(ots) - An den Anleihemärkten macht sich Nervosität
breit. Denn die durch die Ölpreiserholung bereits bestehenden
Reflationierungssorgen haben mit dem Wahlsieg von Donald Trump einen
kräftigen zusätzlichen Schub erhalten und die Kurse stark unter Druck
gesetzt. Trump hat Steuersenkungen und Infrastrukturinvestitionen im
Volumen von 1 Billion Dollar angekündigt. Außerdem sollen Waren aus
Ländern mit billiger Produktion wie insbesondere China mit
Strafzöllen belegt werden. Ein Gift-Cocktail, weil die Folge neben
einer weiter ausufernden Staatsverschuldung ein deutliches Anziehen
der Inflation sein könnte, was die US-Notenbank Fed zwingen würde,
ihre Geldpolitik stärker zu straffen, als noch bis vor kurzem
erwartet wurde. Steht nun ein deutlicher Anstieg der Anleiherenditen
bevor, der mit schmerzhaften Kurseinbußen verbunden wäre?
Am Dienstag wurde der Trump-Effekt ein Stück weit korrigiert, die
Anleiherenditen gaben nach. Die Marktteilnehmer sind auch gut
beraten, nicht zu schnell zu schießen. Denn derzeit ist noch völlig
offen, wie viel von Trumps Ankündigungen tatsächlich umgesetzt wird
bzw. auch umgesetzt werden kann. Damit ist auch unklar, ob seine
Präsidentschaft die Inflation treiben wird. In mancher Hinsicht sind
erhebliche Zweifel angebracht. Will sich Trump wirklich dem Zorn
seiner Wähler aussetzen, wenn sie sich als Folge von
Handelssanktionen mit deutlich verteuerten Waren in den
Wal-Mart-Regalen konfrontiert sehen?
Die Infrastrukturinvestitionen haben sicherlich inflationäres
Potenzial. Denn der US-Arbeitsmarkt ist bereits recht gut
ausgelastet. Ein großes Konjunkturprogramm würde den Wettbewerb um
bereits knappe Arbeitskräfte anheizen und hätte über stärkere
Lohnsteigerungen inflationäre Effekte. Zu bedenken ist aber, dass
noch unklar ist, auf wie viele Jahre die in Aussicht gestellten
Investitionen verteilt werden und ob sie angesichts des bereits hohen
Schuldenstands der USA auch tatsächlich ein Volumen von 1 Billion
Dollar erreichen werden.
Klar ist, dass die Deflationssorgen ad acta gelegt werden dürfen.
Für das Ausrufen einer Bodenbildung der Bondrenditen und erst recht
einer Zinswende ist es aber noch viel zu früh. Ein sehr starker
Anstieg in nächster Zeit ist alles andere als ausgemachte Sache.
Gerade der Ölpreis, der bislang die zunehmenden Inflationserwartungen
geschürt hat, hat nach dem Trump-Sieg nachgegeben. Sollten die
"Trumponomics" den Ölpreis stärker unter Druck setzen, würde das den
Anstieg der Inflation dämpfen.
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