(ots) -
Frisch gebackene Wohneigentümer müssen sich in der Regel
finanziell nach der Decke strecken. Die anfänglichen Belastungen aus
Zins- und Tilgungsleistungen zwingen sie zum Konsumverzicht. Doch in
welchen Bereichen und in welchem Ausmaß schränken sich junge
Bauherren und Käufer im Vergleich zu Mieterhaushalten eigentlich ein?
Dieser Frage ist das Forschungsinstitut empirica in Zusammenarbeit
mit LBS Research nachgegangen. Die Wissenschaftler haben auf Basis
der aktuellen Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS)* des
Statistischen Bundesamtes über 200 Einzelposten aus 12
Konsumkategorien ausgewertet. Betrachtet wurden 30- bis unter
45-jährige Mieter- und Eigentümerhaushalte mit einem Monatseinkommen
zwischen 2.000 bis 3.000 Euro netto.
Die Gegenüberstellung dieser beiden Gruppen betätigt zunächst die
Erkenntnis früherer Untersuchungen, wonach Wohneigentümer mehr sparen
als Mieterhaushalte derselben Einkommenskategorie: Sie legen Monat
für Monat mit 13 Prozent ihres Einkommens mehr als doppelt so viel
auf die Seite wie Mieterhaushalte, vor allem in Form von
Tilgungsleistungen. Hinzu kommen Ausgaben von 18 Prozent des
Einkommens für die Bedienung von Bauzinsen. Nach Abzug von
Wohnnebenkosten bleiben dem Wohneigentümer nur 57 Prozent des
Nettoeinkommens zum Alltagskonsum, während dem Mieter - nach Abzug
seiner geringeren Sparleistungen und warmen Wohnkosten - mit 68
Prozent mehr als 10-Prozentpunkte zusätzlich zur freien Verfügung
stehen.
Die mit weitem Abstand größte Einsparung realisieren junge
Eigentümerhaushalte durch den Verzicht auf Pauschalreisen. Hierfür
geben sie 74 Prozent weniger aus als Mieterhaushalte. Dies entspricht
fast 10 Prozent ihrer Minderausgaben. Auf Platz zwei der vorläufigen
Entbehrungen liegt die Nutzung von "fremden
Verkehrsdienstleistungen", wie z. B. Taxi-Fahrten. Hier geben frisch
gebackene Selbstnutzer 55 Prozent weniger als vergleichbare
Mieterhaushalte aus und erwirtschaften damit 8 Prozent ihrer
Minderausgaben. Auch liebgewordene Hobbys wie das Motorradfahren
scheinen in der Priorität erst einmal nach hinten zu rutschen. Die
Ausgaben für "Anschaffung/Leasing von Krafträdern" sind um 41 Prozent
niedriger als bei Mietern. In der Gesamtschau ist dieser Verzicht
allerdings ein kleiner Posten: Nur 3 Prozent der Minderausgaben des
Wohneigentümers entfallen darauf.
Für das eigene Auto geben junge Wohneigentümer 18 Prozent weniger
aus als vergleichbare Mieterhaushalte. Hiermit erzielen sie denn auch
den größten Einspareffekt: 19 Prozent der gesamten Minderausgaben
gehen auf das Konto "Anschaffung PKW". Weitere Einsparungen werden
schließlich bei den Fahrzeugreparaturen realisiert, wofür 13 Prozent
weniger ausgegeben werden (entspricht 3 Prozent der Minderausgaben).
Offensichtlich fährt der junge Wohneigentümer nicht nur weniger Taxi,
sondern repariert seine Fahrzeuge eher selbst oder lagert
Winterreifen im eigenen Keller ein, konstatieren die
Immobilienexperten von LBS Research.
Bei den Einsparungen für das Auto handelt es sich allerdings um
keinen absoluten Konsumverzicht, denn beim Autofahren selbst wird
nicht gespart, wie die bei Eigentümern und Mietern identischen
Ausgaben für den Haushaltsposten "Kraftstoffe" zeigen. Eingeschränkt
wird lediglich der "Luxus" des Kaufs eines Neuwagens, der um einige
Jahre nach hinten verschoben wird.
Neben den Verkehrsausgaben sparen junge Wohneigentümer auch am
Restaurantbesuch. Hierfür geben sie 18 Prozent weniger aus, was 10
Prozent ihrer Minderausgaben entspricht. Stattdessen wird offenbar
mehr selbst gekocht. Während diese Einsparungen alle
Haushaltsmitglieder betreffen, üben die Erwachsenen einen
Sonderverzicht in punkto Kleidung. So leisten sich frisch gebackene
Wohneigentümer weniger Bekleidung, die Frauen 11 Prozent weniger, die
Männer sogar 17 Prozent weniger als Mieterinnen und Mieter. Dafür
sitzt bei der Kinderbekleidung der Geldbeutel der Wohneigentümer
lockerer: hierfür geben sie 12 Prozent mehr aus als vergleichbare
Mieterhaushalte.
Mit 20 Prozent weniger Tabakkonsum leben Wohneigentümer im
Durchschnitt nicht nur gesünder als Mieterhaushalte. Durch den
Verzicht auf Zigaretten erwirtschaften sie auch 5 Prozent ihrer
Minderausgaben. Bei Spiel- und Sportwaren halten sich die Ausgaben
beider Gruppen die Waage. Auch bei den Ausgaben für Kultur, etwa für
Bücher sowie bei den Eintrittsgeldern für Kulturveranstaltungen,
liegen beide gleichauf.
Die Experten von LBS Research folgern aus der Analyse, dass junge
Wohneigentümer im Wesentlichen nicht auf die Erfüllung von
Grundbedürfnissen, Mobilität und Kultur verzichten. Die genannten
"Entbehrungen" seien darüber hinaus meist nur vorübergehender Natur,
und es gelte für die meisten Einsparbereiche das Motto: "Aufgeschoben
ist nicht aufgehoben". Nach etwa 15 Jahren verlören die Aufwendungen
für Zins und Tilgung derart an Gewicht, dass die Konsummöglichkeiten
der Selbstnutzer wieder auf gleicher Höhe oder sogar über denen der
Mieterhaushalte lägen. Erst recht im Rentenalter, wenn Kredite
vollständig getilgt seien, verfüge der Wohneigentümer aufgrund der
ersparten Miete über erheblich größere Ausgabenspielräume als der
Mieter.
* Im Rahmen der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) befragt
das Statistische Bundesamt alle fünf Jahre private Haushalte zu ihren
Einnahmen und Ausgaben, zur Vermögensbildung, zu Ausstattung mit
Gebrauchsgütern und zur Wohnsituation. Die jüngste EVS wurde im Jahr
2013 erhoben.
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