(ots) - Manchmal hält die Zeitgeschichte echte Treppenwitze
bereit: Vor wenigen Tagen erinnerte die Kanzlerin den künftigen
amerikanischen Präsidenten an die Grundwerte der Nato und des
Westens. Dabei hat Donald Trump trotz aller düsteren Orakeleien noch
gar nichts getan. Aber bei jemandem, bei dem schon über Monate
Klartext angebracht gewesen wäre, war nicht nur von Angela Merkel
viel zu lange nichts zu hören. Die Rede ist vom türkischen
Präsidenten Erdogan. Der sich jetzt dem aufgrund eines
wahrscheinlichen Amtswechsels von diplomatischer Rücksichtnahme
zumindest teilweise befreiten Außenminister gegenüber sah.
Frank-Walter Steinmeier hat denn auch relativen Klartext gesprochen.
Allein, zu spät, zu wenig. Erdogan hat sich von den Werten, auf denen
die Nato gegründet ist und die sie verteidigt, längst verabschiedet.
Nun mag man beim Militär noch pragmatisch sein müssen. In der EU
jedoch hat ein Land, das die Gewaltenteilung faktisch aufhebt,
foltert, mit der Todesstrafe flirtet, Journalisten nach Willkür
verhaftet und im Nahost-Konflikt eine höchst undurchsichtige Rolle
spielt, nichts verloren. Dies ist absolut bedauerlich, aber auf die
Schnelle nicht zu ändern. Es hätte eben früher Tacheles geredet
werden müssen. Wer immer nur herumeiert, der wird von den Erdogans
dieser Welt irgendwann nur noch als Weichei behandelt. Inklusive
ebenso haltloser wie unverschämter Anwürfe, Deutschland sei ein
sicherer Hafen für Terroristen. Es lohnt sich nicht, sich darüber
aufzuregen. Anzug richten und den Blick auf das wenden, was wichtig
ist - das muss jetzt die Devise sein. Die Erdogan-Türkei ist für die
EU kein Verlust. Die Türkei schon.
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