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Deutsche Umwelthilfe enthüllt schmutzigste italienische, französische und deutsche Diesel-Pkw mit über 13-facher NOx-Grenzwertüberschreitung

ID: 1428043

(ots) - Diesel-SUV Fiat 500x und Renault Captur mit 17-
bzw. 16-facher sowie Mercedes B-Klasse 180 d mit 13-facher
Stickoxid-Grenzwertüberschreitung gemessen - DUH fordert sofortigen
Zulassungs- und Verkaufsstopp sowie Einfahrtverbote in Umweltzonen
für Diesel-Pkw, die nicht einmal den Euro 1 Grenzwert einhalten -
Abgasuntersuchungen des Emissions-Kontroll-Instituts der DUH zeigen,
wie die Diesel-Pkw-Hersteller bereits bei herbstlichen Temperaturen
von + 5 Grad Celsius die Innenstädte mit dem Abgasgift
Stickstoffdioxid fluten - DUH-Bundesgeschäftsführer Resch wirft
Bundesverkehrsminister Dobrindt sowie dem Kraftfahrt-Bundesamt
'rechtswidrige Konspiration mit den Herstellern und aktive
Behinderung der Aufklärung des Dieselabgasskandals' vor -
Untersuchungsergebnisse gehen zukünftig direkt an die gegen Dobrindt
beziehungsweise gegen die Vorstände der Autokonzerne ermittelnden
Staatsanwaltschaften

Mit derartig schlechten Abgasmesswerten hatte die Deutsche
Umwelthilfe (DUH) nicht gerechnet: Zu Beginn des Winterhalbjahres
zeigen inzwischen drei vom Emissions-Kontroll-Institut (EKI)
untersuchte Diesel-Pkw Stickoxid-Emissionen auf der Straße von über
1.000 mg NOx/km, und das bereits bei Außentemperaturen von circa +5
Grad Celsius. Der italienische Spitzenreiter Fiat 500x mit 1.380
mg/km NOx, der französische Spitzenreiter Renault Captur mit 1.320
mg/km ( http://l.duh.de/qa2cd ) sowie der schmutzigste deutsche
Diesel-Pkw, der Mercedes B 180 d. Durch Messungen der DUH sowie durch
Hinweise von Whistleblowern aus der Industrie enthüllte die DUH im
Februar 2016 die zynische Strategie der Autokonzerne, die
ordnungsgemäße Abgasreinigung unterhalb von +17 Grad Celsius, bei
anderen Fahrzeugen unter +10 Grad Celsius einzustellen und somit die
Innenstädte mit dem Dieselabgasgift Stickstoffdioxid regelrecht zu




fluten.

Fiat hatte im Februar 2016 angekündigt, alle neuen Modelle mit
einer veränderten Kalibrierung auszustatten, die zu einer
verbesserten Abgasreinigung führen soll. Die Messungen des EKI
widerlegen dies: Während im September 2016 beim Fiat 500x 1.6 die
Stickoxidemissionen mit 420 mg/km um den Faktor 5,3 über dem
Grenzwert lagen, lagen sie beim 2.0er Modell im kühlen Oktober bei
1.380 mg/km, das entspricht einer Ãœberschreitung um den Faktor 17,2.
Unter den europäischen Herstellern von Diesel-Pkw erobert damit Fiat
seinen negativen Spitzenplatz zurück.

Der negative Spitzenreiter unter den deutschen Autokonzernen kommt
aus Stuttgart: Das schmutzigste jemals von der DUH gemessene
Dieselfahrzeug aus deutscher Produktion ist ausgerechnet eine
Mercedes B-Klasse 180 d mit durchschnittlich 1.039 mg/km NOx. Damit
überschreitet dieser Schmutz-Mercedes mit Erstzulassung August 2016
den NOx-Grenzwert um das 13-fache.

Während die Stuttgarter Daimler AG noch im Dezember 2015
schriftlich erklären ließ, keinerlei Abschalteinrichtungen zu
verwenden, ist der schwäbische Autokonzern seit Februar 2016 der
Falschaussage sowie der Verwendung illegaler Abschalteinrichtungen
überführt. In einer aufwändigen Kältekammer-Untersuchung eines
Mercedes Benz C 220 Blue Tec in Schweizer Prüflaboren gelang der DUH
auch der Nachweis, dass das vorgebrachte Argument 'Motorschutz'
widerlegt ist. Die DUH ließ die Mercedes C-Klasse bei +26, +12, +5
und -7 Grad Celsius Labortemperatur im vorgeschriebenen Prüfzyklus
NEFZ fahren. Die Ergebnisse sind eindeutig: Während der Mercedes bei
26 Grad Celsius den Grenzwert mit 71 mg/km NOx klar einhielt,
explodierte die NOx-Emission bereits bei +5 Grad sowie bei -7 Grad
Celsius um über 800 Prozent auf 570 beziehungsweise 591 mg/km. Unter
den gewählten Prüfbedingungen im jeweils betriebswarmen Zustand mit
einer Öltemperatur von mindestens 80 Grad Celsius gibt es keinerlei
technologische Begründung für die Aktivierung der Abschalteinrichtung
über die Außentemperatursensoren des Fahrzeugs.

