(ots) - Das Hamburger institut für finanzdienstleistungen
e.V. (iff) stellt heute - zusammen mit der Stiftung "Deutschland im
Plus" - den iff-Ãœberschuldungsreport 2016 vor. Darin wird deutlich,
dass der wirtschaftliche Aufschwung an den finanziell gefährdeten
Haushalten vorbeigeht. Viele Ãœberschuldete scheinen zu resignieren
und verzichten auf eine schuldenfreie Zukunft. Die Ãœberschuldeten
sind immer verletzlicher. Sie haben trotz Einführung des Mindestlohns
immer geringere Einkommen, sie finden vergleichsweise schlechter
einen Arbeitsplatz und der Anteil der Alleinerziehenden steigt
wieder. Wichtiger denn je sind daher Angebote zur
Überschuldungsprävention, wie die der gemeinnützigen Stiftung
"Deutschland im Plus".
Viele Ãœberschuldete scheinen die Hoffnung auf eine schuldenfreie
Zukunft aufgegeben zu haben. Die Zahl der Insolvenzeröffnungen ging
bei den Verbraucherverfahren auf einen erneut historisch niedrigen
Tiefstand von rund 85.000 zurück - und das trotz einer weiter
wachsenden Zahl von 6,7 Millionen Verbrauchern, für die bei
Auskunfteien sogenannte "Negativmerkmale" gespeichert sind. Eine
Erklärung ist, dass sich mit der Einführung des Pfändungsschutzkontos
für viele Überschuldete die Notwendigkeit, einen Insolvenzantrag zu
stellen, um wieder am bargeldlosen Zahlungsverkehr teilhaben zu
können, erübrigt hat.
Die Einkommensarmut hat sich als Ursache für Überschuldung auf
einem hohen Niveau von rund 10 Prozent stabilisiert. Die
preisbereinigten Einkommen der Ãœberschuldeten sinken seit Jahren, das
mittlere Einkommen liegt aktuell bei 861 Euro und damit rund 13
Prozent unterhalb der Armutsgrenze. Die Einführung des Mindestlohns
hat nicht dazu geführt, dass die Anzahl der "Aufstocker", also
diejenigen Bezieher von Arbeitslosengeld II, die trotz
Erwerbstätigkeit auf staatliche Transferleistungen angewiesen sind,
deutlich abnimmt. Das liegt vor allem daran, dass die Einkommen der
Mindestlohnempfänger nicht ausreichen, um sich und ihre Familien aus
der Armut herauszuführen. Die Zahl Alleinerziehender unter den
Ãœberschuldeten hat zudem erneut zugenommen.
Arbeitslosigkeit und Ãœberschuldung gehen oft miteinander einher
Trotz der rückläufigen Arbeitslosenquote und gestiegener
Erwerbstätigkeit ist der Anteil der Ratsuchenden, die
Arbeitslosigkeit oder reduzierte Arbeit als Hauptauslöser für ihre
Ãœberschuldung angaben, im Jahr 2015 auf 28 Prozent gestiegen. Auch in
der Entwicklung der vergangenen Jahre spiegelt sich der
Beschäftigungsaufbau im Anteil derer, die Arbeitslosigkeit als
Ãœberschuldungsgrund angeben, kaum wider. Die Ratsuchenden finden
zudem schlechter eine neue Arbeit als der Rest der Bevölkerung, der
Anteil der Arbeitslosen unter ihnen ist 2015 mit rund 46 Prozent
unverändert hoch.
"Die zunehmende Ungleichheit spiegelt sich immer stärker auch in
den Einkommen Ãœberschuldeter wider, immer mehr Menschen nehmen am
wirtschaftlichen Aufschwung nicht teil", fasst
iff-Ãœberschuldungsexperte Dr. Dirk Ulbricht zusammen.
