Die Mitgliedsunternehmen der NORDOSTCHEMIE diskutieren Möglichkeiten zur Integration von Geflüchteten
(PresseBox) - Der demographische Wandel trifft die östlichen Bundesländer besonders stark. Bis zum Jahr 2030 erwartet der Arbeitgeberverband Nordostchemie e.V. einen dramatischen Rückgang der Erwerbspersonen, der deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt liegt. Um den Wirtschaftsstandort auch zukünftig leistungsfähig zu halten, sind deswegen kreative Konzepte und intelligente Antworten gefragt. Ein Lösungsweg ist der Tarifvertrag über lebensphasengerechte Arbeitszeitgestaltung, der die Beschäftigten dabei unterstützt, bis ins hohe Alter ihren Beitrag zu leisten.
Ein weiterer Baustein, die Folgen abzuschwächen, ist die Integration von Flüchtlingen. Dr. Karl Heinz Tebel, Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes, findet: ?Die Integration ist in mehrfacher Hinsicht eine wichtige und besonders herausfordernde Aufgabe für unsere Gesellschaft. Als Vertreter der Nordostchemie wollen auch wir unseren Teil hierzu beitragen.?
Auf der Verbandsebene fand auf der Arbeitstagung am 5. November 2016 in Gera deshalb zusätzlich ein Erfahrungsaustausch zu diesem aktuellen und vielschichtigen Thema statt. Anhand von fünf Best-Practice-Beispielen aus Mitgliedsunternehmen wurden konkrete Ideen und Projekte aufgezeigt, um die Integration der Geflüchteten voranzubringen und sie für die Berufsausbildung und für den Arbeitsmarkt fit zu machen. Dabei geht es nicht ausschließlich um Berufe in der chemischen Industrie, sondern erst einmal um eine allgemeine Befähigung. ?Die Sprache ist das größte Hindernis?, weiß Dr. Karl Heinz Tebel. Daher haben die Sozialpartner der Nordostchemie im Frühjahr das neue ?Pre-Start-Programm? ins Leben gerufen. Es umfasst auch die Vermittlung notwendiger Sprachkenntnisse und sozialer Kompetenzen. Hierfür stellen die IG BCE und der Bundesarbeitgeberverband Chemie zunächst eine Million Euro aus einem gemeinsamen Fonds bereit, dem Unterstützungsverein der chemischen Industrie (UCI).
Praxisbeispiel 1
BASF Schwarzheide GmbH
Die BASF Schwarzheide GmbH richtet ihr Engagement bei der Integration von Flüchtlingen flexibel und bedarfsgerecht in verschiedene Richtungen aus.
Sie unterstützt regionale Gruppen bei der Umsetzung von Initiativen und fördert das ehrenamtliche Engagement ihrer Mitarbeiter durch Freistellung.
Das am Oberstufenzentrum Lausitz ins Leben gerufene Programm ?Grundqualifizierung +? ermöglicht es jungen Geflüchteten, einen Schulabschluss zu erwerben und somit Zugang zu einer Ausbildung zu erhalten. Im Rahmen der beruflichen Orientierung unterstützt das Unternehmen durch Praktika und Betriebsbesichtigungen dieses Programm. Den Auftakt bildete ein Projekt von Auszubildenden und afghanischen Schülern. Sie reparierten gemeinsam Fahrräder, die anschließend den Jugendlichen übergeben wurden. Verbunden wurde diese Aktivität mit einer Schulung zur Verkehrssicherheit.
Für Flüchtlinge mit ausreichenden Sprachkenntnissen bietet BASF mit ?Strat Integration? eine Modifikation des gut etablierten Programms ?Start in den Beruf? als Einstieg in eine mögliche Berufsausbildung an.
Ansprechpartner: Dr. Hartmut Lang
Telefon: +49 35752 62541
E-Mail: hartmut.lang(at)basf.com
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Praxisbeispiel 2
Bayer Pharma AG
Die Aktivitäten der Bayer Pharma AG sind vielfältig und reichen von einer großzügigen Regelung für die bezahlte Freistellungen ehrenamtlich engagierter Mitarbeiter bis hin zur Förderung der naturwissenschaftlichen Bildung von Flüchtlingskindern. So hat die Bayer-Stiftung gemeinsam mit dem Berliner Senat die ?Science4Life?-Akademie gegründet, die 400.000 Euro in die Bildungs- und Zukunftschancen von Flüchtlingskindern investiert. Unsere wichtigste Aktivität mit dem Titel ?Integration now? zielt darauf, junge Flüchtlinge in einem 6-monatigen Programm für den Einstieg in einen dualen Ausbildungsgang zu qualifizieren. Die Teilnehmer an diesem Qualifizierungsprogramm erhalten mindestens drei Monate lang intensiv Deutschunterricht sowie jeweils mehrwöchige Schulungen in den Bereichen berufliche Orientierung, Soft-Skills im Betrieb und IT. Abgerundet wird das Programm durch ein zweimonatiges Praktikum. Mit diesen Aktivitäten will das Unternehmen der Öffentlichkeit, der eigenen Belegschaft und nicht zuletzt den geflüchteten Menschen zeigen, dass die Bayer Pharma AG ihren Betrag zur gesellschaftlichen Integration von Flüchtlingen leistet.
