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Die Mehrzahl der Thüringer Kinder kommt in der Schule meistens gut
zurecht. Eher selten sehen sie sich durch die Erwartungen ihrer
Lehrkräfte überfordert. Das sind zwei der Ergebnisse aus dem
aktuellen LBS-Kinderbarometer Deutschland 2016 - Länderbericht
Thüringen. Die Landesbausparkasse (LBS) Hessen-Thüringen, das
PROSOZ-Institut für Sozialforschung PROKIDS und der Deutsche
Kinderschutzbund Landesverband Thüringen stellten die repräsentative
Studie am 16. November in Erfurt gemeinsam vor.
An der Studie, die im Sommer 2015 zum fünften Mal bundesweit
durchgeführt wurde, hatten 581 Thüringer Jungen und Mädchen im Alter
zwischen 9 und 14 Jahren teilgenommen. Untersucht wurden wie in den
vorherigen Erhebungswellen verschiedene Aspekte des kindlichen
Lebensalltags, die Einfluss haben auf das Wohlbefinden der Kinder.
Neben den Bereichen Familie, Freunde und Wohnumfeld wurde auch der
Bereich Schule erfasst.
Zutrauen in eigene Schulkompetenz
Acht von zehn Thüringer Kindern kommen in der Schule nach ihrer
eigenen Einschätzung meistens gut zurecht. Kein Kind gibt an, "nie"
in der Schule gut mitzukommen. Jungen und Mädchen aus Familien, die
nicht von Arbeitslosigkeit betroffen sind, können nach eigener
Einschätzung in der Schule besser mithalten als Kinder aus
Elternhäusern, die unter Arbeitslosigkeit leiden. "Aus Sicht des
Deutschen Kinderschutzbundes Thüringen wird mit dieser Aussage erneut
auf ein bundesweites Problem aufmerksam gemacht, worauf die
PISA-Studien immer wieder und aktuell die IQB-Studie zum
Bildungsmonitoring der Kultusministerkonferenz hinweisen: In
Deutschland besteht ein enger Zusammenhang zwischen der sozialen
Herkunft der Kinder und ihren Bildungsabschlüssen bzw.
Kompetenzständen", sagt Dr. Rainer Benkmann, Vorsitzender des
Deutschen Kinderschutzbundes Thüringen. "Soziale Herkunftsmerkmale
der Familie sollten angesichts der grundgesetzlich verankerten
Chancengleichheit eigentlich keine Rolle spielen, und doch tun sie
es, weil Kinder aus benachteiligten Familien seit Jahrzehnten zu
niedrigeren Bildungsabschlüssen als Kinder aus privilegierteren
Familien kommen." Ãœberfordert durch die Leistungserwartungen der
Lehrkräfte fühlen die Kinder sich eher selten. Für den Großteil der
Schülerinnen und Schüler ist es entsprechend eine Ausnahme, unter
einem zu hohen Leistungsdruck zu leiden. Dennoch hat rund jedes
zehnte Kind den Eindruck, den Erwartungen der Lehrkräfte nicht
gerecht werden zu können. Generell äußern die Kinder in der Schule -
verglichen mit Familie, Freundeskreis und Wohnumfeld - das geringste
Wohlbefinden. Rund jedes siebte Kind fühlt sich in der Schule
meistens unwohl.
Lehrkräfte unterstützen bei individuellen Schwierigkeiten
Die meisten Kinder in Thüringen sagen, dass ihnen bei
individuellen Schwierigkeiten in der Schule von ihren Lehrern
geholfen wird. Insgesamt fühlen sich die Schülerinnen und Schüler in
der aktuellen Erhebung stärker durch ihre Lehrkräfte unterstützt als
in der Studie von 2011: Die Unterstützungshäufigkeit hat laut
Einschätzung der Kinder deutlich zugenommen. Mehr als die Hälfte von
ihnen finden auch, dass die Lehrer darauf achten, dass sie ohne zu
viel Stress arbeiten können. Generell haben jüngere Kinder stärker
den Eindruck, dass ihre Lehrer achtsam sind bezüglich einer
stressfreien Arbeitsatmosphäre. Diese Einschätzung nimmt mit
zunehmendem Alter ab: Die Schüler höherer Jahrgangsstufen erleben die
Lernatmosphäre als stressbehafteter. Über alle Altersgruppen hinweg
zeigt sich auch, dass das Lernen 2015 als anstrengender erlebt wird
als in der früheren Umfrage von 2009.
