der Deutsche
Kinderschutzbund Landesverband Hessen stellten die repräsentative
Studie am 8. November in Frankfurt gemeinsam vor.
An der Studie, die im Sommer 2015 zum fünften Mal bundesweit
durchgeführt wurde, hatten 648 hessische Jungen und Mädchen im Alter
zwischen 9 und 14 Jahren teilgenommen. Untersucht wurden wie in den
vorherigen Erhebungswellen verschiedene Aspekte des kindlichen
Lebensalltags, die Einfluss haben auf das Wohlbefinden der Kinder.
Neben den Bereichen Familie, Freunde und Wohnumfeld wurde auch der
Bereich Schule erfasst. Hessens Familienminister Stefan Grüttner
nannte das Ergebnis des Kinderbarometers einen "starken Beleg" dafür,
dass in "unserem Bundesland gilt: Hessen hat Familiensinn." "Ich
freue mich, dass die Familien sich hier wohl fühlen und viele auch
Kinder bekommen möchten. Wir von Seiten der Hessischen
Landesregierung unterstützen Familien in ihren unterschiedlichen
Lebenswirklichkeiten. Ob bei der Kita-Betreuung und der damit
verbundenen Vereinbarkeit von Familie und Beruf, der von Pflege und
Beruf oder Hilfe im Alltag für ältere Menschen."
Eltern achten auf Schulerfolg und regelmäßige Mahlzeiten
Die überwiegende Mehrheit der hessischen Kinder (85 Prozent) fühlt
sich in der Familie wohl. Dabei erleben die Jungen und Mädchen ihre
Eltern in vielen Bereichen deutlich achtsamer als in der Erhebung von
2009. Aus Sicht der Kinder legen die Eltern dabei insbesondere ein
Augenmerk darauf, ob sie in der Schule gut zurechtkommen. Knapp drei
Viertel von ihnen stimmen dieser Aussage "sehr" zu. Sehr bedacht sind
die Eltern auch darauf, dass ihre Sprösslinge regelmäßig etwas essen,
täglich eine warme Mahlzeit zu sich nehmen und genügend für die
Schule lernen. Nach Einschätzung der Kinder achten die Eltern auch
auf eine gesunde Ernährung, eine feste Zubettgehzeit und darauf, dass
vor dem Essen die Hände gewaschen werden. Den letzten Rang belegt die
Achtsamkeit hinsichtlich der Dauer der Hausaufgaben. Der Aussage
"Meine Eltern achten darauf, dass ich nicht zu lange Hausaufgaben
mache" stimmt jedes fünfte Kind "sehr" zu. Nach Einschätzung der
Kinder ist die Achtsamkeit der Eltern in allen abgefragten Bereichen
- mit Ausnahme des Händewaschens - spürbar gestiegen.
Zuviel Sensibilität kann nerven
Die Sensibilität der Eltern wird in der aktuellen Untersuchung
ebenfalls höher eingeschätzt als in früheren Erhebungen. Die meisten
Jungen und Mädchen (80 Prozent) in Hessen sind der Meinung, dass ihre
Eltern es ihnen häufig sofort ansehen, wenn es ihnen nicht gut geht.
Fast zwei Drittel sagen, dass ihre Eltern es merken, wenn sie eine
Pause bei den Hausaufgaben oder ihren Hausarbeitspflichten benötigen.
Den Eltern von rund jedem zwanzigsten Kind fehlt jedoch nach
Einschätzung ihrer Kinder das Gespür dafür, den Gemütszustand ihres
Sprösslings richtig einzuschätzen. Diese Kinder fühlen sich auch
häufiger genervt, wenn sie darauf angesprochen werden. Bei Eltern,
die dies besser können, fühlt der Nachwuchs sich hingegen weniger
genervt durch Nachfragen. Im Vergleich zur Erhebung von 2009 ist der
Unmut auf Seiten der Kinder in diesem Zusammenhang gestiegen: Mehr
als jedes Zehnte sagt, dass es nahezu ständig genervt ist von den
Fragen der Eltern. Gleichzeitig fühlt sich knapp jedes Zweite
"selten" oder "nie" genervt. "Eltern sehen heute Gefahren für das
Aufwachsen ihrer Kinder durch Beeinflussungen wie Mobbing, Gewalt in
all seinen Ausprägungen, Radikalisierung, Rauschmittel oder
Spielsucht. Sie wollen ihren Kindern rechtzeitig Hilfe anbieten. Das
offene Ansprechen der Sorgen der Eltern und der Wunsch der Kinder auf
Gefühlsäußerungen hilft neue gemeinsame Familienregeln aufzustellen.
Die Balance zwischen elterlichem Kontrollverhalten, übersteigerter
Sorge und dem Wunsch nach mehr Gelassenheit ihrer Eltern gegenüber
Gefühlsäußerungen der Kinder kann so neu gefunden werden", führt
Verone Schöninger, Vorsitzende des Deutschen Kinderschutzbundes
Landesverband Hessen, hierzu aus.