Ansprechpartner: Dr. Wolfgang Petry
Telefon: +49 30 468 17383
E-Mail: wolfgang.petry(at)bayer.com
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Praxisbeispiel 3
Bildungswerk Nordostchemie e.V.
Das bbz Chemie ist als Bildungswerk des Arbeitgeberverbandes Mitglied im Konsortium der Wirtschaft Berlin/ Brandenburg. (UVB, Innungen, Kammern, verbandsgetragene Bildungsunternehmen). Ziel und Aufgabe des Konsortiums ist die gemeinsame Teilnahme an Ausschreibungen für Projekte zur Integration von Flüchtlingen in Ausbildung und Beschäftigung, der BA sowie der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration u. Frauen (inklusive Sprachförderung in allen Angeboten)
Ansprechpartner: Ines Krämer, Geschäftsführerin
Telefon: +49 30 6700040
E-Mail: info(at)bbz-chemie.de
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Praxisbeispiel 4
Sächsische Bildungsgesellschaft für Umweltschutz und Chemieberufe Dresden mbH
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Die IG BCE Landesbezirk Nordost und der Arbeitgeberverband Nordostchemie haben ihre Bereitschaft erklärt, Flüchtlinge über ein komplexes Qualifizierungskonzept auf eine Beschäftigung in den Unternehmen der sächsischen Chemiewirtschaft auf Facharbeiterniveau vorzubereiten. Für diese Initiative der Chemie-Sozialpartner zur Qualifizierung von Flüchtlingen im Freistaat Sachsen sollen Förderinstrumente der Arbeitsverwaltung und auch Tarifverträge der chemischen Industrie zielorientiert eingesetzt werden.
Stufe 1: Aktivierung und berufliche Eingliederung
Stufe 2: Start-Initiative der Chemie-Sozialpartner
Stufe 3: Duale Ausbildung in Labor- und Prozessberufen
Stufe 4: Aufnahme einer SV-pflichtigen Beschäftigung
Die SBG Dresden als Leitbetrieb des Chemieverbundes wird das Qualifizierungskonzept durchführen. Bei der Gewinnung geeigneter Teilnehmer soll das ?Sächsische Mentorenprogramm zur Unterstützung geflüchteter Menschen in Ausbildung und Beschäftigung? genutzt werden. Der Start ist für April 2017 vorgesehen.
Ansprechpartner: Wolfgang Hübel
Telefon: +49 351 4445611
E-Mail: w.huebel(at)sbgdd.de
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Praxisbeispiel 5
Pfizer Deutschland GmbH
Pfizer setzt sich gemeinsam mit Partnern auf vielfältige Weise für Flüchtlingsprojekte ein ? sei es global oder vor Ort in den Gemeinschaften, in den das Unternehmen vertreten ist. Ziel ist es, Menschen zu helfen - mit Know How, Arbeitskraft und selbstverständlich auch mit finanzieller Unterstützung.
Bereits 2015 hat das Pharmaunternehmen als Reaktion auf die Flüchtlingskrise mehr als 200.000 US-Dollar Soforthilfe an zwei weltweit tätige Hilfsorganisationen zur Verfügung gestellt. In Deutschland unterstützt Pfizer lokale Initiativen, stellt Mitarbeiter für soziale Projekte von der Arbeit frei und bildet Flüchtlinge aus.
Drei Beispiele: Seit über einem Jahr sind Pfizer-Mitarbeiter jede Woche vor Ort in einer Flüchtlingsunterkunft für besonders schutzbedürftige Menschen in Berlin. Sie haben einen Treffpunkt etabliert und geben Bewohnern Hilfestellungen bei Alltagsfragen oder vermitteln erste Sprachkenntnisse. Während der jährlichen Engagement-Tage haben über 70 Mitarbeiter die medizinischen Behandlungsräume in zwei Flüchtlingsunterkünften gestrichen. Und am 1. September starteten zwei Geflüchtete ihre Ausbildung im Pfizer-Produktionswerk am Standort Freiburg.
Ansprechpartner: Christiane Fleiter
Telefon: + 49 30 550055-51088
E-Mail: christiane.fleiter(at)pfizer.com
Die Chemie- und Pharmabranche in Ostdeutschland hat über 58.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die NORDOSTCHEMIE ist die wirtschafts- und sozialpolitische Interessenvertretung der über 300 Mitgliedsunternehmen. Zur NORDOSTCHEMIE gehören der Arbeitgeberverband Nordostchemie e.V. (AGV Nordostchemie), der Verband der Chemischen Industrie e.V. ? Landesverband Nordost ? (VCI LV Nordost) und seine Fachverbände. Hauptsitz ist Berlin, weitere Geschäftsstellen sind in Dresden und Halle.
Die Chemie- und Pharmabranche in Ostdeutschland hat über 58.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die NORDOSTCHEMIE ist die wirtschafts- und sozialpolitische Interessenvertretung der über 300 Mitgliedsunternehmen. Zur NORDOSTCHEMIE gehören der Arbeitgeberverband Nordostchemie e.V. (AGV Nordostchemie), der Verband der Chemischen Industrie e.V. ? Landesverband Nordost ? (VCI LV Nordost) und seine Fachverbände. Hauptsitz ist Berlin, weitere Geschäftsstellen sind in Dresden und Halle.