(ots) - Ein Horrorclown ist US-Präsident geworden. Darf das
eine deutsche Tageszeitung so zugespitzt formulieren? Ja, darf sie.
Dürfte das auch ein Mitglied der Bundesregierung tun? Rechtlich
gesehen ja, politisch gesehen auf keinen Fall. Nun hat sich bislang
kein Regierungsmitglied derart polemisch geäußert. Die Kritik war
aber dennoch überdeutlich. Verteidigungsministerin von der Leyen
zeigte sich offen schockiert. Vizekanzler Gabriel sprach von einer
"neuen autoritären und chauvinistischen Internationalen". Selbst der
sonst so diplomatische Außenminister Steinmeier nannte das
Wahlergebnis unerwünscht.
Recht haben sie allesamt. Professionell war ihre Reaktion indes
nicht. Sie alle werden künftig mit diesem unerwünschten
US-Präsidenten zusammenarbeiten, Deutschland wird noch mehr
Verantwortung übernehmen müssen: in der Beeinflussung der US-Politik,
so es irgendwie möglich ist, und in der Einigung der europäischen
Verbündeten. Je mehr die USA wegdriften sollten, desto wichtiger wird
Deutschlands Rolle als Stabilitätsanker in der westlichen Welt.
Allein Kanzlerin Merkel wurde dieser Verantwortung in ihrer ersten
Reaktion gerecht. Sie gratulierte Trump und bot ihm Kooperation an.
Zugleich erinnerte sie ihn an bislang selbstverständliche Werte, so
als habe sie es mit einem Typen wie Erdogan oder Putin zu tun. Sie
tat es in einer für sie und für Trump gesichtswahrenden Art. Es ist
ein vorsichtiger Vertrauensvorschuss, eine Annäherung, wie sie nun
auch in den USA selbst bei den erbittertsten politischen Gegnern zu
beobachten ist.
Damit ist die Hoffnung verbunden, dass das Amt und die Realität
Trump verändern werden. So, wie es nach dem Sieg Obamas nur
schlechter werden konnte, weil die Erwartungen extrem hoch waren,
kann es jetzt nur besser werden. Kommt es aber doch zum wirtschafts-,
außen- und verteidigungspolitischen "Amerexit", ist mehr denn je die
nüchtern-rationale Entschlossenheit und Führungskraft der
Bundesregierung gefragt.
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