(ots) - Die Deutschen stehen der Asyl- und
Flüchtlingspolitik nach wie vor ablehnend gegenüber. Zu diesem
Ergebnis kommt eine vom 23.9. bis 30.9. durchgeführte repräsentative
Umfrage der Initiative Markt- und Sozialforschung, die in dieser Form
auch ein Jahr vorher durchgeführt worden war. Über 60 Prozent der
Deutschen sehen ihr Land zwar als Einwanderungsland, gleichzeitig
sind 90 Prozent der Menschen der Meinung, dass die Zahl der pro Jahr
aufgenommenen Flüchtlinge begrenzt werden soll. Mehr als vier Fünftel
wollen wieder Grenzkontrollen einführen.
Ein Jahr danach: Eine am 05. Oktober 2015 von der Initiative
Markt- und Sozialforschung veröffentlichte Umfrage zeigte auf, dass
sich die Einstellung der Deutschen zur Asyl- und Flüchtlingspolitik
merklich eingetrübt hatte. Diese Umfrage wurde nun, ein Jahr nach der
ersten Umfrage, mit gleichen Fragen, unter gleichen Bedingungen und
mit gleichen Parametern, wiederholt. Dadurch ist es möglich,
Veränderungen in der Einstellung der Deutschen zur Asyl- und
Flüchtlingspolitik auf repräsentative und fundierte Weise
aufzuzeigen.
Der Aussage "Deutschland ist ein Einwanderungsland" stimmen 61
Prozent zu, dieser Wert lag 2015 noch bei 65 Prozent. Nach wie vor
unterliegt die Einstellung der Deutschen in dieser Frage deutlichen
regionalen Unterschieden. Im Osten lehnen diese Aussage knapp 49
Prozent ab, im Westen mit 37 Prozent etwas mehr als ein Drittel.
Besonders die Altersgruppe der 14- bis 24-jährigen sieht Deutschland
als ein Einwanderungsland, der Wert der Zustimmung in dieser Gruppe
liegt mit 71 Prozent merklich über dem Durchschnitt.
Die Frage, ob die Bedrohung durch Hunger und Armut als Asylgrund
anerkannt werden sollte, verneinen die Deutschen mehrheitlich. Knapp
53 Prozent sind dagegen, etwa 47 Prozent sind dafür. 2015 stimmten
die Deutschen noch mehrheitlich zu (52 Prozent). Dabei gibt es
weiterhin deutliche regionale Unterschiede: Im Osten stimmen dieser
Aussage 58 Prozent nicht zu, im Westen sind es dagegen 51 Prozent.
Besonders stark ist die Ablehnung in Mecklenburg-Vorpommern,
Sachsen-Anhalt und Brandenburg, wo fast 35 Prozent überhaupt nicht
zustimmen und insgesamt 67 Prozent der Aussage ablehnend
gegenüberstehen. Tendenziell sinkt die Zustimmung mit steigendem
Alter und geringerem Bildungsniveau.
Die Meinung der Deutschen darüber, ob der Zuzug von Flüchtlingen
vor dem Hintergrund des demographischen Wandels zu begrüßen sei, war
2015 fast ausgeglichen: 49 Prozent stimmten zu, 51 Prozent waren
ablehnend. Dies hat sich deutlich verändert: Nun stimmen dieser
Aussage nur noch 41 Prozent zu, 59 Prozent lehnen sie ab. Während aus
der Gruppe der 35- bis 49-Jährigen zwei Drittel die Aussage ablehnen,
sind die 14- bis 24-jährigen relativ unentschieden: 58 Prozent
stimmen eher zu oder lehnen eher ab, wählten also den Mittelwert. Die
Zustimmung im Osten der Republik fällt mit 36 Prozent schwächer aus
als im Westen mit 42 Prozent. Zwei von drei Menschen mit niedrigem
Einkommen lehnen diese Aussage ab und nur 57 Prozent der Menschen mit
höherem oder hohem Einkommen.
Die Anfang September 2015 von der Bundesregierung getroffene
Entscheidung, syrische Flüchtlinge aus Ungarn unregistriert einreisen
zu lassen, war in einer unmittelbar auf die Entscheidung
durchgeführten Umfrage des ZDF-Politbarometers noch von 2 Dritteln
der Deutschen begrüßt worden. Bereits Ende September, also 4 Wochen
später, hielten sie 59 Prozent für falsch. September 2016 ist die
Ablehnung noch größer: 85 Prozent der Deutschen lehnen die
Entscheidung ab. Am größten ist die Ablehnung in Sachsen und
Thüringen, wo sich mehr als 90 Prozent gegen die Entscheidung
aussprechen. Mit höherem Bildungsniveau sinkt die Ablehnung etwas,
bleibt jedoch immer auf hohem Niveau: Menschen mit Abitur oder
höherer Bildung halten sie zu 81 Prozent für falsch, während sie 89
Prozent der Menschen mit Volks- oder Hauptschulbildung ablehnen.
