PresseKat - Netto Markendiscount stoppt Verkauf von mineralölbelastetem Adventskalender

Netto Markendiscount stoppt Verkauf von mineralölbelastetem Adventskalender

ID: 1429086

(ots) - Netto Markendiscount hat den Verkauf seines
mineralölbelasteten Schokoladen-Adventskalenders gestoppt. Das
bestätigten Mitarbeiter des Lebensmittelhändlers am Freitag gegenüber
der Verbraucherorganisation foodwatch. Am Mittwoch waren auf Antrag
von foodwatch Untersuchungsergebnisse des bayerischen Landesamts für
Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) bekannt geworden, denen
zufolge der Kalender "Santa Claus in town", von Netto Markendiscount
in Kooperation mit der Umweltorganisation WWF angeboten, mit
aromatischen Mineralölen (MOAH) verunreinigt ist. MOAH gelten als
potenziell krebserregend und erbgutschädigend.

+ foodwatch fordert öffentlichen Rückruf - stiller Rückruf nicht
ausreichend
+ Mineralölverunreinigung war Netto-Kooperationspartner WWF schon
länger bekannt
+ Gesetzgeber darf Lebensmittelsicherheit nicht den Unternehmen
überlassen

foodwatch forderte den Lebensmitteldiscounter auf, nicht nur einen
"stillen" Rückruf - also einen Verkaufsstopp - zu veranlassen,
sondern einen öffentlichen Rückruf. Das Handelsunternehmen Norma hat
zwei ebenfalls belastete Adventskalender der Firma Rübezahl bereits
am Mittwoch öffentlich zurückgerufen. "Es ist die Verantwortung von
Netto Markendiscount, jetzt auch all diejenigen zu informieren, die
das belastete Produkt bereits gekauft haben. Kein Kind sollte diese
Schokolade verzehren", sagte Johannes Heeg von foodwatch.

Die Belastung war zudem schon länger bekannt als bisher
angenommen. Nach eigenen Angaben hatte WWF Anfang November einen
Adventskalender von Netto Markendiscount im Labor analysieren lassen
- auch hierbei wurden aromatische Mineralöle nachgewiesen. Der
Prüfbericht des Labors trägt das Datum 14.11. - weder der WWF noch
Netto Markendiscount machten die Ergebnisse zunächst jedoch publik,
das Handelsunternehmen beließ den Adventskalender im Sortiment. Auch




der WWF forderte offenbar keinen Rückruf sondern ließ es zu, dass der
belastete Adventskalender mit aufgedrucktem WWF-Logo weiterhin an
Kinder bzw. Eltern verkauft wurde. Erst nachdem die Belastung neun
Tage später, am 23.11., durch die von foodwatch beantragte
Veröffentlichung des bayerischen Landesamts ohnehin publik wurde,
informierte der WWF über die eigene Messung. Er erklärte am 23.11.
zudem, kein Geld aus dem Erlös der Kalender von Netto Markendiscount
annehmen zu wollen. Ursprünglich war geplant, dass der WWF je
verkauften Kalender einen Euro für Artenschutzprojekte erhalten
sollte.

Der Fall Netto Markendiscount zeigt aus Sicht von foodwatch
beispielhaft, dass der Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher
vor Mineralölen in Lebensmitteln nicht den Unternehmen überlassen
werden darf:

- Das Mineralölproblem war lange bekannt: Bereits 2015 hatte Netto
Markendiscount den Messungen des bayerischen LGL zufolge einen
MOAH-belasteten Adventskalender im Verkauf. Damals klagte das
Unternehmen sogar gegen die Veröffentlichung der Behördendaten
vor Weihnachten, verlor jedoch in zwei Instanzen.

- 2016 bringt Netto Markendiscount dennoch erneut einen
MOAH-belasteten Kalender in den Handel. Nach Darstellung des WWF
gab es zwar Anstrengungen zur Vermeidung von Mineralöl, etwa
durch eine sorgfältige Auswahl der Verpackungsmaterialien -
diese betrafen aber offenkundig nicht alle möglichen
Mineralölquellen und konnten die MOAH-Verunreinigung der
Schokolade nicht verhindern.

- Am 14.11. stellt das renommierte Berliner Institut Kirchhoff den
Prüfbericht für eine vom WWF beauftragte Analyse aus. Sie zeigt,
dass der Kalender von Netto-Markendiscount erneut mit MOAH
belastet ist.

- Am 23.11. veröffentlicht das LGL auf Antrag von foodwatch
entsprechende Untersuchungsergebnisse. Nun macht auch der WWF
seinen Prüfbericht publik. Der Spitzenverband der
Lebensmittelwirtschaft BLL erklärt am selben Tag, dass ein
Rückruf nicht erforderlich sei. Netto-Konkurrent Norma bewertet
dies offenbar anders und ruft die von ihm vertriebenen,
MOAH-belastete Schokoladenkalender öffentlich zurück - Netto
Markendiscount zunächst nicht.

"Messdaten werden gar nicht erst publik oder erst spät, belastete
Produkte kommen dennoch in den Handel, der Branchenverband wehrt sich
mit Händen und Füßen gegen Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit: Es
gibt kaum einen Fall, in dem die Notwendigkeit regulativer Maßnahmen
so offensichtlich ist wie bei der Mineralölproblematik in der
Lebensmittelwirtschaft", erklärte Johannes Heeg.
"Bundesernährungsminister Christian Schmidt hat es in der Hand, per
Verordnung sichere Grenzwerte festzulegen. Es gibt keinen guten
Grund, dies weiterhin zu unterlassen."

Erneut kritisierte foodwatch die Verharmlosungen der
Gesundheitsgefährdung durch aromatische Mineralöle. Eine
Verunreinigung mit MOAH sei selbst in geringer Konzentration gerade
nicht "unbedenklich". Eine solche Aussage widerspricht nach
Auffassung von foodwatch dem Stand der Wissenschaft, der zufolge
selbst Spuren aromatischer Mineralöle potenziell krebserregend und
erbgutschädigend sind. So verweist die Europäische
Lebensmittelbehörde EFSA darauf, dass solange aromatische Mineralöle
- gleich in welcher Konzentration - in einem Lebensmittel vorhanden
sind, immer von einem erbgutverändernden Potenzial ausgegangen werden
muss ("All MOH mixtures are mutagenic unless they are treated
specifically to remove MOAH").

Link:

- E-Mail-Aktion für einen besseren Schutz vor Mineralöl in
Lebensmitteln www.mineraloel-aktion.foodwatch.de

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Quellen und weiterführende Informationen:

- LGL zur Adventskalender-Untersuchung: www.tinyurl.com/zglqwtd
- WWF zur Belastung des Netto-Markendiscount-Adventskalenders:
www.wwf.de/netto-adventskalender/
- Prüfbericht der vom WWF beauftragten Laboranalyse:
www.tinyurl.com/juvk36q
- foodwatch-Hintergrundpapier Mineralöl:
www.mineraloel-hintergrund.foodwatch.de
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zu Mineralöl:
http://tinyurl.com/ovgvtkz
- EFSA Scientific Opinion: http://tinyurl.com/p9kausf

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Pressekontakt:
Martin Rücker
E-Mail: presse(at)foodwatch.de
Tel.: +49 (0)30 / 24 04 76 - 2 90

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Datum: 25.11.2016 - 10:58 Uhr
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