(ots) - Reporter ohne Grenzen (ROG) fordert die
peruanischen Behörden auf, den Mord an dem Journalist Hernán
Choquepata Ordóñez zügig aufzuklären. Während einer Live-Musiksendung
stürmte am vergangenen Sonntag mindestens ein Unbekannter das Studio
seines Senders Radio La Ribereña in Camaná im Süden Perus und schoss
Ordóñez in den Kopf. Dieser starb wenig später auf dem Weg in ein
Krankenhaus (http://t1p.de/9kyj).
"Die Ermittler sollten den Verdacht sehr ernst nehmen, dass Hernán
Ordóñez wegen seiner Arbeit als Journalist ermordet wurde", sagte
ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. "Diese Tat war ein Anschlag auf
Perus Medien insgesamt und darf nicht ungestraft bleiben."
Ordóñez moderierte die Sendung "Habla el Pueblo" ("Die Stadt
spricht"), in der sich Bürger oft über die Behörden beschwerten. Er
selbst übte in der Sendung wiederholt offene Kritik an
Lokalpolitikern, in der Woche vor seiner Ermordung etwa an den
Bürgermeistern von Camaná und dem nahegelegenen Mariscal Cáceres.
Nach Angaben von Kollegen bei seinem Sender hatte Ordóñez in jüngster
Zeit Todesdrohungen erhalten und diese der Polizei gemeldet.
Berichten peruanischer Medien zufolge wurde bei dem Anschlag auch
Studioausrüstung des Radiosenders zerstört (http://t1p.de/s3zi).
Ordóñez hinterlässt eine Frau und zwei Kinder (http://t1p.de/3t00).
DROHUNGEN UND GEWALT GEGEN INVESTIGATIVE JOURNALISTEN
Drohungen und Gewalt gegen Journalisten sind keine Seltenheit in
Peru. Besonders gefährdet sind Medienschaffende, die über
Drogenkriminalität, Korruption, Umweltthemen oder politisches
Missmanagement recherchieren.
Im August erhielt etwa Doris Aguirre, eine bekannte
Investigativjournalistin der renommierten Tageszeitung La República,
anonyme Drohanrufe. Zuvor hatte sie in einer fünfteiligen Serie die
Existenz einer Todesschwadron der Nationalpolizei aufgedeckt, die für
mindestens 27 außergesetzliche Hinrichtungen verantwortlich sein
soll. Die Regierung bestätigte schließlich, dass eine Gruppe von
Polizisten zwischen 2012 und 2015 mutmaßliche Verbrecher bei
vorgeblichen offiziellen Einsätzen hingerichtet hätten
(http://t1p.de/q54o).
Morde an Medienschaffenden sind in Peru im Vergleich zu einigen
anderen Ländern Lateinamerikas zwar relativ selten: Zuletzt wurden im
Jahr 2011 Journalisten eindeutig wegen ihrer Tätigkeit umgebracht
(http://t1p.de/vs5e). Allerdings gab es seitdem mehrere Morde, bei
denen ein Zusammenhang mit der journalistischen Tätigkeit der Opfer
als Motiv zumindest in Betracht kam (http://t1p.de/xff4).
Ein anhaltendes Problem ist die häufige Straflosigkeit für solche
Verbrechen. Noch Ende 2015 konnte der Ex-General und kurzzeitige
Innenminister Daniel Urresti Elera Präsidentschaftskandidat werden,
obwohl er als mutmaßlicher Hintermann des Mordes an dem Journalisten
Hugo BustÃos Saavedra angeklagt war. BustÃos, der über
Menschenrechtsverletzungen im gewalttätigen Konflikt zwischen der
Regierung der ***Rebellengruppe "Leuchtender Pfad" berichtet hatte,
war heute vor genau 28 Jahren in einem Hinterhalt bei Huanta getötet
worden. Urresti war seinerzeit Geheimdienstoffizier auf dem dortigen
Militärstützpunkt (http://t1p.de/um83).
HOHE STRAFEN FÃœR PRESSEVERGEHEN WIE VERLEUMDUNG
Ein weiteres Problem für die Pressefreiheit in Peru sind
Willkürjustiz und die Kriminalisierung von Pressevergehen wie
Verleumdung und übler Nachrede. Diese werden mit hohen Strafen
geahndet, was Selbstzensur begünstigt. In einem der jüngsten Fälle
wurde am 4. September der Chefredakteur der Wochenzeitung Prensa al
DÃa, Ronald Daniel Ormeño, in Haft genommen, weil er die in einem
Verleumdungsprozess verhängte Entschädigungszahlung von 10.000 Soles
(rund 2600 Euro) nicht bezahlte. Ormeño kam erst nach zwei Wochen
frei, nachdem seine Familie und Freunde das Geld für die
Entschädigung aufgebracht hatten.
Daneben wurde gegen den Journalisten eine einjährige, auf
Bewährung ausgesetzte Haftstrafe verhängt. Eine Rechtsanwältin und
Geschäftsführerin einer Universität hatte Ormeño wegen eines Artikels
von 2013 verklagt, in dem er ihr Unregelmäßigkeiten beim Managament
der Universität und falsche Angaben über ihre Qualifikationen
vorgeworfen hatte.
In einem anderen Fall verklagte ein hochrangiger Vertreter der
Regionalregierung von Tumbes im Norden Perus die Journalistin
Milagros RodrÃguez Hidalgo wegen ihrer Berichte über
Korruptionsvorwürfe auf 100.000 Soles (26.000 Euro) Schadenersatz.
Wegen ihrer Berichterstattung erhielt RodrÃguez, die für die Zeitung
Diario Tumbes 21 schreibt und eine Sendung im Fernsehsender La
Hechicera TV moderiert, auch wiederholt anonyme Drohungen
(http://t1p.de/51n1).
Ein weiteres Problem für die Pressefreiheit in Peru ist die starke
Konzentration des Medienbesitzes. Kommende Woche stellt Reporter ohne
Grenzen die Ergebnisse seines Projekts Media Ownership Monitor
(www.reporter-ohne-grenzen.de/mom) vor, für das ein
peruanisch-deutsches Team drei Monate lang die Besitzkonzentration in
der Medienbranche des südamerikanischen Landes untersucht hat.
Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Peru auf Platz 84 von
180 Staaten. Weitere Informationen zur Situation der Journalisten in
den dem südamerikanischen Land finden Sie unter
www.reporter-ohne-grenzen.de/peru.
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