"Bundesverkehrsminister Dobrindt und das Kraftfahrt-Bundesamt
konspirieren mit den Autokonzernen und behindern aktiv die Aufklärung
des Dieselabgasskandals. Wir übermitteln zukünftig unsere
Untersuchungsergebnisse vor allem an die Staatsanwaltschaften.
Dobrindt leistet Beihilfe zur vorsätzlichen Körperverletzung mit
Todesfolge, indem er den rechtlich vorgeschriebenen Zulassungs- und
Verkaufsstopp für Diesel-Pkw verweigert, die nicht einmal die Euro 1
Grenzwerte für NOx erfüllen", erklärt Jürgen Resch,
Bundesgeschäftsführer der DUH. "Von den für die Luftreinhaltung
zuständigen Bundesländern beziehungsweise den Städten mit Umweltzonen
fordern wir als Sofortmaßnahme Dieselfahrverbote, wenn die Temperatur
unter +10 Grad Celsius beträgt."

"Es ist unglaublich, dass Autohersteller ihren Kunden in 2016 noch
immer Autos verkaufen, die auf der Straße nicht einmal die Grenzwerte
von Euro 1 einhalten. Diese Fahrzeuge haben auf unseren Straßen
nichts zu suchen", sagt der internationale Verkehrsexperte Axel
Friedrich.

Durch die in den USA anhängigen Gerichtsverfahren gegen Audi
wurden im Oktober 2016 spezielle Abschalteinrichtungen für die
Manipulation von CO2-Angaben bekannt. Bei einer einmaligen leichten
Lenkradbewegung aktiviert die Motorsteuersoftware eine
Abschalteinrichtung. In der Folge steigen der Spritverbrauch und
damit der CO2-Ausstoß deutlich an. Nach detaillierten Informationen
der DUH setzten auch andere Hersteller in Deutschland mit Wissen des
für die Kontrolle zuständigen Bundesverkehrsministeriums (BMVI) die
Lenkradkennung ein. Ein süddeutscher Hersteller hat offensichtlich
bei allen Benzin-Motoren eine Testerkennung aktiv und nutzt
Lenkwinkel beziehungsweise ein Querbeschleunigungssignal aus dem
Getriebesteuergerät. Bei bestimmten Modellen wird der CO2-Wert über
die Laufleistung über die Rekuperations-Steuerung "herausgerampt",
das heißt nach einigen tausend Kilometern Laufleistung steigt der
CO2-Ausstoß an.

Die DUH wird die für die einzelnen Autokonzerne zuständigen
Staatsanwaltschaften über die ihr vorliegenden Hinweise sowie erste
durchgeführte Tests informieren. Seit einem halben Jahr streitet die
DUH in einem Rechtsverfahren gegen das BMVI um die Herausgabe der
vollständigen Messprotokolle inklusive CO2-Werte. Diese Weigerung des
Ministeriums, die Werte einer abgeschlossenen Untersu¬chung, die vom
Steuerzahler bezahlt wurde nicht zu veröffentlichen, bezeichnet die
DUH als skandalös. Eine offizielle Bekanntmachung dieser Werte würde
es betroffenen Autohaltern erheblich erleichtern, ihre Schadenersatz-
beziehungsweise Kaufrücktrittsansprüche durchzusetzen.

Die DUH hat mittlerweile über zehn Rechtsverfahren gegen das
Bundesverkehrsministerium beziehungsweise das Kraftfahrt-Bundesamt
(KBA) eingeleitet. Diese beziehen sich sowohl auf die Weigerung der
Behörden, dem klageberechtigten Umwelt- und Verbraucherschutzverband
trotz klarer Rechtslage Informationen zum Rückruf sowie zu den
fehlerhaften CO2-Angaben mehrerer VW Modelle, die Ende letzten Jahres
bekannt wurden, zu übermitteln. Weiterhin hat die DUH rechtliche
Schritte zum Entzug der Typgenehmigung für den Opel Insignia gegen
das KBA eingeleitet.

Informationen und Hintergründe:

Prüfberichte Fiat 500x, Mercedes B-Klasse 180 d und Renault Captur:
http://l.duh.de/mw6sv
Das Gutachten von Prof. Remo Klinger zur Abschalteinrichtungen sowie
das Gutachten von Prof. Martin Führ zu Abschalteinrichtung:
http://l.duh.de/mw6sv



Kontakt:

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
0171 3649170, resch(at)duh.de

Dr. Axel Friedrich, Internationaler Verkehrsexperte
0157 71592163, axel.friedrich.berlin(at)googlemail.com

DUH-Pressestelle:
Daniel Hufeisen, Ann-Kathrin Marggraf
030 2400867-20, presse(at)duh.de

www.duh.de, www.twitter.com/umwelthilfe, www.facebook.com/umwelthilfe

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Datum: 23.11.2016 - 11:31 Uhr
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