Im Rahmen des iff-Ãœberschuldungsreports 2016 wurde eine
Untersuchung zu digitalen Arbeitshilfen in der Sozialen
Schuldnerberatung durchgeführt. Hierfür wurde im Sommer 2016 eine
umfangreiche Befragung unter 190 Schuldnerberatungsstellen im
gesamten Bundesgebiet zum derzeitigen Stand der Digitalisierung, zur
aktuellen Arbeitsweise sowie zu Möglichkeiten der Beratung in
digitaler Form durchgeführt. Das Ergebnis der Untersuchung ist, dass
eine Digitalisierung der Beratung nicht weiterhilft, eine
Digitalisierung der Arbeitsabläufe kann dies jedoch sehr wohl.
Finanzbildung elementare Voraussetzung zur Teilnahme am
Wirtschaftsleben
Die Stiftung "Deutschland im Plus" engagiert sich für finanzielle
Bildung im Rahmen zielgruppengerechter Aufklärungs- und Hilfsprojekte
zur Überschuldungsprävention über alle Altersklassen hinweg. Die
gemeinnützige Stiftung hat sich das Ziel gesetzt, möglichst viele
Bürger für einen angemessenen und verantwortungsvollen Umgang mit den
eigenen Finanzen zu sensibilisieren, damit sie die richtigen
Budgetentscheidungen treffen können. Zudem hat die Stiftung Anfang
2016 neue Angebote für junge Migranten geschaffen, die ihnen den
Start in Deutschland erleichtern. Dr. Christiane Decker,
Vorstandsmitglied der Stiftung, erläutert: "Mit dem neuen
Unterrichtsmodul "Fit in finance, strong for life" haben wir speziell
ein auf die Bedürfnisse junger Migranten abgestimmtes
Unterrichtsmodul konzipiert. Denn die Möglichkeit zur Teilhabe an
unserem Wirtschaftsleben, zu dem Finanzbildung die elementare
Voraussetzung ist, stellt einen ganz entscheidenden Faktor zur
erfolgreichen Integration dar."
Neben den vielfältigen Unterrichtsangeboten in den Schulen, mit
denen die "Stiftung Deutschland im Plus" schon mehr als 55.000
Schülerinnen und Schüler erreichen konnten, wird auch deren digitales
Angebot stetig ausgebaut. Die App 'Mein Budget' wurde seit
Veröffentlichung im Jahr 2013 bereits über 50.000-mal geladen. "Diese
Zahl belegt, dass sich die Menschen aus eigenem Antrieb mit ihren
Finanzen auseinandersetzen wollen. Das ist sehr erfreulich, denn in
vielen Fällen verhindert alleine schon die Kenntnis der eigenen
finanziellen Spielräume wirksam die Überschuldung", so Dr. Decker.
Zum Ãœberschuldungsreport
Das Hamburger Institut für Finanzdienstleistungen (iff) erstellt
seit 2006 den jährlich erscheinenden iff-Überschuldungsreport, der
auf einer detaillierten Auswertung von Haushalten basiert, die eine
Schuldnerberatungsstelle aufsuchen. Der diesjährige
iff-Überschuldungsreport beruht auf einer weiter vergrößerten
Datenbasis von mehr als 60.000 Haushalten in ganz Deutschland.
Ausgewertet wurden die anonymisierten Daten von 21 Beratungsstellen
in allen 16 Bundesländern. Die Ergebnisse bilden damit ein
belastbares Bild zur Lage der Klienten von Schuldnerberatungsstellen
ab und schaffen Transparenz für die Ab- und Herleitung praktikabler
Handlungsempfehlungen.
Die Erstellung des Berichts wird von der Stiftung "Deutschland im
Plus" gefördert.
Der vollständige Bericht ist im Internet unter
www.iff-ueberschuldungsreport.de abrufbar.
Pressekontakt:
Für den iff-Überschuldungsreport:
Herr Dr. Dirk Ulbricht
Tel: 040 / 309691 10
E-Mail: dirk.ulbricht(at)iff-hamburg.de
Zu den Aktivitäten der Stiftung "Deutschland im Plus":
Frau Christina Mahlein
Tel: 0911 / 9234 950
E-Mail: info(at)deutschland-im-plus.de
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