(ots) - Für einen gemeinsamen Staat ist eines
unverzichtbar: gegenseitiges Vertrauen. Die gescheiterten
Verhandlungen zwischen griechischen und türkischen Zyprern über die
Gründung eines Bundesstaats haben gezeigt, dass es genau daran
mangelt. Schon um den Verhandlungsgegenstand wurde ermüdend lange
gezankt: Tagelang feilschten beide Seiten über die exakten Grenzen
ihres jeweiligen Bundeslandes, um die Länge von Küstenlinien und die
Übergabe von Dörfern.
Nur in einem Punkt war man sich dabei einig: Die jeweilige
Gegenseite sollte möglichst wenig vom Kuchen abbekommen. Ein absurdes
Verhalten angesichts des Ziels: ein gemeinsamer Staat, in dem man
vertrauensvoll zusammenarbeitet, um ein Gemeinwesen aufzubauen, in
dem jeder dort leben können soll, wo er möchte.
Seit fast einem halben Jahrhundert steht das Zypernproblem auf der
Tagesordnung. Es ist mehr als zehn Jahre her, da scheiterten
griechische und türkische Zyprer schon einmal bei der Überwindung der
Inselteilung. Damals hieß es, die geplante Lösung sei von außen
aufgezwungen worden. Diesmal hat sich die internationale Gemeinschaft
darauf beschränkt, Hotelzimmer zu mieten und Mineralwasser
bereitzustellen. Die Konfliktparteien sollten allein klarkommen. Das
Ergebnis ist deprimierend.
Doch das kann nicht bedeuten, dass die Spaltung Zyperns
unüberwindlich oder hinnehmbar ist. Diese ethnische und staatliche
Trennung bleibt ein europäischer Anachronismus - verantwortet auch
von der Türkei und seiner Armee.
Befürchtet wird nun leider zu Recht, dass Ankara die gescheiterten
Verhandlungen zum Anlass nehmen könnte, um Nordzypern endgültig als
türkische Provinz einzugliedern. Doch ein solcher Schritt ist
inakzeptabel. Dafür stehen sich die Zyprer, griechische wie
türkische, in Wahrheit viel zu nahe. Und dafür ist die Gefahr, die
von diesem eingefrorenen Konflikt ausgeht, entschieden zu hoch.
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