Sorgenthema Sitzenbleiben
Drei von vier Thüringer Kindern wissen, bei wem sie in Schulfragen
Hilfe bekommen können. Dennoch hat jedes zehnte Kind nahezu ständig
Angst vor Klassenarbeiten. Jedem Vierten bereitet ein mögliches
Sitzenbleiben "sehr oft" oder "oft" Sorgen. Kinder aus Familien, die
von Arbeitslosigkeit betroffen sind, sorgen sich häufiger wegen ihrer
Versetzung als solche aus Familien ohne Arbeitslosigkeit. "Das
Bildungs- und Teilhabepaket sollte gerade diesen Schülern und
Schülerinnen die Möglichkeit einer besseren Förderung durch Nachhilfe
ermöglichen. Doch die Praxis zeigt, dass die Fördermöglichkeit kaum
genutzt wird", erklärt Dr. Rainer Benkmann, "da sich damit ein hoher
bürokratischer Aufwand für die Betroffenen verbindet und das Paket
seitens der Jobcenter nur in Ausnahmefällen genehmigt wird, nämlich
dann, wenn die Versetzung in die nächsthöhere Klassenstufe gefährdet
ist. Wenn also eine geringe Erfolgsaussicht auf Versetzung besteht,
gibt es in der Philosophie des SGB II auch keine Förderung, selbst
wenn die Schulleistungen ausgesprochen schwach sind." Zudem zeigt die
Studie, dass bei Kindern auf der Grund- und Regelschule diese Furcht
stärker ausgeprägt ist als bei Gymnasialschülern. Im Jahresvergleich
wird sichtbar, dass die Sorge ums Sitzenbleiben seit 2009 insgesamt
deutlich angestiegen ist.
Ärger wegen Schulnoten
Jedes zehnte Kind bekommt bei schlechten Noten Ärger mit den
Eltern. Ärger für gute Noten gibt es aber auch: Ebenso viele Kinder
berichten, dass Mitschüler aufgrund besonders guter Schulnoten
Hänseleien ertragen müssen. Grundsätzlich kommt so etwas auf
Regelschulen seltener vor als an Gymnasien. Schulformübergreifend hat
die Tendenz zu Hänseleien gegenüber 2009 zugenommen. Über die Hälfte
der Kinder sagt jedoch, dass in ihrer Klasse "nie" jemand wegen
besonders guter Noten geärgert werde. Die Verantwortung für das
eigene schulische Können sehen die Jungen und Mädchen in der
aktuellen Studie häufiger bei sich selbst als 2009.
Zum LBS-Kinderbarometer
Die kindliche Perspektive ernst nehmen und ihr einen festen Platz
in der gesellschaftlichen Diskussion geben - darum geht es im
LBS-Kinderbarometer, das seit 1997 im Auftrag der
Landesbausparkassen-Gruppe vom PROSOZ Institut für Sozialforschung -
PROKIDS durchgeführt wird. Die Studie ist eine repräsentative, auf
kontinuierliche Wiederholung angelegte Querschnittsstudie von Kindern
im Alter zwischen 9 und 14 Jahren. Im Sommer 2015 wurden
repräsentativ für die gesamte Bundesrepublik und repräsentativ für
jedes einzelne der 16 Bundesländer insgesamt mehr als 10.000 Kinder
befragt. Damit ist das LBS-Kinderbarometer eines der größten
Beteiligungsprojekte Deutschlands zur Erhebung der Kindermeinung. Der
"Länderbericht Thüringen" wird im Auftrag der Landesbausparkasse
(LBS) Hessen-Thüringen und des Deutschen Kinderschutzbundes
Landesverband Thüringen herausgegeben und ist bereits die vierte
Auswertung für dieses Bundesland. An der Studie hatten 581 Thüringer
Jungen und Mädchen teilgenommen.
Pressekontakt:
Sabine Schmitt, Landesbausparkasse Hessen-Thüringen
Tel. 069 9132 2878 - Fax 069 9132 82878
E-Mail: sabine.schmitt(at)lbs-ht.de
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