Wie 2015 sind auch 2016 neun von zehn Deutschen der Meinung, die
Anzahl der pro Jahr in Deutschland aufgenommenen Flüchtlinge solle
begrenzt werden - mit 59 Prozent stimmt mehr als jeder Zweite dieser
Forderung sogar sehr stark zu. Besonders starke Zustimmung erhält
diese Aussage in der Altersgruppe der 35- bis 49-jährigen, wo sie von
96 Prozent bejaht wird. Hatte die Bildung der Befragten 2015 noch
einen starken Einfluss auf die Einstellung zu dieser Frage, ist
dieser 2016 nicht mehr nennenswert. In Ostdeutschland (94 Prozent)
sind anteilig mehr Menschen dafür die Zahl der pro Jahr aufgenommenen
Flüchtlinge zu begrenzen als im Westen (89 Prozent), bemerkenswert
ist die Rate der Zustimmung zu dieser Frage in
Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg: 99 Prozent.
Obwohl laut Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge
die Zahl der Flüchtlinge weiter rückläufig ist (Januar bis September
2016: 213.00 Flüchtlinge; 2015 im gleichen Zeitraum: 577.000), ist
die Zustimmung in der Frage nach einem sofortigen Aufnahmestopp von
Flüchtlingen weiterhin groß. 69 Prozent der Deutschen befürworten
diese Forderung, im Vergleich zu 2015 ist die Zustimmung jedoch um 3
Prozent gesunken. Auch hier ist es der Osten, der mit 79 Prozent
diese Forderung deutlich stärker unterstützt als der Westen mit 67
Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg
befürworten 86 Prozent einen sofortigen Aufnahmestopp. Die
Altersgruppe der 14- bis 24-jährigen ist in dieser Frage
unentschieden: 49 Prozent sind dagegen, 51 Prozent sind dafür.
81 Prozent der Deutschen sind für die Wiedereinführung von
Grenzkontrollen an den deutschen Grenzen, fast jeder Zweite (46
Prozent) befürwortet dies entschieden. Auch wenn sich die Situation
an den deutschen Außengrenzen im Vergleich zu 2015 deutlich entspannt
hat, ist in der Einstellung kaum eine Änderung feststellbar. Diese
Forderung wird ebenfalls im Osten mit 90 Prozent deutlich stärker
erhoben als im Westen mit 80 Prozent. Die Zustimmung zu dieser Frage
sinkt sowohl mit höherem Bildungsniveau als auch mit steigendem
Einkommen. Mit 81 Prozent ist die Zustimmung zu der Aussage, dass
sich um die Flüchtlinge jeweils das erste sichere Land kümmern soll,
das der Flüchtling erreicht, im Vergleich zu 2015 um 3 Prozentpunkte
gestiegen.
Auch in der Finanzierungsfrage der Asylpolitik sind die Deutschen
skeptisch: 71 Prozent hegen Zweifel, ob sich Deutschland den Zuzug
der Flüchtlinge leisten kann, 2015 waren es noch 63 Prozent gewesen.
Besonders unter Menschen mit niedrigerem Bildungsstand ist das Gefühl
die Grenzen der Möglichkeiten seien erreicht, weit verbreitet: 87
Prozent zweifeln das an, fast jeder zweite sogar sehr stark.
Dies sind die Ergebnisse einer für Deutschland
bevölkerungsrepräsentativen Studie, welche im Auftrag der Initiative
Markt - und Sozialforschung e.V. von der GfK SE durchgeführt wurde.
Hierfür wurden im Zeitraum vom 23. bis zum 30. September 2016 1.012
Personen über 14 Jahre persönlich befragt.
Studiensteckbrief:
Grundgesamtheit/Erhebungszeitraum: Bundesweite deutschsprachige
Bevölkerung in Privathaushalten ab 14 Jahren / 23.09. bis 30.09.2016
Methode/Stichprobe:
Persönliche Befragung mit Laptops (CAPI), n=1.012 Personen,
Quotenstichprobe
Durchgeführt von GfK SE im Auftrag der Initiative Markt- und
Sozialforschung.
Ãœber die IMSF
Ziel der Initiative Markt- und Sozialforschung e.V. ist es, die
Öffentlichkeit über Markt- und Sozialforschung und deren Unterschied
zu Werbung und Verkauf zu informieren. Weitere Aufgaben sind, die
Garantie von Anonymität und Datenschutz zu betonen und den Nutzen von
Markt- und Sozialforschung für die Gesellschaft zu verdeutlichen.
Weitere Informationen unter www.deutsche-marktforscher.de
Träger der Initiative sind die Branchenverbände der Markt- und
Sozialforschung:
- ADM Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute
e.V.
- Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher Institute e.V. (ASI)
- BVM Berufsverband Deutscher Markt- und Sozialforscher e.V.
- Deutsche Gesellschaft für Online-Forschung e.V. (DGOF)
Unterstützt wird die Initiative Markt- und Sozialforschung e.V. durch
die Fördermitglieder
- GapFish GmbH
- GfK Verein
- IFAK Institut GmbH & Co. KG
- infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH
- Ipsos GmbH
- Psyma Group AG
- SKOPOS Institut für Markt- und Kommunikationsforschung GmbH & Co.
KG
- TNS Infratest Holding GmbH & Co. KG
- YouGov Deutschland AG
Kontakt und weitere Informationen:
Initiative Markt- und Sozialforschung e.V.
Tobias Petschelt
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