(ots) -
Der Schock mag tief sitzen. Doch dass Donald Trump heute zum 45.
Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt wurde,
überrascht Marc Trömel, Geschäftsführer des Social-Media-Analysten
VICO, nicht: "In unseren Social-Media-Analysen haben wir schon lange
gesehen, dass Trump eine mehr als reelle Chance hat, gegen Hillary
Clinton zu gewinnen."
Mittels einer Social-Media-Analyse beobachteten die
Systemanalysten aus Leinfelden-Echterdingen das Stimmungsbild zu
beiden Kandidaten während des Wahlkampfes. Und das zeigte eindeutige
Ausschläge zugunsten Trumps. Hat die Social-Media-Analyse die
traditionellen Erhebungen der Institute abgelöst? Immerhin
prognostizierten 17 offizielle Umfragen den Wahlsieg von Clinton.
Werden Wahlen künftig im Netz entschieden? Für Trömel durchaus
denkbar: "Die Machtverschiebung in der Medienlandschaft von
klassischen Medien hin zu Social Media ermöglicht es Populisten,
erfolgreich zu sein. Klassische Marktforschung versagt in dieser
Situation, da sie nur Einstellungen misst, aber die
Kommunikationsprozesse ignoriert, die heute ausschlaggebend sind."
Sprich: Wer die Meinungshoheit im Netz innehat, zeichnet sich auch in
der realen Welt durch Erfolg aus.
Die Ergebnisse der Analyse zeigen, dass Donald Trump auf den
Social-Media-Plattformen weit mehr Anhänger mobilisieren konnte als
Hillary Clinton. Mit seinem Kampagnen-Hashtag #maga (Make America
Great Again) konnte er große Erfolge verbuchen. Vor allem auf der
Microblog-Plattform Twitter baute Donald Trump mit seinen Anhängern
eine große Reichweite auf. Die Hashtags #imwithher und
#strongertogether, mit denen Hillary Clinton auf Social Media
Wahlkampf betrieb, wurden von Clinton-Anhängern deutlich weniger
genutzt.
Im Verlaufe des Wahlkampfes zeigte sich, dass auch während und
nach den Debatten, bei denen laut herkömmlichen Umfragen Hillary
Clinton deutlich als Siegerin hervorging, die Beiträge mit Stimmen
für Donald Trump und gegen Hillary Clinton ein weit größeres
Kommunikationsvolumen erreichten als die Gegenstimmen. Bis zum
Vorwahltag konnte das Hillary-Clinton-Lager diesen Vorsprung nicht
aufholen. Erst am Tag der Wahl wurden die Stimmen für die
Präsidentschaftskandidatin wieder lauter. Die Aufrufe zum Wählen mit
#electionday und #vote wurden wieder verstärkt mit dem Hashtag
#imwithher geteilt, sodass Hillary Clintons Anhänger die
Trump-Befürworter in der finalen Phase des Wahlkampfes kurzzeitig
überstimmten.
Den Rückhalt, den Donald Trump durch Social Media aufgebaut hatte,
war jedoch weit größer und ausschlaggebender als angenommen. Während
des Wahlkampfes war die führende Social-Media-Plattform eindeutig der
Microblog-Dienst Twitter. Hier dominierte Donald Trump seit Beginn
des Wahlkampfes zwischen ihm und Hillary Clinton als Meinungsführer.
Seine breite Basis an Unterstützern verhalf ihm zum
Präsidentschaftssieg.
Die US-Präsidentschaftswahl ist bislang nicht das einzige Ereignis
gewesen, bei dem sich die Ergebnisse von Social-Media-Analysen von
denen der traditionellen Analysen unterscheiden. Bereits beim
Brexit-Referendum am 23. Juni lagen die Meinungsforscher mit ihren
Vorhersagen zum Wahlausgang falsch. Auch hier sagte die
Social-Media-Analyse das tatsächlich eintretende Ergebnis besser
voraus als die Prognosen der Marktforschungsinstitute.
Social-Media-Daten gewinnen zunehmend an Bedeutung und
Aussagekraft. Wer im Netz die Meinungsführung hat, kann tatsächlich
in der realen Welt gewinnen - traditionelle Markforschungsinstitute
werden diesem Effekt offensichtlich nicht mehr gerecht.
Fälschlicherweise wird häufig die Annahme getroffen, dass
überwiegend junge Menschen über die sozialen Netzwerke kommunizieren
würden und deshalb das Meinungsbild nicht allgemein repräsentativ
sei. Die Altersverteilung des Netzwerkes Twitter liegt mit 50 % bei
den 14-29-Jährigen, mit 35 % bei 30-49-Jährigen und sogar 15 % der
Nutzer haben ein Alter von über 50 Jahren. Das Internet und Social
Media überholen somit viele altbekannte und bewährte Mechanismen. Im
Gegensatz zu herkömmlicher Meinungsforschung kann mithilfe von
Social-Media-Daten das Meinungsbild einer großen und breitgefächerten
Bevölkerungsgruppe in Echtzeit gemessen werden.
Die heutige Kommunikation spielt sich zunehmend auf sozialen
Netzwerken ab - diese sind somit die ausschlaggebenden
Meinungsplattformen. Die Tragweite der Social-Media-Analysen ist
somit viel weitreichender und liegt oft näher an der Realität als die
bisher bewährten Methoden der Meinungsanalysen.
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