(ots) -
Sei es am Wohnort oder auf dem Weg zur Arbeit - gesetzlich
krankenversicherte Patienten lösen ihre rosa Rezepte für Arzneimittel
fast immer in einer Apotheke in Deutschland ein. Nach dem Arztbesuch
bevorzugen 99 von 100 Patienten diesen schnellen und praktischen Weg,
um ihre rezeptpflichtigen Medikamente direkt zur Verfügung zu haben.
Das ergibt sich aus den Zahlen des Bundesministeriums für Gesundheit
(BMG) zu den Gesamtausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung
(GKV). Demnach wurden 31,84 Mrd. Euro im Jahr 2015 für Arzneimittel
aus deutschen Apotheken ausgegeben; der ausländische Versandhandel
kam auf 384 Mio. Euro Umsatz. Der Umsatzanteil lag damit bei 1,2
Prozent. Wer bei einer ausländischen Versandapotheke bestellt, muss
per Post sein Originalrezept dorthin schicken und zwei Tage Wartezeit
in Kauf nehmen.
"Fast jeder Patient löst sein Rezept in einer Apotheke ein, in
deren Umfeld er sich im Alltag bewegt. Das ist ganz natürlich und
auch richtig so. Insofern würde ein Verbot des Versandhandels mit
verschreibungspflichtigen Medikamenten für die meisten Menschen
derzeit auch keine Veränderung bedeuten", sagt Friedemann Schmidt,
Präsident der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände.
"Von den chronisch kranken Patienten, die mehrere Medikamente
einnehmen, haben sogar 88 Prozent eine Stammapotheke, wo sie sich
offenbar gut beraten und aufgehoben fühlen. Wer nah an den Menschen
ist, leistet eben auch seinen Beitrag zum funktionierenden
Sozialwesen vor Ort." Aber Schmidt warnt zugleich: "Nach dem jüngsten
Urteil des Europäischen Gerichtshofs darf man die mögliche
Marktdynamik nicht unterschätzen. Wenn ausländische Versandhändler
jetzt kurzfristig einen Preiskampf entfachen, wird langfristig die
kleine Apotheke in der Nachbarschaft oder auf dem Dorf aufgeben
müssen. Die 'Gretchenfrage' lautet: Wollen wir wirklich die
gewachsene Struktur der Arzneimittelversorgung für unsere Kinder und
Enkelkinder aufs Spiel setzen?".
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