Zeit mit zukünftigen eigenen Kindern wichtig
Die hessischen Kinder bewerten die Zukunft aller Menschen in
Deutschland "mittelmäßig" bis "gut", in die eigene Zukunft sehen sie
deutlich optimistischer. Ein Viertel geht davon aus, dass ihr
späteres Leben als Erwachsener "sehr gut" sein wird, rund zwei
Drittel stellen sich ihr Leben "gut" vor. Zwei Drittel sehen sich
selbst als zukünftige Eltern. Ein knappes Drittel ist noch
unschlüssig hinsichtlich eines Kinderwunsches, 2 Prozent möchten
keine Kinder haben. Die meisten Jungen und Mädchen möchten sich im
späteren Leben die Hausarbeit und die Kindererziehung mit dem Partner
teilen. Der Wunsch gleich viel Zeit mit den Kindern zu verbringen (92
Prozent) ist dabei noch ausgeprägter als der nach geteilter
Hausarbeit (83 Prozent).
Die Tatsache, dass es unterschiedliche Familienmodelle gibt -
beispielsweise mit zwei Müttern oder zwei Vätern - wird von den
hessischen Jungen und Mädchen ganz unterschiedlich bewertet. Mädchen
sind alternativen Familienformen gegenüber offener eingestellt als
Jungen. "Die Kinder sind hier insgesamt konservativer eingestellt als
der derzeit umstrittene hessische Lehrplan", findet Ulrich Kuther,
Geschäftsführer der Hessenstiftung - Familie hat Zukunft. "Es wird
viel Fingerspitzengefühl der Lehrkräfte erfordern, um ein offenes und
wertschätzendes Verständnis für unterschiedliche Familiensituationen
zu vermitteln, in denen die Verschiedenheit und Vielfalt der
partnerschaftlichen Beziehungen, sexuellen Orientierungen und
geschlechtlichen Identitäten in unserer Gesellschaft gelebt werden."
Kinder wollen später ein eigenes Haus
Insgesamt wünschen sich neun von zehn der befragten Kinder, später
in einem eigenen Haus zu wohnen. Der Wunsch nach einem Eigenheim ist
bei Kindern aus Familien mit zwei Elternteilen stärker ausgeprägt als
bei denen Alleinerziehender, ebenso bei Kindern aus dörflicher und
städtischer Umgebung verglichen mit solchen aus der Großstadt. "Wer
in den eigenen vier Wänden groß geworden ist, den zieht es auch als
Erwachsenen wieder ins Eigentum", kommentiert Peter Marc Stober,
Sprecher der Geschäftsleitung der Landesbausparkasse (LBS)
Hessen-Thüringen. Das zeigen Untersuchungen von TNS Infratest im
Auftrag der Landesbausparkassen. Acht von zehn Wohneigentumserwerbern
sind demzufolge im Eigentum aufgewachsen. Nicht nur die Immobilie sei
bekanntlich vererbbar, sondern offenbar auch die positive Einstellung
zum Eigenheim.
Arbeit gehört zum späteren Leben
Den meisten Kindern in Hessen ist es sehr wichtig, später selbst
eine Arbeit zu haben. 93 Prozent von ihnen stimmen dieser Aussage
"sehr" zu. Weniger als 1 Prozent legen keinen Wert auf eine eigene
Berufstätigkeit. Kinder, die eher städtisch wohnen, legen mehr Wert
auf einen eigenen Arbeitsplatz als Kinder, die eher großstädtisch
aufwachsen. Viel Freizeit anstelle eines höheren Verdienstes ist den
Kindern im Durchschnitt "mittelmäßig" wichtig. Der Aussage "Ich finde
es wichtig, später viel Freizeit zu haben, auch wenn ich dann weniger
Zeit zum Arbeiten und Geld verdienen hätte" stimmen Kinder ohne
Migrationshintergrund mehr zu als Kinder mit Migrationshintergrund.
Zum LBS-Kinderbarometer
Die kindliche Perspektive ernst nehmen und ihr einen festen Platz
in der gesellschaftlichen Diskussion geben - darum geht es im
LBS-Kinderbarometer, das seit 1997 im Auftrag der
Landesbausparkassen-Gruppe vom PROSOZ Institut für Sozialforschung -
PROKIDS durchgeführt wird. Die Studie ist eine repräsentative, auf
kontinuierliche Wiederholung angelegte Querschnittsstudie von Kindern
im Alter zwischen 9 und 14 Jahren. Der "Länderbericht Hessen" wird im
Auftrag der Landesbausparkasse (LBS) Hessen-Thüringen, der
Hessenstiftung - Familie hat Zukunft und des Deutschen
Kinderschutzbundes Landesverband Hessen herausgegeben und ist bereits
die fünfte Auswertung für dieses Bundesland.
Pressekontakt:
Sabine Schmitt, Landesbausparkasse Hessen-Thüringen
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E-Mail: sabine.schmitt(at)lbs-ht.de
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