(ots) - Die fremdenfeindliche Stimmung in Deutschland
bewegt sich auch in diesem Jahr auf einem hohen Niveau. In Thüringen
etwa wurden im ersten Halbjahr 63 politisch motivierte Straftaten
gegen Flüchtlinge und Asylbewerber begangen, wie ein Sprecher des
Landeskriminalamtes dem MDR-Magazin "Exakt" mitteilte.
In Sachsen-Anhalt sind seit Januar 182 politisch motivierte
Straftaten gegen Ausländer verübt worden, darunter 116 gegen
Flüchtlinge und Asylbewerber. Das entspricht LKA-Angaben zufolge
einem Anstieg von 65 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
In Sachsen haben sich fremdenfeindliche Ãœbergriffe auf
Flüchtlingsunterkünfte im ersten Halbjahr im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum mehr als verdoppelt. Wurden zwischen Januar und
Juni 2015 noch 25 politisch motivierte Straftaten gegen Unterkünfte
registriert, waren es ein Jahr später bereits 70, wie ein
LKA-Sprecher mitteilte. "Die asylfeindliche, sich radikalisierende
und letztlich Gewalt fördernde Stimmung in Teilen der Gesellschaft
spiegelt sich insbesondere in Straftaten gegen Asylunterkünfte
wider."
Bereits am Freitag hatte das Bundeskriminalamt mitgeteilt, dass es
in diesem Jahr bundesweit mehr als 800 Straftaten gegen
Asylunterkünfte und mehr als 1.800 Straftaten gegen Asylbewerber und
Flüchtlinge gab. Zwar seien die Fallzahlen bundesweit seit Februar
deutlich zurückgegangen, dennoch bewegten sie sich noch immer auf
hohem Niveau.
Der Soziologe und Rechtsextremismusforscher Matthias Quent vom
Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft Jena spricht von einer
Bankrotterklärung gegenüber dem Grundgesetz. Er kritisiert, dass die
Steigerung des Gewaltpotentials in der Gesellschaft nicht
wahrgenommen wird: "Man hat sich tatsächlich in der öffentlichen
Debatte daran gewöhnt. Dieser Prozess der Normalisierung ist fast
noch bedenklicher als die Zunahme der Gewalt."
Der Text ist bei exakter Quellenangabe "MDR-Exakt" ab sofort
freigegeben.
Mehr dazu unter mdr.de/exakt und heute 20.15 Uhr im MDR FERNSEHEN.
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