(ots) - Donald Trump ist ein Rassist, ein Chauvinist, ein
Lügner, ein Hetzer, ein Heuchler. Donald Trump ist in erheblichem
Maße mitverantwortlich für den schmutzigsten Wahlkampf in der
Geschichte Amerikas. Donald Trump hat Hass gesät und das Amt des
US-Präsidenten geerntet. Donald Trump ist jetzt formal der mächtigste
Mann der Welt - eine schlimme Vorstellung. Nun mag man sich noch
lange empören über die vermeintlich undemokratischen, dummen,
überforderten Amerikaner. Man mag sie beschimpfen, weil sie nicht
nach Anstand und Vernunft entschieden haben. Man mag sich
fremdschämen. Aber sie haben es getan. Und es war keine knappe
Entscheidung, es gab keine nennenswerten Unregelmäßigkeiten. Volkes
Wille hat entschieden.
Fest steht, dass Trump der 45. Präsident der USA wird. Doch alles
andere ist unklar. Bisher und in naher Zukunft kann niemand schlüssig
die Frage beantworten, was von Trump künftig zu erwarten ist. Wofür
steht er, wie wird er handeln? Was bedeutet sein Triumph für die USA,
für deren Nachbarn, für Europa, für Asien, für die Konflikte in der
Welt? Es gibt keine Antwort. Dies ist eine logische Folge des
Wahlkampfs. Denn es ging in den vergangenen Monaten nicht um Zahlen,
Daten, Fakten, nicht um Programme oder Inhalte. Im "postfaktischen
Zeitalter", also in einer Zeit, in der man ohne Belege oder Beweise
irgendetwas behauptet und es über verschiedenste Kanäle herausbläst,
wird politisches Handeln unberechenbarer denn je. Emotionen und
Ängste, Vorbehalte und Vorurteile sind die Instrumente der
Populisten, die zusehends von den grenzenlosen digitalen
Möglichkeiten profitieren.
Insofern bediente Trump die Gefühle und Instinkte derjenigen,
denen es vor allem um eine Abrechnung mit dem politischen
Establishment ging. Die Macht in der Wahlkabine, es "denen da oben"
zu zeigen, kompensierte die Ohnmacht des Alltags. Es war die Rache
all derer, die zu kurz gekommen sind. Es war ein Votum der Verlierer,
die nicht mehr viel zu verlieren haben. Das Ergebnis macht deutlich,
wie gespalten die USA sind und wie weit sich die politische Elite in
Washington - mit der Symbolfigur Hillary Clinton an der Spitze - von
den Sorgen und Nöten der Menschen entfernt hat, die sich als Opfer
der Globalisierung und der Digitalisierung sehen: ältere Weiße,
weniger Gebildete, Arbeits- und Perspektivlose. Menschen, deren Leben
sich in den vergangenen 30, 40 oder 50 Jahren aus ihrer Wahrnehmung
heraus verschlechtert hat.
Wer jetzt mit dem Finger auf die Amerikaner zeigen will, sollte
sich vorher in Europa umsehen. Genau diese Wähler mit denselben
Motiven sind es, die in Großbritannien für den Brexit stimmten. Genau
diese Wählergruppe ist es, die als Anhänger von Marine Le Pen für
einen Rechtsruck bei der bevorstehenden Präsidentenwahl in Frankreich
sorgen könnte. Die Wähler sind es auch, die in den Niederlanden auf
den Rechtspopulisten Geert Wilders setzen. Und wie stark die AfD bei
der nächsten Bundestagswahl wird, ist nicht ausgemacht. Der Wahlsieg
Donald Trumps ist ein weiterer Beleg für eine Krise der westlichen
Demokratien, für eine Entfremdung zwischen der politischen Klasse und
einer maßgeblichen Zahl von Wählern, für einen tiefen Spalt in vielen
westlichen Gesellschaften. Das macht den Trump-Sieg nicht besser.
Aber es erklärt ihn. Und es gibt den Europäern die Chance, ihre
Lehren daraus zu ziehen. Mehr Selbstkritik und Demut wären ein
Anfang.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion(at)waz.de
Original-Content von: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, übermittelt durch news aktuell