(ots) - Die bayerische Lebensmittelbehörde hat
auch in diesem Jahr gefährliche Mineralölverunreinigungen in
Schokoladen-Adventskalendern gefunden. Das geht aus einer
Untersuchung des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
(LGL) hervor, deren Ergebnisse auf Antrag der Verbraucherorganisation
foodwatch am Mittwoch veröffentlicht wurden. Drei Produkte - der
Adventskalender "Santa Claus in town" von Netto Markendiscount sowie
die Kalender "Goldora Weihnachtsmann mit Schlitten" und "Goldora
Weihnachtsmann mit Tieren" waren sogar mit den potenziell
krebserregenden und erbgutschädigenden aromatischen Mineralölen
(MOAH) belastet.
- foodwatch fordert Verkaufsstopp und unverzüglichen Rückruf
- Bayerische Behörde verharmlost Gesundheitsgefahren
foodwatch warnte vor dem Verzehr der Schokolade und forderte
Hersteller, Handel und Behörden auf, die belasteten Adventskalender
aus dem Verkauf zu nehmen und öffentlich zurückzurufen. "Eine
Belastung mit aromatischen Mineralölen ist insbesondere für Kinder
unzumutbar - wir erwarten jetzt konsequentes Handeln zum Schutz der
Gesundheit", sagte Johannes Heeg von foodwatch.
Dem bayerischen LGL warf foodwatch vor, die Gesundheitsgefährdung
zu verharmlosen. Die Behörde schreibt auf ihrer Internetseite, dass
"der Verzehr von Adventskalenderschokolade [...] keinen Anlass zur
Besorgnis" gebe. Dies konterkariert nach Auffassung von foodwatch den
Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis, der zufolge selbst Spuren
aromatischer Mineralöle potenziell krebserregend und erbgutschädigend
sind. So verweist die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA darauf,
dass solange aromatische Mineralöle - gleich in welcher Konzentration
- in einem Lebensmittel vorhanden sind, immer von einem
erbgutverändernden Potenzial ausgegangen werden muss ("All MOH
mixtures are mutagenic unless they are treated specifically to remove
MOAH"). Das LGL dagegen weist auf das erbgutverändernde Potenzial
noch nicht einmal hin. foodwatch hält es für angemessen, dass die
Behörde einen Verkaufsstopp sowie einen öffentlichen Rückruf
anordnet.
"Die Beschwichtigungen der bayerischen Behörde sind von der
Wissenschaft nicht gedeckt und im Sinne des Gesundheitsschutzes
inakzeptabel", so Johannes Heeg von foodwatch. "Die Tests zeigen
erneut, dass die Lebensmittelbranche das Mineralölproblem nicht
entschieden genug angeht, solange der Gesetzgeber sie dazu nicht
zwingt. Sichere Grenzwerte und geeignete Verpackungsmaterialien
müssen umgehend gesetzlich vorgeschrieben werden - doch
Bundesernährungsminister Christian Schmidt spielt weiterhin die Rolle
des unbeteiligten Zuschauers. Dass Jahre nach Bekanntwerden des
Problems immer noch belastete Adventskalender auf den Markt kommen,
ist ein gemeinschaftliches Versagen von Herstellern und Politik."
foodwatch hatte lange dafür kämpfen müssen, dass die amtlichen
Messergebnisse überhaupt veröffentlicht werden. In den vergangenen
Jahren waren gesundheitsrelevante, amtliche Testergebnisse entweder
unter Verschluss gehalten oder erst kurz vor Weihnachten
veröffentlicht worden, als der Großteil der Schokolade bereits
verzehrt war. Formale Antragsverfahren sowie Gerichtsverfahren über
mehrere Instanzen waren erforderlich, um die Nennung belasteter
Produkte durchzusetzen. 2015 hatte Netto Markendiscount, der schon
damals ein belastetes Produkt im Angebot hatte, gegen die
Veröffentlichung der Testergebnisse geklagt. Das Unternehmen verlor
zwar in zwei Instanzen, abschließend vor dem Bayerischen
Verwaltungsgerichtshof (Az.: 20 CS 15.2677), verzögerte die
Veröffentlichung durch die Behörde so aber weiter.
In der Untersuchung des LGL waren in zwei weiteren
Adventskalendern ("Feodora Adventskalender Engel mit festlichen
Pralinés" sowie "Weihnachtsmann auf Weihnachtsmarkt" der Windel GmbH
& Co. KG) gesättigte Mineralöle (MOSH) festgestellt worden. MOSH
reichern sich im Körper an und können zu Organschädigungen führen.
Link:
- E-Mail-Aktion für einen besseren Schutz vor Mineralöl in
Lebensmitteln: www.mineraloel-aktion.foodwatch.de
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Quellen und weiterführende Informationen:
- LGL zur Adventskalender-Untersuchung: www.tinyurl.com/zglqwtd
- foodwatch-Hintergrundpapier Mineralöl:
www.mineraloel-hintergrund.foodwatch.de
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zu Mineralöl:
http://tinyurl.com/ovgvtkz
- EFSA Scientific Opinion: http://tinyurl.com/p9kausf
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Pressekontakt:
Martin Rücker
E-Mail: presse(at)foodwatch.de
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