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Weihnachten, das Fest der Liebe? Auf jeden Fall die Zeit des
großen Kaufens. Demnächst ist die jährliche Jagdsaison auf exotische,
einzigartige und überflüssige Geschenke wieder eröffnet. Leuchten
sollen nicht nur Kinderaugen, sondern auch die der vernachlässigten
Ehefrauen: Das schlechte Gewissen ihnen gegenüber wird liebevoll in
kleine Päckchen verpackt. Das erwärmt wiederum das Herz des
Einzelhändlers, der sich über himmlische Umsatzzahlen die Hände
reiben kann. Nicht nur im Versandhandel bedeutet das Extraschichten
und Urlaubssperre, damit sich die bestellten Strickstrümpfe
rechtzeitig zum Fest auf den Weg machen können. Verschickt werden sie
quer durch ganz Deutschland, bis sie schließlich ihren Weg unter den
Tannenbaum finden. Genügend Zeit zum Umtausch bleibt ja zwischen den
Jahren. Aber wo bleibt bei dem ganzen Trubel die Besinnlichkeit?
Steht der christliche Gedanke überhaupt noch im Mittelpunkt? Ist
Konsumboykott die richtige Alternative? Darüber diskutiert Moderator
Michael Steinbrecher u. a. mit Unesco-Botschafterin Ute Ohoven. Zu
sehen im "Nachtcafé: Im Rausch der Geschenke - was uns an Weihnachten
wichtig ist" am Freitag, 25. November 2016, 22:15 Uhr, im SWR
Fernsehen.
Die Gäste im "Nachtcafé":
Angelina Schmitt, Familienzusammenhalt steht an erster Stelle
Angelina Schmitt lebt am Existenzminimum. Die 21-Jährige wohnt mit
ihren vier Geschwistern bei ihren Eltern, die beide erwerbslos sind.
Extra-Ausgaben in der Weihnachtszeit sind für die siebenköpfige
Familie kaum drin: "Für Geschenke kann ich höchstens fünf Euro pro
Person ausgeben. Ich bastele auch viel selbst, damit es günstiger
wird." Das ganze Jahr über freut sie sich auf Weihnachten, denn da
spürt sie besonders den Familienzusammenhalt.
Claudia Obert, die Karrierefrau setzt auf Freunde und Champagner
Rund 50.000 Euro hat Claudia Obert im vergangenen Jahr für
Weihnachten ausgegeben. Auf Familie legt die Modeunternehmerin, die
meist auf Ibiza lebt, an den Feiertagen keinen Wert - sie feiert
Weihnachten lieber mit Freunden: "Alleinsein ist etwas ganz
Furchtbares. Ich habe Gott sei Dank noch Freunde, die für mich wie
Familie sind." Aber nicht nur an Weihnachten liebt die Karrierefrau
das schöne Leben: "Ich trinke das ganze Jahr über Champagner."
Line Fuks, die Konsumgegnerin feiert Weihnachten gar nicht Line
Fuks lebt das Kontrastprogramm. Die siebenfache Mutter, die mit ihrer
Großfamilie im Reisemobil wohnt, ist Konsumverweigerin. Zeitweise
lebte die Aussteigerfamilie sogar mitten in der Wildnis. Gemeinsam
mit ihrer Partnerin hat die ehemalige Kinderkrankenschwester vor zehn
Jahren beschlossen, keine Weihnachtsfeste mehr zu feiern: "Dieser
ganze Konsum legt den Menschen eine Fußfessel an. Wer glücklich ist,
kauft nicht."
Ute Ohoven, Unesco-Botschafterin sammelt Spenden Ute Ohovens Leben
kennt zwei Extreme. Einerseits ist die Unternehmergattin schon mit
dem sprichwörtlich goldenen Löffel groß geworden, andererseits ist
sie als Unesco-Sonderbotschafterin häufig in Afrika unterwegs und
erlebt dort Armut hautnah. Deshalb sammelt sie unermüdlich Spenden,
organisiert Benefizgalas und zeigt sich auf Luxuspartys für den guten
Zweck. Ihre Erkenntnis: "Geld macht nicht glücklich, aber
unabhängig."
Christian Hermes, für den Priester steht Besinnung im Vordergrund
Mit Unbehagen beobachtet Monsignore Christian Hermes den Konsumrausch
in der Weihnachtszeit. Statt teurer Geschenke, langer
Ladenöffnungszeiten und unnötigem Stress plädiert der Stadtdekan von
Stuttgart für mehr Besinnung und Mäßigung: "In der Adventszeit sollte
der ursprüngliche Charakter der Fastenzeit wieder mehr Bedeutung
bekommen. Es ist eine Zeit, in der wir uns in Vorfreude üben und
unsere Sehnsüchte kultivieren sollten", so der Priester.
Klaus Striebich, will Konsum durch flexible Ladenöffnungszeiten
erleichtern Wenn es nach Klaus Striebich ginge, sollte man dem
Shoppen freien Lauf lassen. Auch, was die Ladenöffnungszeiten
anbelangt. Striebich gehört zur Geschäftsführung des bundesweit
führenden Shoppingcenter-Betreibers ECE. Mit flexibleren
Öffnungszeiten will er dem boomenden Onlinehandel Rechnung tragen:
"Selbst im hoch katholischen Polen haben kurz vor Weihnachten die
Läden sonntags geöffnet. Das schlägt sich im Umsatz nieder."
Günter Holzer, Verkäufer einer Straßenzeitschrift Günter Holzer
lässt den Konsumrausch an Weihnachten an sich vorüberziehen. Täglich
steht der 64-Jährige mit seiner Straßenzeitschrift vor bunt
geschmückten Schaufenstern in der Kälte, stets an seiner Seite: sein
Hund Snoopy. Der einst erfolgreiche Unternehmer lebte drei Jahre auf
der Straße, die glitzernde Weihnachtswelt hat für den einstigen
Familienmensch keine Bedeutung mehr: "Was wirklich wichtig ist, kann
man mit Geld sowieso nicht kaufen."
"Nachtcafé: Im Rausch der Geschenke - was uns an Weihnachten
wichtig ist" am Freitag, 11. November, 22:15 Uhr im SWR Fernsehen.
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